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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0315
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7. ETLICHE SCHRIFFTEN

311
Dokument 7
Etliche Schrifften an die andern prediger
(21. November 1547)
Am 11. November 1547 hatten die StraßburgerPrediger Bucer, Fagius, Marbach, Leng-
lin und Schnell an ihre Amtsbrüder Hedio, Zell, Nigri und Steinlin, die in der Frage der
Einrichtung von »Christlichen Gemeinschaften« mit ihnen uneins waren, ein Schreiben
gerichtet, das den bezeichnenden Namen >Ermanschrifft< (s. oben) erhalten hatte. Darin
hatten sie den vier Dissentierenden am Schluß fünf Fragen gestellt und um deren Beant-
wortung gebeten. Inzwischen waren zehn Tage vergangen, und es war keine Antwort
erfolgt. Nur Hedio hatte in einer eigenen Schrift an den Rat zu dem Anliegen der Pfar-
rer um Bucer Stellung genommen1. So ließen Bucer und seine Freunde der ersten eine
zweite Schrift in Briefform folgen. Diese entstand am 21. November 1547. Was zur
Sache selbst zu sagen ist, ist in der Einleitung zur >Ermanschrifft< gesagt worden. Der
Dissensus im Predigerkollegium war begründeter Anlaß zur Sorge, und man versteht
das Drängen Bucers, wenn man daran denkt, wie mit jedem Monat die Situation der
Kirche wie der Stadt schwieriger wurde. Die kaiserlichen Räte und die bischöflichen
Vertreter drängten auf Durchführung der Bedingungen der »Unterwerfung«, und das
Konzil zu Trient drohte, eine Verschärfung der Gesamtsituation zu bringen. Auf der
anderen Seite wurden die Gemeinden immer unruhiger. Da mußte alles versucht wer-
den, um den Kreis der Pfarrer zusammenzuhalten.

Inhalt der Schrift
Nach zehn Tagen des Wartens ist noch keine Antwort auf das Schreiben vom 11. 11.
1547 (>Ermanschrifft<) erfolgt, das die Unterzeichneten Bucer, Fagius, Marbach, Lenglin
und Schnell an Hedio, Zell, Nigri und Steinlin gerichtet haben. So werden diese vier
noch einmal sehr dringend und herzlich gebeten, die ihnen vorgelegten Fragen zu beant-
worten2. Der Versuch, die Straßburger Kirche auf dem Wege der Bildung von Gemein-
dekernen (»Christliche Gemeinschaft« genannt) zu erneuern, müßte von der gesamten
1. Wir besitzen von dieser Eingabe Hedios zwei Abschriften in AST 84, Nr. 49 und AST 166, f.
i4dbff. Beide haben den Titel >D. Caspar Hedionis bedencken von anordnung guter zücht vnd
christlicher erbarkeit<. Dabei ist in AST 84 das ursprüngliche, aber sicher falsche »D. Buceri«
gestrichen und durch »D. Caspar Hedionis« ersetzt worden. Dieses Gutachten Hedios hat eine
besondere Bearbeitung erfahren und ist in der Festschrift für R. Stupperich veröffentlicht worden.
Vgl. W. Bellardi: Ein Bedacht Hedios zur Kirchenzucht in Straßburg aus dem Jahre 1547. In: Bucer
und seine Zeit. Forschungsbeiträge und Bibliographie. Hrsg, von M. de Kroon u. F. Krüger. Veröf-
fentlichungen des Inst. f. Europäische Geschichte Mainz 80. Wiesbaden 1976. S. 117-132.
2. Diese fünf Fragen liegen uns in 5 verschiedenen Abschriften vor. Auch sie sind im Zusammen-
hang mit der erwähnten >Ermanschrifft< besonders bearbeitet worden. Ihr Inhalt sei schon hier kurz
zusammengefaßt: i. Sollten wir uns nicht um die Verwirklichung von Gemeinschaft und Zucht in
den Gemeinden ernstlich mühen? 2. Pfarrer und Gemeindeglieder müßten sich dazu besser kennen,
- sollten wir uns nicht unseren Gemeindegliedern gegenüber viel offener zeigen? 3. Brauchen wir
dazu nicht freie Aussprachen der Gemeindeglieder mit ihren Pfarrern und auch untereinander? 4.
 
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