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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0110
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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

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stocket unbüsfertig hertz, das wir nit allein hievor in zeit des fridens, sonder auch seit-
dem dise Züchtigung des herren angangen, des grosseren theils bewisen haben und noch
für und für beweisen, wir den zorn Gotes über uns grewlich gehauffet haben.
Uff das wir uns aus solchem sehen und bedencken under die mächtige hand Gottes
von gantzem hertzen demütigen170 und zu ihm aus erschlagnem Geist mit dem h. Pro- 5
pheten Daniel schreien und rüffen: Du, Herre, bist gerecht, wir aber müssen uns Sche-
men; ja, Herre, wir, unsere Könige, unsere Fürsten und unsere Vatter müssen uns Sche-
men. Dein aber, Herre, unser Gott, ist die barmhertzigkeit und Vergebung. Dann wir
sind abtrünnig worden und gehorchen nit der stimme unsers Gottes etc. Daher triff et uns
auch der fluch und schwur, der geschriben steht im Gesetze Mose, des knechts Gottes, 10
das wir an ihm gesündiget haben\ Und er hat seine wort gehalten etc. Darumb ligen
wir vor dir mit unserm gebett, nicht uff unser gerechtigkeit, Sonder uff deine grosse
b armh ertzigkeit. Ach Herre, höre! ach Herre, sei genedig! ach Herre, mercke au ff und
thü es und verziehe nit umb dein selbs willen, mein Gott/Daniel 9 [7-12.18f.]. Wa wir
dann also uns vor dem Herren werden recht demütigen und uns zu im von gantzem 15
hertzen bekeren und under das güte und komliche171 joch seines lieben Sons gentzlich
ergeben, allen unseren tröst allein uff sein creutz und tod und uff sein selige ufferstend-
nus setzen und also seine wäre schäfflin sein, sei- | D 3 a | ne stim in allem hören und
deren folgen172 und also seine selige gemeinschafft und zücht immer besser und vol-
kommener bei uns anrichten und halten, so wirt er, unser guter Hirt, der doch sein 20
leben für uns, seine schäfflin, gesetzet173, uns erst recht versamlen zu seiner herd auff die
weid des ewigen lebens, Wird uns auch leichthch abwenden alles, was uns zu schaden
immer möchte erdacht und vorgenomen werden.
Er hat gesagt, und das mag nit feien174: Meine schaffe hören meine stimm, und ich
erkenne sie, und sie folgen mir nach, und ich gib inen das ewig leben, und sie verderben 25
nicht in ewigkeit, und niemand reisset sie aus meiner hand175. Und je mehr uns entfel-
let176 und zerbrichet aller fleischlicher arm, je mechtiger und herrlicher er, unser guter
Hirt, dem doch allein der vatter allen gewalt hat gegeben im himel und erden177, seinen
Götlichen arm zu unserem schütz und heil wurd entblössen und ußstrecken178 vor den
äugen aller Heiden, das alle weit sehe die hilff unsers Gottes, wie er uns verheissen hat 30
Isa. 52 [10]. Er selb würt bei uns sein, das wir kein onglück förchten, ob wir wol durch
den tod hinwandlen müssen. Dann sein steck und stab, das ist sein seliges regiment,
seine heilige zücht in seiner kirchen, wurt uns wol trösten. Psal. 23 [4]. Hat unser lieber
Herre christus seine Kirchen von seinem tod an zwelffe weniger dann dreihundert jar
h) hahen.
170. Vgl. iPetr 5,6.
171. Passende {Lexer 1, Sp. 1670), im Sinne von »sanfte« nach Mt 11,30.
172. Vgl. Jo 10,27.
173. Vgl. Jo 10,12.
174. Das kann nicht trügen / fehlschlagen.
175. Jo 10,27.28.
176. Genommen wird, nicht mehr zur Verfügung steht. Lexer 1, Sp. 562h
177. Vgl. Mt 28,18.
178. Den Arm freimachen und zum Schlage (mit dem Schwert) ausholen.
 
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