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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0295
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6. ERMANSCHRIFFT

291

Dokument 6
ERMANSCHRIFFT
An vnnsere geliebten bruderen vnnd mit dienern Christi, D. Casparn Hedion,
M. Mathaeum Celium, M. Dieboldten Nigrum vnd Johannem Steinlinum.
Die vbrigen Prediger alhie wegen verhüetung eines besorgenden Schismatis.
Die vorliegende Schrift - ihrem Inhalt entsprechend abgekürzt >Ermanschrifft< genannt
- ist ein Rundschreiben, das die fünf Pfarrer, die für eine Erneuerung der Kirche im
Sinne einer zweiten Reformation durch die Einrichtung von »Christlichen Gemein-
schaften« eintraten (Bucer, Fagius, Marbach, Lenglin und Schnell), an ihre vier Amts-
brüder richteten, die sich diesen Plänen gegenüber zumindest zurückhaltend und ab-
wartend verhielten (Zell, Nigri, Steinlin und Hedio). Die drei Erstgenannten hatten ihre
Haltung mit Altersbeschwerden und Amtsüberlastung begründet, während bei Hedio
mehr grundsätzliche Bedenken bestanden. Er hatte diese in einem >Bedencken von
anordnung guter zücht vnd christlicher erbarkeit< dem Rat zur Kenntnis gegeben. Vgl.
Einleitung zu >Etliche schrifftem, S. 311 f. Hedios Bedacht ist veröffentlicht von W. Bel-
Zardz in: Bucer und seine Zeit. Wiesbaden. 1976. S. 117-132.
Durch diese Meinungsverschiedenheit im Predigerkollegium waren Bucer und seine
Freunde auch dem Rat gegenüber in eine schwierige Lage geraten. Die Vorgänge vom 8.
November 1547 an Jung St. Peter kamen verschärfend hinzu: Paul Fagius hatte, entge-
gen der ausdrücklichen Anweisung des Rates vom 31. 10. und 7. 11., an einer Zusam-
menkunft seiner »Christlichen Gemeinschaft« teilgenommen. Die Absender der >Er-
manschrift< versuchen, in werbenden, fast beschwörend zu nennenden Ausführungen,
die Einmütigkeit des Predigerkreises wiederherzustellen. Sie begründen das begonnene
Werk biblisch, theologisch und kirchenpolitisch. Abschließend stellen sie den Ange-
sprochenen fünf Gewissensfragen, auf die sie Antwort erbitten. (Vgl. dazu W. Bellardi,
Die Geschichte, S. 3 8 ff. und die Einleitungen zu >Kurtzer vnderricht vnd grunde< und
>Etliche schrifftem.)
Die Handschriften
Das Anschreiben der Pfarrer Bucer, Fagius, Marbach, Lenglin und Schnell an ihre
Amtsbrüder Hedio, Zell, Nigri und Steinlin ist auf den 11. November 1547 datiert und
liegt uns in vier Abschriften vor.
A: AST 84 (48), Nr. 51. Titel: n. Noufember] 1547 - An vnnsere geliebten bruderen
vnnd mit dienern Christi, D. Casparn Hedion, M. Mathaeum Celium, M. Diebold-
ten Nigrum vnd Johannem Steinlinum. - Darunter ist von anderer Hand zugefügt:
Die vbrigen Prediger alhie wegen verhüetung eines besorgenden Schismatis.
Die Handschrift stammt aus gleichzeitiger Schreiberhand und trägt die nicht eigen-
händigen fünf Namensunterschriften der Absender. Sie ist ein vollständiges Exem-
plar wie C, hat aber über die korrigierte Vorlage B hinaus verschiedene neue Kor-
rekturen meist stilistischer Art. Sie bietet die endgültige Textform und wurde des-
halb für die Edition ausgewählt. Das uns erhaltene Exemplar könnte für Hedio und
Zell bestimmt gewesen sein, wofür es gewisse Anzeichen gibt, die in den Apparaten
 
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