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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0189
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i. VON DER KIRCHEN MENGEL VNND FÄHL

I85

nun zweyen oder dreyen, so von den andern erwehlet worden, sampt den kirchenpfle-
gern hette als bald der pfarrherr seinen geneigten guthen willen gegen der kirchen, souil
seinen gantzen dienst belangett, angebotten mitt kurtzer bekantnuß seiner lehr - an
welcher, so sie ettwas mangel wüsten, möchten sie weither fragen - vnnd daneben in
5 begebung181 aller bruederlichen Warnung vnd straff, so jm von jnnen seines ampts,
lebens oder gantzes haußgesinds halben widerfaren möchte. Hiegegen hetten auch
dergleichen solche erwölete Ehesten, in gegenwertigkeit der andern allen, erstlich jhre
bekantnuß des glaubens gethon, an welcher, wo ettwas mangel, möchte der pfarrher
weiter fragen. Zum andern, das sie ein Erbarn Christlichen wandel füren vnd sich aller
10 Warnung vnd straff der kirchen vnderwerffen woltten, versprochen. Zum dritten züge-
sagtt, das sie nach jhrem besten vermugen jhrem pfarrhern, züerhalten Christliche
gemeinschafftt, verholffen sein182 wolten; welcher Nammen denn so bald obenan jnn
ein sonderlich darzü bereit büch geschribben werden soltthen, daruff were jederman vff
diß mal wider heimgelaßen worden.
15 Nach dißem zu einer andern gelegnen zeitt were der Pfarrher mit seinen Ehesten vnd
kirchenpfleger wider züsamenkomen vnd hetten dann ettliche auß denen, so nehstuer-
schinnen183 by einander gewesen, zu sich gefordert sampt jrem haußgesind oder aber,
wo sollichs nicht kommelich geschehenn möchte, selbs zu jhnen jnn jre heußer gangen,
doch mitt vor anzeigung184, vnnd sie vff nachuolgende drey puncten examiniertt. Zum
20 ersten von der lehr vnd heiligen Sacramenten, dorin dann die wor, rechtt einigkeit dißer
Christlichen gemeinschafftt stehn wirt; vnd solches befragen soltthe beschehen nach
Ordnung vnserer bekandtnuß des glaubens, so dem keyser vnnd Stenden des Reichs zu
Augspurg vbergeben worden, als was von der Erbsund, dem gesetz, dem h. Euangelio,
von gütthen | c 6a | Wercken, von Christlicher freyheit zuhaltten sey. Item was sie
25 haltthen von der Tauffe, dem nachtmal des herren vnnd der h. Absolution. Wo nun jnn
dißen stucken mangel erfunden, hette der Pfarrher vnderricht gethon souil vnnd lang,
biß sollichs verbeßertt wurde; wo aber sollichs vff das selb mal nit muglich, hette er
jm185 die selbigen puncten verzeichnet vnd zu anderer zeit mitt der mangelhafftigen
person, imer nach gelegenheit der Sachen, weiter gehandeltt. Weiter sollen auch die
30 kinder vnd alle Ehegaltthenz in dem Catechismo gefragt werden, ob sie den selbigen
gelernet haben vnnd was Verstands sie daruß empfangen. Solch freuntlich gesprech
wurde mehr bei einfältigen leuthen frucht bringen denn etwaa lang vnd vil predigen,
were auch daruß güt züsehen, was sich die leuth auß den predigen am verstand göttlichs
worts beßerten vnd woran mangel erfunden, dauon von der Cantzel beßerer berichtt
35 solthe gethon werden.

z) Ehegatten; wahrscheinlich Schreibfehler. Die Korrektur der Hs. ist flüchtig und vermutlich in
Eile erfolgt.
a) möglich auch: etwo; zu erklären vielleicht dadurch, daß das Wort am Zeilenende steht.
181. In Unterstellung unter alle.
182.. Behilflich sein.
183. Vor kurzem.
184. Nach vorheriger Anmeldung.
185. Sich.
 
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