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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0389
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3. BRIEFMEMORANDUM

385

men, dem Vatter gedanckt hat, Also hat jha vnser lieber herr Christus auch zum Brott
vnd wein gedanckt vnd also geopffret vnnd vns auch damit sein leib vnnd blut furbracht
vnd gegeben zum lob des Vatters. Dweil sich jha also in der that diese gleichnuß findet
zwuschen dem herren vnd Melchisidec, wolte ich sie vngern verwerffen, ob sie schon
5 die Epistel zu den Hebrern nit hat gemeldet186. Das wir aber solten in diese gleichnuß
stellen die gantze wort nach Ordnung, so der Psalm selb vnd die Epistel das vff die
ewigkeit des Priesterthumbs vnd die benedeiung aller Priester vnd gläubigen hat so dar
vnnd reichlich gedeutet, das were die Vatter der H. schriefft vorgesetzet187.
Das will aber ich gern gestan, das der herre jm H. abentmal wein vnd brott geopffret
10 habe; dann | [71] | das er das brott vnd wein in seine hende nam vnnd dancksaget, whar
ein recht opfferwerck, nach der H. schriefft zu reden, Vnnd wie es auch Irenaus erken-
net188. Ich will auch gern gestan, das er dha sein leib vnd blut zum gedenckopffer
geopffret vnd den seinen furbracht habe zum preiß des Vatters, wie Melchisidec dem
Abraham brott vnd wein Gott zu lobe furbrachte vnd jn mit erquieckete. Dann als der
15 herr jha nach der dancksagung das brott vnd den wein seinen jungem gäbe vnd hieß sie
das essen vnd drincken, Sprach er: das ist mein leib, der für euch gegeben, das ist: am
Creutz geopffret wurth, thut mir das zugedechtnus. Allein man lasse diß bede opfren
bleiben in dem, das der herr hie gethan hat, vnnd thu jm dasselbig nach, wie er gebotten,
Als er gesprochen: das thut, Man bringe für brot vnd wein, dancksage gott, ertzele die
20 wort des herren: Nemet, esset vnd drinckent, das ist mein Leib, das ist mein blut, vnd
thut mir das zu gedechtnuß vnd spende dann die H. Sacrament den gegenwertigen auch
zu gläubiger vnd heylsamer | [72] | niessung. So wurdt man jm H. abentmal nichts vbery
das thun, das der herr gethan hat vnd zuthun beuolhen, vnd nenne es dann opfren vnd
was man wille, allain das mans auch wol erklere nach dem wort gottes vnd zu zeitlicher
25 besserung der gläubigen.
Das man aber sagen solle, das »sich der herr da dem Vatter hab vnder den gestalten
brott vnd weins vffgeopfret«, das sagt der angetzogen189 Irenaus nicht; so erweiset sichs
auch nit auß den eingefurten Sprüchen der Vatter190. So hat auch der herr, nachdem er
das brott vnd den wein mit dancksagung vffgeopffret vnd den jungem gegeben vnd sie
30 das heissen essen vnd trincken, erst gesagt: Das ist mein leib, vndz das ist mein blut.
Darumb hat der herr diß sein leib vnd blut jm H. abentmal dem Vatter anderst nit
vffgeopffret, dan das ers seinen jungren zum Preiß des Vatters zur speiß vnd dranck jns
ewig leben gegeben hat vnd dabej gedacht, das ers für sie vnnd alle kinder Gottes wolte
am Creutz vffopfren. Bej solchem einfältigen schrifftlichen verstandt soll man die lieben
y) Messen vben (eine sinnlose Verschreibung). — z) gestr.: ist.
186. Vgl. Hebr 5,5.10; 7,iff.
187. Die »Väter« über die Heilige Schrift zu setzen.
188. Vgl. Anm. 180.
189. Zitierte.
190. Art. 22, Abs. 25: »Das aber Christus diß opffer ... zuvor selbst geübt und sich selbst im
abentmal under der gestalt brotts und weins dem vatter geopfret hab, das beweisen grosse zeugen
...« {Mehlhausen, S. 116). Es folgen Hinweise auf David, Cyprian, Ambrosius u. a. {Mehlhausen,
S. 118). Vgl. dazu den Text der »Märzformel« in ARC 6, S. 337 mit Anm., desgl. Mehlhausen,
S. 123 mit Anm.
 
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