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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0177
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i. VON DER KIRCHEN MENGEL VNND FÄHL

173

auch diße weyß zu absoluieren, so biß her jnn vnsern kirchenn breuchlich geweßen, do
man jederman on vnderscheidt in die gemein97 die absolution sprichtt, vnder welchenn
allwegen das mehr theyl98 99 vnnd gewißlich der größer hauff vnwirdig vnd ir nit fehig ist,
nit kan für die rechte weiß, der absolution zügebrauchen, gehakten werden, die doch
5 vnser herr Christus zu einem sonderlichen tröst vnd schätz seiner kirchen geben hatt.
Wie dann leicht sollichs vß der Euangelischen histori vnd der ersten Christenlichen
kirchen Zusehen ist, das vil ein andere weiß zu absoluieren gebraucht worden. Denn ob
wol Johannes der Tauff er ein gemeiner des gantzen jüdischen volcks prediger war vnd
alles volck zu der | b 3 a | Buß vermanet, so teuffet er doch keine nicht, Das ist: er ver-
10 trostett niemands der Vergebung der sund vnd der errettung des künfftigen zorns, das
eben die rechte absolutio ist, die nicht zuuor ihre sund erkenneten, ein bußfertig leben
züsagten vnnd der Tauffe begerten, wie denn geschribben stat: bekanten ire sunde vnd
ließen sich tauffen von ihm im Jordan".
Also auch vnser lieber herr Christus, ob er wol ein gemeiner heiland war der gantzen
15 weit vnd darumb körnen, sein volck selig zümachen von ihren sunden, auch sein Euan-
gelium an allen enden vnd ortthen frey öffentlich iederman verkundigett, iedoch so hakt
er einen großen vnderscheidt der personen, wann er die absolution vßteilen will, als
Luce am funfften [17-32]: ob schon ein große menge volcks sein lehr vnd predig anhö-
rett, So spricht er doch die absolutio nitt allen jn gemein, denn sie waren ir auch nicht
20 fehig, wie bald hernach gnügsam beweisett der Phariseer lesteren, sonder allein dem
armen gichtbruchigen menschen, der on zweyuel nitt allein seine äußerliche kranckheit
erkennett, sonder auch der selbigen vrsach, die sunde, vnnd derhalben des trosts not-
turfftig100, sein erschrocken gewiße vnd hertz widder vffzürichten vnnd züstercken,
mitt den lieplichen wortthen: Sey getrost, mein son etc.101.
25 Eben dißen vnderscheidt haben auch die lieben Apostel gehakten, wie wir lesen
Actorum am andern [3 7-3 9]102, Das, wiewol Petrus öffentlich vff dem platz zu Jherusa-
lem103 allem volck, frembden vnd anheimschen104, das Euangelium predigen vnd der
Zuhörer vil tusent waren, so werden sie doch nicht all jnn die gemein absoluiertt, sonder
allein die, denen Petri predig durchs hertz gangen war, jhre sünd nun fuletenn vnd
30 erkandten vnnd derhalben zu Petro vnnd den andern Apostlen sprachenn: Ihr menner,
lieben brueder, was sollen wir thun? Solche hören die tröstliche absolution von Verge-
bung solcher ihrer begangenen | b 3 b | sunden, da Petrus sprichtt: thüt büße vnnd laße
sich ein jeder tauffen vff den namen Ihesü Christi zu Vergebung der sunde, denn ewer
vnnd euwer kinder ist diße Verheißung etc.
35 Diße waren auch demnach allein für brueder vndereinander vnnd glidder der gemein
97. In die Gemeinde hinein.
98. Mehrheit.
99. Mt 3,6.
100. Bedürftig.
101. Mt 9,2.
102. Zweiten (Kap.).
103. Zwischen der Schreibung von j und J ist meistens kein Unterschied festzustellen. Dagegen
sind i und I deutlicher zu unterscheiden, auch I gegenüber J. Vgl. dazu Einleitung: Bemerkungen
zur Edition. Entscheidung je nach Einzelfall.
104. Ortsansässigen.
 
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