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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549
ger Bischof als eine sichere Tatsache vorausgesetzt wird8, scheint sich der Straßburger in
seinem Schreiben an Cruciger dessen noch nicht ganz sicher zu sein. Das dürfte aus der
Äußerung »videor subodorari D. julium Neuburgensem Episcopum« hervorgehen.
Zum anderen schließt sich unser Brief inhaltlich ziemlich eng an das >Briefmemoran-
dum< an. Hier wie dort wird ganz am Ende die Frage der Kurfürsten erwähnt: »Nun
auch E. Churfl. G. mich gnedigst gefraget, wie ich meinet, das man in dem zu gutter
Christlicher Vergleichung der kirchen beder teils komen mochte ...« (>Briefmemoran-
dum<9). In dem zweiten Postskript unseres Briefes heißt es: »Subjeci rogatus, qua ra-
tione possent reconciliari Ecclesiae ...«10 Das könnte bedeuten, daß Bucer auf Crucigers
Brief, den er in Augsburg zuerst empfangen hatte (quas hic primum accepi), unmittelbar
nach der Abfassung seines >Briefmemorandums< vom 4. April und vor dem Brief an
Gremp (um den 9. dieses Monates) geantwortet hat.
An den Stellen, an denen Bucer auf den Interimstext Bezug nimmt, verweisen wir
nicht nur auf die Ausgabe von Mehlhausen, sondern auch auf die »Märzformel«11. Der
Vergleich beider Quellenausgaben gibt schon einen ersten Einblick in die Textge-
schichte des Interims.
| 307 | S.D. Magnas ago tibi, vir doctissime et colendissime Cruciger, gratias de amantis-
simis tuis literis, quas hic primum accepi. Maximas vero ago gratias Domino nostro Iesu
Christo, quod adhiberi fecit vtrunque etc.1 Pertractus sum et ego in hanc nupera
periculosam deliberationem, quae mihi eas adfert angustias et cruciatus, vt me prope
conficiat. 5
Effecit illustrissimus Princeps Elector, Marchio Brandfenburgensis], vt mei me mise-
rint in ditionem Ulmensen, vt ad manum essem, ibi haesi totas 9 septfimanas]. Tandem
in die Passi[onis] Christi huc perductus sum fide illustrissimorum Principum EI[ec-
torum] Palatini et Marchionis2, apud hunc tarnen detineor nec egredi diuersorium
conceditur, nec vt ad me quisquam veniat permittitur, ita iubente Serenissfimo] Rege, iO
qui dicitur in meam vocationem consensisse, permittente Imperatore hac conditione3.
Vbi adueni, statim über est oblatus, quem dicunt compositum ab ijs, qui sunt in altera
parte iamque receptum ab Imperatore et Rege. Videor subodorari D[ominum] Julium
Neuburgensem Episcopum et Moguntinensem Suffraganeum praecipuas hasce partes
a) B;miserA.
8. Vgl. die Einleitung zu B.s Brief an Pflug; s. unten, S. 4zzf.
9. S. oben, S. 396.
10. S. unten, S. 409.
11. ARC 6, S. 308-345.
1. Der Brief Crucigers ist nicht erhalten. Es ist nicht deutlich, auf welche beiden Sachen B. sich
hier bezieht.
2. S. Einleitung, S. 398. Die Passionis = 30. März 1548.
3. Die wichtige Rolle des Königs Ferdinand beim Zustandekommen des Interims kommt hier
zum Ausdruck. Vgl. H. Rabe: Reichsbund und Interim. Die Verfassungs- und Religionspolitik
Karls V. und der Reichstag von Augsburg 1547/1548. Köln - Wien 1971. S. 109 und Beutel, Ur-
sprung, S. 6-9.
DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549
ger Bischof als eine sichere Tatsache vorausgesetzt wird8, scheint sich der Straßburger in
seinem Schreiben an Cruciger dessen noch nicht ganz sicher zu sein. Das dürfte aus der
Äußerung »videor subodorari D. julium Neuburgensem Episcopum« hervorgehen.
Zum anderen schließt sich unser Brief inhaltlich ziemlich eng an das >Briefmemoran-
dum< an. Hier wie dort wird ganz am Ende die Frage der Kurfürsten erwähnt: »Nun
auch E. Churfl. G. mich gnedigst gefraget, wie ich meinet, das man in dem zu gutter
Christlicher Vergleichung der kirchen beder teils komen mochte ...« (>Briefmemoran-
dum<9). In dem zweiten Postskript unseres Briefes heißt es: »Subjeci rogatus, qua ra-
tione possent reconciliari Ecclesiae ...«10 Das könnte bedeuten, daß Bucer auf Crucigers
Brief, den er in Augsburg zuerst empfangen hatte (quas hic primum accepi), unmittelbar
nach der Abfassung seines >Briefmemorandums< vom 4. April und vor dem Brief an
Gremp (um den 9. dieses Monates) geantwortet hat.
An den Stellen, an denen Bucer auf den Interimstext Bezug nimmt, verweisen wir
nicht nur auf die Ausgabe von Mehlhausen, sondern auch auf die »Märzformel«11. Der
Vergleich beider Quellenausgaben gibt schon einen ersten Einblick in die Textge-
schichte des Interims.
| 307 | S.D. Magnas ago tibi, vir doctissime et colendissime Cruciger, gratias de amantis-
simis tuis literis, quas hic primum accepi. Maximas vero ago gratias Domino nostro Iesu
Christo, quod adhiberi fecit vtrunque etc.1 Pertractus sum et ego in hanc nupera
periculosam deliberationem, quae mihi eas adfert angustias et cruciatus, vt me prope
conficiat. 5
Effecit illustrissimus Princeps Elector, Marchio Brandfenburgensis], vt mei me mise-
rint in ditionem Ulmensen, vt ad manum essem, ibi haesi totas 9 septfimanas]. Tandem
in die Passi[onis] Christi huc perductus sum fide illustrissimorum Principum EI[ec-
torum] Palatini et Marchionis2, apud hunc tarnen detineor nec egredi diuersorium
conceditur, nec vt ad me quisquam veniat permittitur, ita iubente Serenissfimo] Rege, iO
qui dicitur in meam vocationem consensisse, permittente Imperatore hac conditione3.
Vbi adueni, statim über est oblatus, quem dicunt compositum ab ijs, qui sunt in altera
parte iamque receptum ab Imperatore et Rege. Videor subodorari D[ominum] Julium
Neuburgensem Episcopum et Moguntinensem Suffraganeum praecipuas hasce partes
a) B;miserA.
8. Vgl. die Einleitung zu B.s Brief an Pflug; s. unten, S. 4zzf.
9. S. oben, S. 396.
10. S. unten, S. 409.
11. ARC 6, S. 308-345.
1. Der Brief Crucigers ist nicht erhalten. Es ist nicht deutlich, auf welche beiden Sachen B. sich
hier bezieht.
2. S. Einleitung, S. 398. Die Passionis = 30. März 1548.
3. Die wichtige Rolle des Königs Ferdinand beim Zustandekommen des Interims kommt hier
zum Ausdruck. Vgl. H. Rabe: Reichsbund und Interim. Die Verfassungs- und Religionspolitik
Karls V. und der Reichstag von Augsburg 1547/1548. Köln - Wien 1971. S. 109 und Beutel, Ur-
sprung, S. 6-9.