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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0045
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

Cunrat Tregers haubt
argumenta

ii

A 3 a

iii

stille willen zu halten fürgenommen und yn dazuzukummen ermant,
mit andern, die unser predig, das ist das heylig Evangelion, hye zu
widerfechten sich beflüssen. Zu der er zum driten mal5 kummen ist
und wol etlich ynred gefürt w ider unsere gesetzte warheit, doch sich
alweg bezeügt, nit da sein zu disputieren, dann nit da weren taugliche 5
richter, so die vorhends sein würden, wolte er mit uns disputieren der
massz, das man ein feür daneben mächte, alsbald den überwundenen
theyl zu verbrennen 6. Welche er aber für tauglich richter achte, wissen
wir nit, es were dann der Legat von Rom mit andern Bischoffen und
bischoffsknechten, die uns wol zu verbrennen möchten willen haben, 10
ob er schon uns nymmer überwunde.

Doch wie er sagte, um der zuhörer willen wolte er mer schimpf-
lich 7 dann ernstlich ettliche ynred füren. Und beruget alle sein arguieren
daruff, es wer allweg ein christlich kirch gewesen, deren solle man in
allen dingen den glauben belangend glauben, sye möchte nit irren. Das 15
im dann, wo er von der waren christlichen kirchen redet, war zuge-
lassen. Da er aber daruß wolte schlyessen, man müste deßhalb auch
unwidersprechlich annemen, was die kirch gebyeten oder setzen möchte, |
es hette in der schrifft grund oder nit. Da ward ym geantwort, die wore
heylige kirch künde noch möchte anders nichts leren oder setzen, dann 20
das gewisse wort Gottes in der Biblischen schrifft vervasszt. darumb
were sein schlyessen umbsunst. Uff das drang er, dieweil allweg ein ware
kirch und rechtschaffen christen gewesen weren, solten wir ym einen
anzeygen, der in tausent jaren gelebt hette und geglaubt wie wir. Daruff
ward ym geantwort, unser glaub stünde nit uff zeügnüß der menschen, 25
wiewol Christus die seinen allweg gehebt hette, doch allweg in der ver-
borgenen, das sye den geistlichen weren bekandt gewest und der welt
nit. Wir zeygten im Mosen, Samuel, David sampt andern propheten
und Apostolen an, wie dieselbigen glaubt hetten und uns zu glauben ge-
lernet, also glaubten wir auch, er solte ire schrifft für die hand nemen 30
und das widerspil beweisen. Helias hette zu seinen zeyten sibentauset
gläubiger nit gewisszt 7a. ob dann wir schon die nit wissen anzuzeygen,
so vor unsern zeyten gewesen seind, ist kein wunder. Gott erkent all
die seinen, wir nit, nammlich die so lengest verscheyden seind. Er
hette doch die helle schrifft, er solte beweisen, das wir derselben zuwider 35

5. Drei mal (vgl. S. 41, Z. 29—30).

6. Das gleiche Anerbieten macht Treger übrigens auch in seiner Vermanung
(B 3 a), muß sich aber von Capito (Antwurt, S. F 4 a) belehren lassen, daß ein solcher
Vorschlag unchristlich sei, da eine rechte christliche Disputation dahin gerichtet sein
müsse, daß der überwundene Teil die Wahrheit annimmt. Trotzdem aber würden
die Prädikanten diese Bedingung im Sinne von Dtn 13 annehmen.

7. Zum Scherz.

7a. Vgl. I Kö 19,14ff.
 
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