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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Wilhelmi, Thomas [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 18): Nachträge 1541 - 1551 sowie Ergänzungen und Korrekturen — Gütersloh, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30530#0281
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10. an landgraf philipp von hessen

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schuldig gewesen sind, ᵛ vermoge der rechten, die durch kein vertorung ¹ hinfallen,
noch weniger jn vnrecht werden. ᵛ | 200 ᵛ |

Es were wol nit besserlich, die strenge der alten menschlichen Canonum gegen disen
leuten fur zu wenden. Welche Canones aber götlichs rechtens sein, die mussen
gelten, was missbreuch dagegen, bei disen oder anderen vffkommen sind.

War ist auch, Es kinden grosse weltliche herren auch den kirchen fil guts thun, wie
Dauid, Hiskia vnd andere gethon. ² Darumb mögen auch dise kirchen fursten neben
der regierung der landen den kirchen fil rath schaffen. Noch ³ fordret als ⁴ das
gottes wort, das die administration der Religion durch die on mittel verwaltet
werde, die aller anderen geschefften frey sich an disen dienst allein vnd gentzlich ergeben
haben Vnd das auch die selbigen der handt vnd dem geist Christi in allen frey
gelassen werden.

So fordret auch gottes wort, wie gesagt, das soliche war geistliche diener ʷ der kirchen
ieder der oberkeit vnderthon seye, in deren gepiet er dienet. Darumb ia von
nöten, das der Kirchen fursten gewalt vber die kirchen vnd kirchen geschefft also gemessiget
werde, das beide ⁵ die diener der Religion, christo, dem herren, vnd seiner
kirchen frey ⁶ vnd auch iedes orts oberkeit an irem ampt vnd befelch vber alle seelen
vnd zu gut den kirchen mit nichten verhindret werde.

Dann was onrichtigkeit vnd auch verhinderung beider regierung bracht habe, das
der Bischouen Jurisdiction hie vor on zuthun der ordenlichen oberkeiten iedes orts so
weit vnd frey gangen ist, hat man wol erfaren ˣ vnd erferet es nach teglich ˣ .|201 ʳ |

Es melden vnsere lieben praeceptoren vnder andrem auch das fur ein vrsach, das
die fursten mit weltlichen geschefften zu fil beladen sind, das sie der kirchen geschefft
nit wol auß ʸ warten ⁷ konden. ⁸ Nun dann dise kirchen fursten gleich so
wol mit weltlichen geschefften behafftet sind, wurdt ia die notturfft der kirchen erfordren,
das man iren gwalt vber die kirchen so messige, das die ordenlichen obren
vnd die, so die religion on mittel verwalten sollen, durch sie in iren diensten befordret
vnd nicht verhindert werden.

Das Euangelion enderet ia die eusseren oberkeiten vnd stendt an inen selb nicht;
es machet sie aber alle an den christen dem reich christi dienstpar vnd freyet ⁹ die
kirchen christo, dem herren, von allenn dem, das dem dienst der freyen seelsorge in

v)–v) von Bucer am Seitenende erg.
w) im Wort korr.
x)–x) von Bucer am Seitenende erg.
y) danach gestr.: walten kond.

1. leichtsinniges, törichtes Vertun. Vgl. Grimm 25 (= XII,1), 1892–1893; Lexer 3, Sp.271.
2. Vgl. II Reg 18,1–4.
3. Dennoch.
4. so, wie im folgenden ausgeführt. Frühneuhochdt. WB 1, Sp. 845.
5. beide ... vnd: sowohl ... als auch.
6. frei (sind).
7. auß warten: ausüben, verrichten.
8. CRV,Sp.599 (Nr. 3114).
9. befreit.
 
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