16. RHATSCHLAG/FERNERE ERCLÄRUNG
605
H.s Schrifft | 205 a! muß1 angefüret werden, so fil jm ujn gemeiner Predigen“ zum
verstandt der Schrifft vhin für würdt weniger mögenv gedienet werden.
wNach45 dem dann das Interim auch die beicht erfordret: dazu müste man die Eiteren
vnd bewerteren diener verordnen24, die diese gelegenheit kondten geprauchen zu dem
5 besonderem Cathechismo, das ist Christlichem vnderrichten der beichtenden, vnd auch
zu rechtem tröst vnd ermanen der gewissen, damit solch werckh dem Armen Volcklin
mochte dienen zu warer besserung der Gottseligkeit vnd nit gerathen zu einem be-
schwerlichen, vnbesserlichen menschen dienst oder zu einem gespott vnd Verachtung
Gottes jn solichem thun, welche bede erschreckliche grewel vor Gott sein wurden vnd
10 seinen zorn nach mehr vber das gantze volckh erweckhen.
Vnd dieweil das Christliche gesang der Psalmen vnnd geistlichen lieder gar ein heilsa-
mes, vffbeuliches ding ist46, damit man dann soliches desto baß auch in den kirchen
mochte erhalten, so werden verstendige diener Christ) wol die ypsalmen vnd geistlichen
liedery außlesen vnd zu singen verordnen mögen, ab denen sich niemand stossen werde,
15 Er möge dann vberall nichts, das von Gott ist, geduldenw.
zNun zum fierden: von maß vnd inhaltung im predigen. Da wissen wir keinem diener
Christi engere maß vnd meer inhaltens im predigen zu rahten, dann bey deren er doch
die büß vnd Verzeihung der sunden im namen vnsers einigen mittlers Jesu Christ) noch
notdurfft predigen konde vnd das volck, nit allein den vorgelerten vnd wol verstendi-
20 gen, welche etwan ein gantze lehr auß einem wort oder zweien konden vernemen, wie
man dann sagt: verstendigen leuten ist gut predigen, Sonder auch den einfeltigen vnd
noch onerubten in göttlichen Sachen. Nun, christliche büß der sunden mage niemand
dann auß den gepotten Gottes geleret werden, auß denen man allein alle sund erkennet.
Ex lege cognoscimus legem dei nobis inesse. Sicut nihil peritum est, quod vel a nobis
25 cogitatur, dicitur aut fit vel omittitur47. So dann nun die gepott Gottes vor allen sünden
die abgoterej vnd die falschen Gottes dienst straffen, So kan warlich kein getrewer
prediger Christj sich in Straffung solcher grösten sünden weyter Inhalten noch messigen,
dann das er dennoch iederman, auch den kinderen, die täglich daher wachsen, recht vnd
eigentlich zu erkennen gebe, was abgoterej vnd falscher Gottes dienst seyen vnd wie
30 erschrecklich der almechtige Gott diese verdamme vnd straffe; dann ie offenbar, das der
h. Geyst keine lehre noch straffe ernstlicher treybet dann die lehre vnd vermanung des
waren gottes dienst vnd die straff vnd das verdammen der falschen Gottes diensten.
| 203 a | Vnd derhalben messige sich der getrewe diener Christi nach des volcks
schwacheyt vnd der gefahr, das im sust das wort werde gar entzogen, so weyt er immer
35 möge, so muß er dennoch das volck aller abbgotterey vnd falschen Gottes dienst so dar
s) fehlt R. - t) muß R. - u) in gemeinen predigen R. - v)-v) kan R.
w)-w) fehlt R. - x) korr. aus: zuordnen. - y)-y) add. v. B. am Rand.
z)—z) hier Einschub aus R, f. 202b—210b; vgl. Einleitung!
45. Hier und im folgenden Abschnitt wird offenbar an die Einsetzung von Laien-Ältesten als
Beichtiger und Vorsänger gedacht.
46. Die Straßburger Kirche hatte seit 1541 ein Gesangbuch, zu dem B. die Vorrede geschrieben
hatte; vgl. BDS 7, S. 576ff.; vgl. ARG 38, 1941, S. 226t.
47. Offenbar ein Zitat, dessen Herkunft nicht zu ermitteln war. Vgl. 2kor 3,5.
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H.s Schrifft | 205 a! muß1 angefüret werden, so fil jm ujn gemeiner Predigen“ zum
verstandt der Schrifft vhin für würdt weniger mögenv gedienet werden.
wNach45 dem dann das Interim auch die beicht erfordret: dazu müste man die Eiteren
vnd bewerteren diener verordnen24, die diese gelegenheit kondten geprauchen zu dem
5 besonderem Cathechismo, das ist Christlichem vnderrichten der beichtenden, vnd auch
zu rechtem tröst vnd ermanen der gewissen, damit solch werckh dem Armen Volcklin
mochte dienen zu warer besserung der Gottseligkeit vnd nit gerathen zu einem be-
schwerlichen, vnbesserlichen menschen dienst oder zu einem gespott vnd Verachtung
Gottes jn solichem thun, welche bede erschreckliche grewel vor Gott sein wurden vnd
10 seinen zorn nach mehr vber das gantze volckh erweckhen.
Vnd dieweil das Christliche gesang der Psalmen vnnd geistlichen lieder gar ein heilsa-
mes, vffbeuliches ding ist46, damit man dann soliches desto baß auch in den kirchen
mochte erhalten, so werden verstendige diener Christ) wol die ypsalmen vnd geistlichen
liedery außlesen vnd zu singen verordnen mögen, ab denen sich niemand stossen werde,
15 Er möge dann vberall nichts, das von Gott ist, geduldenw.
zNun zum fierden: von maß vnd inhaltung im predigen. Da wissen wir keinem diener
Christi engere maß vnd meer inhaltens im predigen zu rahten, dann bey deren er doch
die büß vnd Verzeihung der sunden im namen vnsers einigen mittlers Jesu Christ) noch
notdurfft predigen konde vnd das volck, nit allein den vorgelerten vnd wol verstendi-
20 gen, welche etwan ein gantze lehr auß einem wort oder zweien konden vernemen, wie
man dann sagt: verstendigen leuten ist gut predigen, Sonder auch den einfeltigen vnd
noch onerubten in göttlichen Sachen. Nun, christliche büß der sunden mage niemand
dann auß den gepotten Gottes geleret werden, auß denen man allein alle sund erkennet.
Ex lege cognoscimus legem dei nobis inesse. Sicut nihil peritum est, quod vel a nobis
25 cogitatur, dicitur aut fit vel omittitur47. So dann nun die gepott Gottes vor allen sünden
die abgoterej vnd die falschen Gottes dienst straffen, So kan warlich kein getrewer
prediger Christj sich in Straffung solcher grösten sünden weyter Inhalten noch messigen,
dann das er dennoch iederman, auch den kinderen, die täglich daher wachsen, recht vnd
eigentlich zu erkennen gebe, was abgoterej vnd falscher Gottes dienst seyen vnd wie
30 erschrecklich der almechtige Gott diese verdamme vnd straffe; dann ie offenbar, das der
h. Geyst keine lehre noch straffe ernstlicher treybet dann die lehre vnd vermanung des
waren gottes dienst vnd die straff vnd das verdammen der falschen Gottes diensten.
| 203 a | Vnd derhalben messige sich der getrewe diener Christi nach des volcks
schwacheyt vnd der gefahr, das im sust das wort werde gar entzogen, so weyt er immer
35 möge, so muß er dennoch das volck aller abbgotterey vnd falschen Gottes dienst so dar
s) fehlt R. - t) muß R. - u) in gemeinen predigen R. - v)-v) kan R.
w)-w) fehlt R. - x) korr. aus: zuordnen. - y)-y) add. v. B. am Rand.
z)—z) hier Einschub aus R, f. 202b—210b; vgl. Einleitung!
45. Hier und im folgenden Abschnitt wird offenbar an die Einsetzung von Laien-Ältesten als
Beichtiger und Vorsänger gedacht.
46. Die Straßburger Kirche hatte seit 1541 ein Gesangbuch, zu dem B. die Vorrede geschrieben
hatte; vgl. BDS 7, S. 576ff.; vgl. ARG 38, 1941, S. 226t.
47. Offenbar ein Zitat, dessen Herkunft nicht zu ermitteln war. Vgl. 2kor 3,5.