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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0109
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EIN SENDBRIEVE MARTINI BUCERI

105

erhöhet hat. Für die gantze menige162 aber des volcks, dieweil die nit selb auch gemein-
lichf mit disen heiligen sich zu Got bekerete und recht bettet, hat er sie auch nit erhöret,
In dem nemlich, das er ihnen ire Policei und Religion alsbalde hette | D 2a | wider
uffgericht und die feind derselbigen gedemietiget163. Die büs der 70 jaren müste zuvor
5 erfüllet werden zu den ehren Gotes, wie dasselbige auch am besten zu besserung alles
Volcks Gottes, das damal und seither gewesen und bis zu end der weit sein würt, dienen
möchte.
Der ewige Gott will ja seine ehr den Götzen noch Götzendienern nit geben164. Er will
sie aber auch durch die, die ihm immer Herre! Herre! sagen und seinen willen doch nit
10 thün165, nit lassen geschmehet werden; Will sie auch von den abgöttischen nit allemal
retten, wenn und wie wir gern sehen, sonder die etwan an den seinen, die durch ir onor-
denlich, oneifrig leben machen, das sein götlicher name von und bei den ongleubigen
grewlichen gelestert8 würt, zuvor rechen, Und also der weit an den grünen und frucht-
baren und aber etwan166 züvil wurmstichichen beumen zeigen, was die dürren und
15 unfruchtbaren beume zu erwarten haben. Der liebe Gott hat allwegen die schmach, die
im von denen, die sich seines namens und Religion fälschlich rhümen, begegnet, in diser
welt zeitlicher167 gestraffet dann die im bewisen haben, die sich öffentlich erzeigen, wes
Gots und geists sie seind.
Derhalben, lieben brüder, laßt uns am gebett und lesen Götliches Worts fleissig und
20 mit höchstem ernst anhalten und betten umb rechte sterckung und mehrung des glau-
bens und des heiligen Geists, uff das wir, hindangestellet alle unsere fleischliche ver-
nunfft und klügheit, auch unseren angeboren stoltz und verderblichen sinn, uns selbs
immer recht zu geben, da wir doch gar kein recht haben, und alle unsere sünd gering zu
schetzen, die doch allzu gros und schwer sind, gerad und stracks sehen mögen mit
2.5 uffgedecktem angesicht und mit von Gott erleuchtem gemüt in die klarheit götliches
gesatzes168, dem himel und erden und alle Creaturen müssen weichen, und in die ge-
rechten urtheil und straffen Gottes, die er an den alten hat erzeiget; Auch in den
| D 2b | finsteren, grewlichen abgrund der so vilen und schweristen sünden und über-
trettung unser selb, unser Obren und vorgesetzten, unser Priester und Seelsorger und
30 des gantzen volcks; Und insonderheit in das so gar erschrockliche und verstockte ver-
achten der reichen güte Gottes169, die er uns in disen 27 jaren bewisen, Auch seiner so
grossen gedult und langmütigkeit, dardurch er uns bisher noch so vätterlich verschonet
und also zur waren büs wollen anfüren und bringen, Durch welches verachten und ver-

f) gemeiulich. - g) gelestett.
162. Menge, Masse. Schmidt, S. 239.
163. Erniedrigt, in den Staub geworfen, niedergeschlagen.
164. Lexer 1, Sp. 425.
164. Vgl. Jes 42,8.
165. Vgl. Lk 6,46.
166. Zuweilen auch. Götze, S. 2.
167. Eher.
168. Vgl. zKor 3,18.
169. Vgl. Ro 2,4.
 
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