HANDEL MIT CUNRAT TREGER
39
worten antastet. Doran uns doch nit hoch gelegen were. Dann in dem
ampt wir seind, wissen wir, das uns sein schelten weyt eerlicher ist,
dann sein loben. So sollen wir unser eer auch nit verfechten. Aber die-
weil wir wissen und des uns zu bezeügen heütigs tags mengklich erbyeten,
5 das er in derselbigen Epistel und Wunderreden wider das helle gewisz
wort Gottes geschriben hat, haben wir, so hye zu Straßburg christlicher
Gemeyn im wort dyenen, von ym freüntlich und demütigklich durch
ein erbare Bottschafft und auch schrifftlich durch Gott gebetten, uns
seinem erbyeten nach, in gemelter Epistel ußgeschriben, zu underrichten,
10 wo wir uns irrten, und dagegen uns dultigklich hören lassen uff sein
beschuldigen antworten und widerumb auch ym anzeygen, wes er sich
wider die schrifft Gottes unverneynlich geirrt hat. |
Aber wir haben bey ym solichs nit mögen erlangen, auch nit unsere A a b
genedige herren eins ersamen weisen Raths, die ym gewisse sicherheit
15 zugesagt haben. Er wandt für des Bischoffs und weyssz was andern
gewalt, die zu disputieren in sachen des glaubens sollen verbotten haben.
Als ob uff erden yemant zu verbieten hette, seinen nechsten durch das
wort Gottes vom irrthumb abzuwenden. oder ob schon yemandt so
rosendt und wandtschellig 3 were, der sich solchs wider sein Gott und
20 schöpffer underston wolte, das ym darum solte gehorsam sein, der sich
ein Christen darff nennen und darzu ein Theologum. Da er nun uns
seiner zusag entpfallen was, hat in unserem nammen unser lieber bruder
und getrewer mitarbeyter im wort Gottes, Wolffgangus Capito, ein ver- Wolffgangus Capito
warnung an gemeyn Eydgnoschafft geschriben und das haubtstuck
25 seiner wunderreden genugsam, doch mit kürtze, widerleyt, das wir mer
widerfechtens bey allen, so nur mittel verstandts seind, nit haben für
nottürfftig achten mögen. Doch verursacht uß seinem und der seinen
groß berümen, als ob ym seine Wunderreden niemant möchte umb-
stossen, haben wir zu den Barfüssern, do wir dann, genannter Wolff-
30 gangus Capito, Franciscus Lampertus und ich, ettliche bücher a gött- Disputation zu
licher schrifft christlichen zuhörern derzeyt offentlich ußlegten und ver- Straßburg
klärten 4, freüntlich Disputation doch nur in latinischer sprach umb mer
a) brüder.
3. Nach Ausweis von Grimm XIII ein nur bei B. zu belegendes Wort, das von
schellen, »aufsprigend«, abzuleiten und sachlich mit dem besser belegten »wand-
rasen« = toben, wüten, phantasieren in Zusammenhang zu bringen sein dürfte.
4. Das Barfüßer- bzw. Franziskanerkloster und seine Güter war bereits am
12. 3. 1524 von der Stadt Straßburg inventarisiert und in Verwaltung genommen
worden (Adam, S. 90; A. Baum, S. 99 ff.). Aus einem undatierten Brief N. Gerbels
an Joh. Schwebel (Centuria epistolarum, a.a.O., S. 67) erfahren wir, daß Capito über
Jeremia, Lambertus über Hesekiel und B. über die Psalmen gelesen haben. - Aus
dieser Stelle kann man wohl nicht schließen, daß die drei hier genannten Prädikanten
die Disputation anberaumt hätten (so Adam, S. 79).
39
worten antastet. Doran uns doch nit hoch gelegen were. Dann in dem
ampt wir seind, wissen wir, das uns sein schelten weyt eerlicher ist,
dann sein loben. So sollen wir unser eer auch nit verfechten. Aber die-
weil wir wissen und des uns zu bezeügen heütigs tags mengklich erbyeten,
5 das er in derselbigen Epistel und Wunderreden wider das helle gewisz
wort Gottes geschriben hat, haben wir, so hye zu Straßburg christlicher
Gemeyn im wort dyenen, von ym freüntlich und demütigklich durch
ein erbare Bottschafft und auch schrifftlich durch Gott gebetten, uns
seinem erbyeten nach, in gemelter Epistel ußgeschriben, zu underrichten,
10 wo wir uns irrten, und dagegen uns dultigklich hören lassen uff sein
beschuldigen antworten und widerumb auch ym anzeygen, wes er sich
wider die schrifft Gottes unverneynlich geirrt hat. |
Aber wir haben bey ym solichs nit mögen erlangen, auch nit unsere A a b
genedige herren eins ersamen weisen Raths, die ym gewisse sicherheit
15 zugesagt haben. Er wandt für des Bischoffs und weyssz was andern
gewalt, die zu disputieren in sachen des glaubens sollen verbotten haben.
Als ob uff erden yemant zu verbieten hette, seinen nechsten durch das
wort Gottes vom irrthumb abzuwenden. oder ob schon yemandt so
rosendt und wandtschellig 3 were, der sich solchs wider sein Gott und
20 schöpffer underston wolte, das ym darum solte gehorsam sein, der sich
ein Christen darff nennen und darzu ein Theologum. Da er nun uns
seiner zusag entpfallen was, hat in unserem nammen unser lieber bruder
und getrewer mitarbeyter im wort Gottes, Wolffgangus Capito, ein ver- Wolffgangus Capito
warnung an gemeyn Eydgnoschafft geschriben und das haubtstuck
25 seiner wunderreden genugsam, doch mit kürtze, widerleyt, das wir mer
widerfechtens bey allen, so nur mittel verstandts seind, nit haben für
nottürfftig achten mögen. Doch verursacht uß seinem und der seinen
groß berümen, als ob ym seine Wunderreden niemant möchte umb-
stossen, haben wir zu den Barfüssern, do wir dann, genannter Wolff-
30 gangus Capito, Franciscus Lampertus und ich, ettliche bücher a gött- Disputation zu
licher schrifft christlichen zuhörern derzeyt offentlich ußlegten und ver- Straßburg
klärten 4, freüntlich Disputation doch nur in latinischer sprach umb mer
a) brüder.
3. Nach Ausweis von Grimm XIII ein nur bei B. zu belegendes Wort, das von
schellen, »aufsprigend«, abzuleiten und sachlich mit dem besser belegten »wand-
rasen« = toben, wüten, phantasieren in Zusammenhang zu bringen sein dürfte.
4. Das Barfüßer- bzw. Franziskanerkloster und seine Güter war bereits am
12. 3. 1524 von der Stadt Straßburg inventarisiert und in Verwaltung genommen
worden (Adam, S. 90; A. Baum, S. 99 ff.). Aus einem undatierten Brief N. Gerbels
an Joh. Schwebel (Centuria epistolarum, a.a.O., S. 67) erfahren wir, daß Capito über
Jeremia, Lambertus über Hesekiel und B. über die Psalmen gelesen haben. - Aus
dieser Stelle kann man wohl nicht schließen, daß die drei hier genannten Prädikanten
die Disputation anberaumt hätten (so Adam, S. 79).