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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0237
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3. WEGEN ABSCHAFFUNG GROBER LASTER

233

Dieweil auch niemand kan sich vff solche onbilliche beschwerdenn208 des nehesten
begeben vnd wollen mit ander leut schaden reich vnd groß werden, er habe dann an der
ewigen güte vnd miltigkeit209 Gottes verzaget oder glaube dero nicht vnd meine, wa er
fil zeitlich gelt vnd guts möge zusamen bringen, so werde er haben, was er begeret.
5 So hat der H. Paulus das verfortheilen des nehisten ein getzendienst geheissen210, Wie
dan der herre selbs auch den Mammon, das ist reichtumb, zum abgot211 machet vnd
zeuget, das, der disem abgott dienet, das ist nach reichtumb strebet, wie er kan, mit
recht vnd onrecht, dem waren Gott nit dienen möge212. So zeuget auch der h. Paulus,
das die, so reich wollen werden, fallen in Versuchung vnd stricke und fil thorechter vnd
10 schädlicher lüste, welche versencken die menschen ins verderben vnd verdamnüs. Dan
geitz ist ein wurtzel alles vbels, welcher hat ettliche gelüstet vnd sind vom glauben jrre
gangen vnd haben | [22 b] | sich selbs gemenget213 vnder vill schmertzen2^.
Der wegen hat der liebe Paulus auch gezeuget, das die kein theil am reich Gottes
haben mögen, die mit dem läster behafftet sind, das sie jmer jr vortheil suchen vnd
15 wollen mehr haben, dan sich gepuret, 1 Corinth. 6 [9. 10] vnd Ephes. 5 [5].
Nun weiß man aber wol, was schwerer klage dises lasters halben vber fiel leuth in
disser stat gange von frembden vnd heimischen vnd das auch deshalb grosser neid215
vnd haß über die gantze stat allenthalben erwecket wirt.
Dieweil nun dem also, hat ein ieder Christ wol zu erkennen, wa man sich zu Gott
20 recht will bekeren, das man auch von dissem läster gentzlich absthen muß, vnd wer
gestolen vnd seinen nechsten irget in einem geschefft verfortheilet vnd onbillich be-
schweret, das nit meher thu vnd wie Zacheus bereit seie, wa er iemand betrogenn vnd
verfortheilet, jm das fierfeltig widerzugeben216, Vnd wa leut in einer Gemeinden sind,
die in solchem vbel wolten verharren, das die in der christlichenn gemeinden nit sollen
25 geduldet werden.
Vnd so der liebe Gott der Oberkeit also ernstlich gepeutet, das sie mit allen trewen
vnd ernst da vor seie, das die armenn, die witwen, waisen, frembdlingen noch iemands
in seinem volck verfortheilet vnd beschwert werde in einigen weg217, Hat auch diß ein
ieder Christ wol zu erkennen, wie nötig seie, das | [23 a]| die oberkeit alhiez wol vffwa-
30 ehe vnd mit grossem ernst versehe vnd verschaffe, das diß übel mit der that abgetriben
vnd verhietet werde.
Will man aber das thun, wie mans vor Gott schuldig, so muß man warlich zum ersten
versehen, das kein onrechtmessiger zinskauff218 in diser Stat gefertiget noch zu hei-
z) fehlt B.
208. Ungerechte Schädigung.
209. Freigebigkeit.
210. Vgl. Eph 5,5.
211. Götzen.
212. Vgl. Mt 6,24.
213. iTim 6,9.10.
214. Wörtlich: gemischt; verkauft.
215. Mißgunst.
216. Vgl. Lk 19,8.
217. In irgendeiner Weise. 218. Zinsvertrag.
 
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