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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0236
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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

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ein ieden erbarn man, der das erkennete, nit schuldig alles das, dadurch solich übel zu
verhinderen vnd zu wehren, durch sich selb vnd andere furzunemen vnd zu thun, das
ein ieder nach seinem ampt vnnd wesen vermöchte, es were mit warnen, anzeigen vnd
straffen, vnd was darzu dienen könde, das solcher mord vermitten197 blibe.
| [21b] | Nunn ist aber bei allen Christen wol bewißt, das die leuth sich durch das gifft 5
vnd schwert des zudrinckens einander an der Seelen ewiglich ermorden vnd iren so fil
auch ann dem leib zu dem, das sie auch die gantze Gemeinde mit solcher jrer onsin-
nigkeit198 vffs geferlichst vnd verderblichst beschedigenn. Dan der ontregliche Gottes
zorn dadurch über ein gantz Gemeinde angezündet wirt, in deren man solchem läster
nit mit war gottseligem ernst wehret. So werden auch dadurch so fil edler gemüter vnd 10
leib, die sunst einer gantzen gemein zu grossem nutz vnd ehren dienenn möchten,
jämerlich verderbet vnd allerlei schänd vnd läster eingefüret vnd schäm vnd scheuh-
loß199 gemacht.
Von besserung des nechtlichen schreyens vnd mutwillens.
Auß allem vorgesetzten hat man auch leicht zuerkennen, mit was ernst man auch weh- 15
ren solte dem nechtlichen onzeytigen200 spacieren, hofieren201 vnd schreien vff den
gassen, da durch so fil verwundens vnd mordt offt furgoth sampt allerlei schänd vnd
läster.
Da were auch not zu, das die scharwacht202 mit gar anderen leuthen, dan sie ietzt ist,
besetzet wirde. 2.0

Von besserung des Sibenden vbels der verfortheilung203
vnd beschwerung204 des nehistenn.

Wie erschrockliche plagen der almechtige seinem volck von wegen dises vbels trew-
het205, hat man in den propheten allethalben wol zu lesen. Man betrachte allein die
ernste red des Herren, Jeremiae am 6. [11-13]: Darumb bin ich des Herren trewhen so 25
fol, das ichs nit lassen kan. Schitte auß [über] beide, über kinder vff | [22 a] | den gassen
vnd über die manschafft im Rath mit einander, dan es sollen bede, man vnd weib, beide,
alt vnd der wolbetagte, gefangen werden, jre heuser sollen den frembdenn zu theil
werden sampt den eckeren20^ vnd weibem. Dan ich wil meine hand ausstrecken, spricht
der Herre, über des landes einwohner. Dan sie geitzen207 allesampt, klein vnd groß, vnd 30
beide, propheten vnd priester. Sie ghen all mit betrug vmb.
197. Vermieden.
198. Leichtsinn, Unsinn, Tollheit.
199. Hemmungslos.
200. Unpassenden (der Zeit nach).
201. Flirten (durch Singen und Ständchenbringen).
202. Nachtwache (Polizeistreife).
203. Des Übervorteilens.
204. Schädigung.
205. Androht.
206. Äckern (Grundbesitz). 207. Sind habgierig.
 
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