26 SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528
Gelübde abgenommen werden, die Entscheidung des Rates abzuwarten
und sich bis dahin nicht aus der Stadt zu verfügen. Indes, als die Rats-
kommission »vnder das Zollthor« in die Nähe des Klosters kam,
mußte sie feststellen, daß das empörte Volk bereits auf seine Art eine
Klärung der Dinge herbeigeführt hatte 41. Während nämlich die be-
sonneneren Bürger dem Ausschuß aufgegeben hatten, ihre Klage gegen
den Augustinerprovinzial in geordneter Weise dem Rate vorzutragen,
hatte eine erregte Volksmenge vor dem Augustinerkloster Posten be-
zogen, »damit der Münch nit flüchtigen fuß setzen möchte«. Schließlich
hatte man es für gut befunden, sich zu vergewissern, ob sich Treger
überhaupt noch im Kloster aufhielte. Als der Zutritt ins Kloster ver-
weigert wurde, drang das Volk mit Gewalt ein. Man stieß bis zur Zelle
des Provinzials vor und führte ihn vor den Rat, der den Augustiner
wohl oder übel in Gewahrsam nehmen mußte 42.
Aber damit gab sich das Volk, einmal in Fahrt gekommen, nicht
zufrieden. Alle Priester, die sich der evangelischen Bewegung entgegen-
stellten, sollten vor den Rat, »vff daß alle ding zu festem friden gericht
würden«. Diese Geistlichen sollten sich »ihrem berühmen nach mit
der schrifft einlaßen gegen vnsern Predicanten, die vnß sollten in
Bömisch Ketzerey verführt haben, ihrer sag und fürgeben nach, dar-
durch dann die Wahrheit mehr ausfündig werden und wir zufrieden
kommen möchten«, wie man später erklärte 43. Vielleicht auch, daß die
erregte Volksmenge die Stunde gekommen sah, etwa mit dem Prediger
der Dominikaner abzurechnen, der im Zusammenhang einer anderen
handgreiflichen Auseinandersetzung im Dominikanerkloster in den
Ratsprotokollen genannt wird 44. Jedenfalls scheint man sich zumal für
41. Acta fol. 1 ff.
42. Acta fol. 4.
43. Acta fol. 4b.
44. Am Sonntag Reminiscere waren zwei Schreiner in den Chor der Predigerkirche
gekommen, während die Mönche gerade die Horen beteten. Der ein pfiff wie eine
Nachtigal (und wollte damit wohl auf Hans Sachsens Gedicht von der Wittenbergi-
schen Nachtigall anspielen). Auf die Frage: »Wie gefallt üch die nachtigall?« ent-
spann sich ein lebhafter Disput, der in einer Schlägerei endete. Die Ratskommission,
die, um diesen Zwischenfall zu erhellen ins Kloster der Dominikaner geschickt wurde,
sollte auch »iren Predicanten« wegen seiner »stempeneien vnd uffrürischen wort«
verwarnen. Der Prior stellte sich jedoch völlig auf dessen Seite, indem er betonte,
»daß er mit im ins für (= Feuer) gon will, daß er die worheit und göttliche ler
predige«. (Auszüge aus Brants Annalen Nr. 4504, in: Mitteilungen der Gesellschaft
für Erhaltung der geschichtlichen Denkmäler im Elsaß, R. 2, Bd. 19, 1898, S. 86ff.)
Der Prädikant der Dominikaner wird auch in der Verwarnung Capitos als Stören-
fried und Gegner des Evangeliums angegriffen (B 1 b), desgleichen in der Supplik
der Prädikanten an den Rat vom 31. 8. 1524 (A. Baum, S. 193). Wer dieser Prädikant
der Predigermönche war, ist nicht mehr festzustellen, gewiß nicht der Prior (so
A. Baum).
Gelübde abgenommen werden, die Entscheidung des Rates abzuwarten
und sich bis dahin nicht aus der Stadt zu verfügen. Indes, als die Rats-
kommission »vnder das Zollthor« in die Nähe des Klosters kam,
mußte sie feststellen, daß das empörte Volk bereits auf seine Art eine
Klärung der Dinge herbeigeführt hatte 41. Während nämlich die be-
sonneneren Bürger dem Ausschuß aufgegeben hatten, ihre Klage gegen
den Augustinerprovinzial in geordneter Weise dem Rate vorzutragen,
hatte eine erregte Volksmenge vor dem Augustinerkloster Posten be-
zogen, »damit der Münch nit flüchtigen fuß setzen möchte«. Schließlich
hatte man es für gut befunden, sich zu vergewissern, ob sich Treger
überhaupt noch im Kloster aufhielte. Als der Zutritt ins Kloster ver-
weigert wurde, drang das Volk mit Gewalt ein. Man stieß bis zur Zelle
des Provinzials vor und führte ihn vor den Rat, der den Augustiner
wohl oder übel in Gewahrsam nehmen mußte 42.
Aber damit gab sich das Volk, einmal in Fahrt gekommen, nicht
zufrieden. Alle Priester, die sich der evangelischen Bewegung entgegen-
stellten, sollten vor den Rat, »vff daß alle ding zu festem friden gericht
würden«. Diese Geistlichen sollten sich »ihrem berühmen nach mit
der schrifft einlaßen gegen vnsern Predicanten, die vnß sollten in
Bömisch Ketzerey verführt haben, ihrer sag und fürgeben nach, dar-
durch dann die Wahrheit mehr ausfündig werden und wir zufrieden
kommen möchten«, wie man später erklärte 43. Vielleicht auch, daß die
erregte Volksmenge die Stunde gekommen sah, etwa mit dem Prediger
der Dominikaner abzurechnen, der im Zusammenhang einer anderen
handgreiflichen Auseinandersetzung im Dominikanerkloster in den
Ratsprotokollen genannt wird 44. Jedenfalls scheint man sich zumal für
41. Acta fol. 1 ff.
42. Acta fol. 4.
43. Acta fol. 4b.
44. Am Sonntag Reminiscere waren zwei Schreiner in den Chor der Predigerkirche
gekommen, während die Mönche gerade die Horen beteten. Der ein pfiff wie eine
Nachtigal (und wollte damit wohl auf Hans Sachsens Gedicht von der Wittenbergi-
schen Nachtigall anspielen). Auf die Frage: »Wie gefallt üch die nachtigall?« ent-
spann sich ein lebhafter Disput, der in einer Schlägerei endete. Die Ratskommission,
die, um diesen Zwischenfall zu erhellen ins Kloster der Dominikaner geschickt wurde,
sollte auch »iren Predicanten« wegen seiner »stempeneien vnd uffrürischen wort«
verwarnen. Der Prior stellte sich jedoch völlig auf dessen Seite, indem er betonte,
»daß er mit im ins für (= Feuer) gon will, daß er die worheit und göttliche ler
predige«. (Auszüge aus Brants Annalen Nr. 4504, in: Mitteilungen der Gesellschaft
für Erhaltung der geschichtlichen Denkmäler im Elsaß, R. 2, Bd. 19, 1898, S. 86ff.)
Der Prädikant der Dominikaner wird auch in der Verwarnung Capitos als Stören-
fried und Gegner des Evangeliums angegriffen (B 1 b), desgleichen in der Supplik
der Prädikanten an den Rat vom 31. 8. 1524 (A. Baum, S. 193). Wer dieser Prädikant
der Predigermönche war, ist nicht mehr festzustellen, gewiß nicht der Prior (so
A. Baum).