ii. DER PREDIGER SUPPLICATION
537
Dokument n
Der Prediger Supplication an den Rat1
(4- Juli 1548)
[125a] Streng, Edel, feste, fursichtige, Ersame, weisea gnfädige] Herren! Der Herre sagt:
wee dem, durch den ergernüs komet2 vnd furnemlich in Sachen des glaubens!13 Dieweil
er dannc vermercket, das eind wort in vnserem letsten bedacht3, wie bei der Kaiserli¬
chen] Mfaiestet], vnserem aller gnedigsten Herren, möchte das Interim abzubitten sein4,
5 hat Bwöllen bei etlichen ergerlich6 verstanden werden5, hat vns vnser gewissen getriben,
solche ergernüs inn diser hochwichtigsten Sachen, darin der Stat zeitlichs vnd ewiges
verderben stoht, so fil an vns, abzuwenden, das wollen E[wer] gn[aden] christlich von
vns verstohn.
Als wir im anfang gemelts Bedachts gesetzet6, das wir inn den lehr articulen des Inte-
10 rims fast die gründe finden christlicher lehre, die wir vermöge göttlicher Schrifften vnd
vnser Confession hie lehren7, Das solle von etlichen dahin verstanden werden, als obf
die lehre des Interims vnd vnser Confession im gründ ein lehr were vnd wurde allein jm
Interim mit getwas anderen worteng, ob denen einem Christen nit hoch zu streiten sein
a) fehlt Ke. - b) danach zwölf Zeilen gestr. Ke.
c) fehlt Ke; add. Kr. - d) korr. aus: ettlich Ke.
e) -e) korr. aus: bey ettlichen wollen zu ergernuuß Ke.
f) gestr.: das Interim Ke. - g)—g) korr. aus: etlichen Worten den gegeben Ke.
1. Die >Supplication< hat die Form eines Briefes der Prediger an den Rat. Sie wurde am 4. Juli
1548 im Rat gelesen und besprochen: »productum vor Rhet vnd XXI den 4. Julij Anno 48.« (AA
563a, f.i28b). Man sandte das Original an die Straßburger Gesandten in Augsburg. Zur Erklärung
war ein Zettel beigefügt (a.a.O., f. 133 a) mit folgendem Wortlaut: »Vnnß haben die Predicanten der
kürtzeren schrifft halben erst heut jr bedencken schrifftlich fürbringen laßen, vnd dieweill es aber jn
der eyl nit hatt mögen abgeschriben werden, So schicken wir euch daßelbige Original, jr mainung
Auch darauß zuuernemmen. - Datum ut in literis. Mittwoch, 4. Julij xlviij.« Gleichzeitig wurde,
wie aus dem beigefügten Brief vom gleichen Tage (a.a.O., f. iz^ff. — vgl. Pol. Cor. 4, S. iozif.) her-
vorgeht, auch die große Schrift vom 27. Juni den Gesandten zugestellt. Für weitere Einzelheiten
vgl. die Einleitung, S. 481 ff.
2. Vgl. Mt 18,7; Lk 17,1.
3. >Deliberation vnd Ratschlag< vom 27. Juni (AST 175, f. 219b): »... sehen wir wol, das in den
Articulen dieser schrifft, so die lehr belangen, fil vß der h. schrifft vnd recht apostolischer lehre, wie
wir die aus gottes gnaden nun so lange getrieben vnd auch in vnseren beden augspurgischen Confes-
sionen bekandt haben, furbracht ist, wider das vff jenem thail bißher geleret worden vnnd noch
geleret wirt, auch wieder das im Triendtschen Concilj bey Bann vnnd ewiger vermaledeyung be-
schlossen vnnd gepotten ist ...«.
4. Freibitten. Befreiung vom ... zu erbitten sein.
5. Anstoß erregt.
6. Vgl. Zitat, Anm. 3.
7. Noch einmal spricht B. eine positive Wertung des Interims aus, und zwar am Anfang des
zweiten Teils des großen Bedachts (a.a.O., f. 223 b oben), wo er von den ersten 8 Artikeln sagt: »...
vnd ist in dieser lehr, wenig ort außgenomen, eben das gesetzet, das auch wir aus göttlichen schriff-
ten in vnser Confession bekennet vnd von anfang vnsers diensts alhie geprediget vnd geschrieben
haben, vnnd welchs die gegengelerten so vil jar gantz schwerlich widerfochten vnd das Trientisch
concilium jungst grewlich vnd außdrucklich in mehr stucken verdammet vnd verbannet hatt.«
537
Dokument n
Der Prediger Supplication an den Rat1
(4- Juli 1548)
[125a] Streng, Edel, feste, fursichtige, Ersame, weisea gnfädige] Herren! Der Herre sagt:
wee dem, durch den ergernüs komet2 vnd furnemlich in Sachen des glaubens!13 Dieweil
er dannc vermercket, das eind wort in vnserem letsten bedacht3, wie bei der Kaiserli¬
chen] Mfaiestet], vnserem aller gnedigsten Herren, möchte das Interim abzubitten sein4,
5 hat Bwöllen bei etlichen ergerlich6 verstanden werden5, hat vns vnser gewissen getriben,
solche ergernüs inn diser hochwichtigsten Sachen, darin der Stat zeitlichs vnd ewiges
verderben stoht, so fil an vns, abzuwenden, das wollen E[wer] gn[aden] christlich von
vns verstohn.
Als wir im anfang gemelts Bedachts gesetzet6, das wir inn den lehr articulen des Inte-
10 rims fast die gründe finden christlicher lehre, die wir vermöge göttlicher Schrifften vnd
vnser Confession hie lehren7, Das solle von etlichen dahin verstanden werden, als obf
die lehre des Interims vnd vnser Confession im gründ ein lehr were vnd wurde allein jm
Interim mit getwas anderen worteng, ob denen einem Christen nit hoch zu streiten sein
a) fehlt Ke. - b) danach zwölf Zeilen gestr. Ke.
c) fehlt Ke; add. Kr. - d) korr. aus: ettlich Ke.
e) -e) korr. aus: bey ettlichen wollen zu ergernuuß Ke.
f) gestr.: das Interim Ke. - g)—g) korr. aus: etlichen Worten den gegeben Ke.
1. Die >Supplication< hat die Form eines Briefes der Prediger an den Rat. Sie wurde am 4. Juli
1548 im Rat gelesen und besprochen: »productum vor Rhet vnd XXI den 4. Julij Anno 48.« (AA
563a, f.i28b). Man sandte das Original an die Straßburger Gesandten in Augsburg. Zur Erklärung
war ein Zettel beigefügt (a.a.O., f. 133 a) mit folgendem Wortlaut: »Vnnß haben die Predicanten der
kürtzeren schrifft halben erst heut jr bedencken schrifftlich fürbringen laßen, vnd dieweill es aber jn
der eyl nit hatt mögen abgeschriben werden, So schicken wir euch daßelbige Original, jr mainung
Auch darauß zuuernemmen. - Datum ut in literis. Mittwoch, 4. Julij xlviij.« Gleichzeitig wurde,
wie aus dem beigefügten Brief vom gleichen Tage (a.a.O., f. iz^ff. — vgl. Pol. Cor. 4, S. iozif.) her-
vorgeht, auch die große Schrift vom 27. Juni den Gesandten zugestellt. Für weitere Einzelheiten
vgl. die Einleitung, S. 481 ff.
2. Vgl. Mt 18,7; Lk 17,1.
3. >Deliberation vnd Ratschlag< vom 27. Juni (AST 175, f. 219b): »... sehen wir wol, das in den
Articulen dieser schrifft, so die lehr belangen, fil vß der h. schrifft vnd recht apostolischer lehre, wie
wir die aus gottes gnaden nun so lange getrieben vnd auch in vnseren beden augspurgischen Confes-
sionen bekandt haben, furbracht ist, wider das vff jenem thail bißher geleret worden vnnd noch
geleret wirt, auch wieder das im Triendtschen Concilj bey Bann vnnd ewiger vermaledeyung be-
schlossen vnnd gepotten ist ...«.
4. Freibitten. Befreiung vom ... zu erbitten sein.
5. Anstoß erregt.
6. Vgl. Zitat, Anm. 3.
7. Noch einmal spricht B. eine positive Wertung des Interims aus, und zwar am Anfang des
zweiten Teils des großen Bedachts (a.a.O., f. 223 b oben), wo er von den ersten 8 Artikeln sagt: »...
vnd ist in dieser lehr, wenig ort außgenomen, eben das gesetzet, das auch wir aus göttlichen schriff-
ten in vnser Confession bekennet vnd von anfang vnsers diensts alhie geprediget vnd geschrieben
haben, vnnd welchs die gegengelerten so vil jar gantz schwerlich widerfochten vnd das Trientisch
concilium jungst grewlich vnd außdrucklich in mehr stucken verdammet vnd verbannet hatt.«