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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0141
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EIN SUMMARISCHER VERGRIFF

137

Erstlich142, das ein jeder auff seinen brüder und die gemeinen vorgesetzten Seelsorger
über die gantze Gemeinden ein Christlichs auffsehen haben sollen, und welche sie in
siinden begreiffen143, die zur besserung vermanen, in geheim, so die sünd heimlich sind,
öffentlich, wa sie öffentlich sind. In dem man solche barmhertzigkeit und bescheiden-
heit144 gegen den sündigen brüderen solle beweisen, es seie in besonderer geheim145,
er146 oder mit zeügen oder in der öffentlichen straff der öffentlichen sünden, damit man
die sünder dem Herrn, so vil er imer geben will, gewinnen möge.
Wa aber das, wann alles nach der Ordnung des Herren | D ia | und befelch des h.
Geists ist versuchet worden, nit will helffen, so sollen solche hartneckichte sünder auch
von der gantzen gemeinden Christi wegen gestraffet und zur besserung vermanet wer-
den147. Und so jemand auch die Gemeinde Christi nit hören und sich zur besserung
seiner jetz öffentlichen lästeren und egernussen nit wolte vermögen148 lassen, dieselbi-
gen sollen dann, wie der Herre gebotten149, auff das nit ein wenig saurteig den gantzen
teig der Christlichen gemein versewre und verderbe, als Heiden und Publicanen gehal-
ten150 und zu der gemeinschafft des Herren nit wider gelassen werden, sie beweisen sich
dann als die der gnaden Gottes warlich begeren und sich zu besseren von hertzen fürge-
nomen haben.
Also sollen auch alle, die in schwere sünde fallen151, damit sie die Gemeinde Gottes
und andere leüth gefehrlich verergeret haben, ein zeitlang zur büs gebunden werden, sie
damit in ernste erkantnus und rew der sünden und zu hertzlicherem suchen der gnaden
Gottes und zu besserung ires lebens zu bewegen und zu treiben. In welchen banden
man sie halten solle, bis sie der Gemeinden Christi ire rewe der sünden und ir begirde
und sehnen nach der gnaden Gottes und gemeinschafft Christi sampt irem steiffen
fürsatz, sich zu besseren, durch wäre frücht der büss genügsam bewisen haben. In dem
beide, der eifer Gottes für seine Gemeinden und die barmhertzigkeit und bescheidenheit
gegen den büssenden, sollen gehalten und erzeiget werden; Wie uns das vom Herren
und seinem h. Geist ist gebotten und in exempeln vorgeschriben Nume. xii [10-15] an
Maria, der Schwester Mose; i.Corinth, v [3-5] und ii.Corinth, ii [5-8] und vii [10.11] an
dem Corinther, der sich mit so schwerer onzucht übersehen152 hat; Und auch in dem,
das der Herre an der frawen, die ein Sünderin genant wirt Luc. vii [36-50] und an dem
Petro bewisen hat Math, xxvi [33-35-74-75] und xvi [7]s.
s) am Schluß des Textes (Fza und 2 b) steht als Corrigendum ein Nachtrag zum 20. Artikel mit
der Überschrift: »Ein Anhang an dem xx. Articul übersehen«. Er umfaßt den Absatz »Wir bekennen
... gebrauchen sollen.« und ist hier eingefügt.
142. Matth, xviii [15-18]. Gemeines brüderliches auffsehen und straffen. i.Tim. ©[1.2], [Marg.].
143. Antreffen, erwischen. Götze, S. 24.
144. Bescheidenheit, die aus Bescheid wissen resultiert.
145. Heimlichkeit. Götze, S. 98. 146. Eher, zuvor.
147. Öffentliche straff der sünder. [Marg.].
148. Anleiten, bewegen.
149. i.Cor. v [3-5.11-13]. Christlicher Bann und Absolution. [Marg.].
150. Vgl. Mt 13,33; 18,17.
151. Mat. xvi [19]. xviii [18]. ii. Co. vii [1]. Binden zur büs von wegen der gröberen sünden.
 
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