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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0399
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3. BRIEFMEMORANDUM

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darumb265 man doch kein gottes wort hat, warumb dringet man nitt mehr in diesem auff
die haltung vnd gebott der alten kirchen, da man auch das gebott des Herren hat? Vnd
was darff es erst erkennens im Concilio von dem, das wir doch schon wissen vom Her-
ren gebotten sein?
5 Ad 19.266: Ja, in dem brauch des H. Sacraments, den der Herr beuolhen hatt.
Ad 2.0.267: Der gebe vns zu sehen vff sein wort vnd beuelch. Er gibt vns sein leib vnd
blutt, das wirs messen sollen. Das last vns thun, so ist man on allen scrupel. Der Canon
Clementis268, das man so vil zum Sacrament heilige, als man zu niessen hat269, ist
Christlich. Also hats auch Origenes geleret270. Da bey laß man die | [98 ] | kirchen
10 bleiben. Wir setzen sonst der gegenwertigkeit vnseres Herren kein zill, wissen, wa das
wort des Herren vnd die element recht vnd in warem glauben zusamen gefasset werden
vnd man der einsatzung Christi gelebet, das da die wort vnd Verheissung des Herren
niemand fehlen. Deren sollen wir mitt forcht vnd zitteren nachsetzen vnd für vns selb
nichts neweren271.
15 Ad zi.272: Ja, hie wolle Got helffen, dan one das ein wäre Christliche zücht des Cleri
vnd populi werde angericht, so wurdt warlich alles verbesseren vnd vergleichen in
anderen wenig frucht bringen vnd Got vil mehr zum zorn wider vns bewegen. Es wurdt
one das kein vrsach sein, darumb ein teil dem andern mit Gott konde weichen in eussern
dingen, die doch nach dem wort Gottes werden gehalten; darumb wolle hie got helffen.
20 Vnd besonders, das wider Schulen werden auffgerichtet vnd Jungen zum dienst der
kirchen aufferzogen, dann one des werden doch nit leutt vnd taugliche diener sein, die
da helffen, die gotliche lehr vnd zücht wider auff zebringen. In dem muß man warlich
auch der armen nit vergessen, denen doch alle kirchen gutter geheiliget sein sollen, die
man auff dem Religion dienst vnd die Schulen nit wendet273.
25 So vil274, Durchleuchtigste Churfursten, Gnedigste Herren, wüste E. Churfl. gn. ich
2.65. Wofür.
266. Art. 26, Abs. 17 (B.: 19): Der ungeteilte Christus in jeder der beiden Gestalten (Mehlhau-
sen, S. 144).
267. Art. 26, Abs. 18 und 19: Sakramentsausteilung unter beiden Gestalten nach dem Wort
Christi und dem Gebrauch der alten Kirche (Mehlhausen, S. 144).
268. Vgl. Decr. Grat., De Cons. D. II. c. 23: Tanta in altario certe holocausta offerantur, quanta
populo sufficere debeant. Quod si remanserint, in crastinum non reseruentur, sed cum timore et
tremore clericorum et diligentia consumantur.
269. Braucht.
270. Wohl irrtümlich wird Origenes angezogen. Vgl. aber Decr. Grat., De cons. D. II. c. 23 und
unten Anm. 224, S. 534.
271. Vgl. >Ein kurtzer bericht<, f. 5 b.
272. Art. 26, Abs. 20: Ziel der kaiserlichen »Reformatio« ist die Besserung der Disziplin des
Klerus (Mehlhausen, S. 144).
273. Die schwierige und kontroverse Frage der Kirchengüter und ihrer Verwendung für Schulen
und Armenpflege ist hier nur gestreift, sie wird auch im Interim übergangen.
274. An dieser Stelle beginnt der dritte Teil der Handschrift, der abschließende Brief teil. Er fügt
sich auf S. 98 nahtlos an den 2. Teil an. Gleich an seinem Anfang stimmt B. noch einmal grundsätz-
lich dem Interim zu (»mit furgegebner Schrifft einhellig«). Das ist ein weiteres Argument dafür, daß
das Briefmemorandum auf die ersten Tage B.s in Augsburg, auf jeden Fall vor den 9. April, zu
datieren ist.
 
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