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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0065
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

eüch, gleich wie mich der vatter gesandt hat. Nement hyn den heyligen geist.

C 4 a welchen ir die sünd erlassent, den seind sye erlassen, und welchen ir sye behal-|ten,
den seind sye behalten. Dann uß dem heyligen geist haben sye nichts
prediget, dann das yn Christus befolhen hat, den gläubigen das ewig
leben, den ungläubigen die verdamnüß. Der gleichen lautet hyemit 5
auch das der Herr Matth, xviii. [18] sagt zur gantzen Kirchen: Worlich
ich sag eüch, was ir binden uff erden etc. Daselbet leret man offentlich, das
Binden binden sey den, so gesündet hat und nit will die besserung annemen, von
christlicher Gemeyn ußschliessen und halten als ein heyden und publican 62.

Und ob wir nun einem unsynnigen tobenden menschen darumb, das 10
er zu Rom drey kronen 63 uff tregt und sich sant Peters nochkummend
nennet, nitt gewalt im hymmel und erden geben und yn ein herren der
welt heyssen oder auch den beschornen und gesalbten den gewalt zu-
schreiben, irs gefallens mit den conscientzen zu faren und das man ynen
alle heimlicheit des hertzens müsse endecken, dadurch mer dann zu 15
sagen ist, seelmordt angericht seind, sonder lassen die wort bleiben, wie
sye zu besserung der Kirchen geredt seind und mit nichten ein herrschafft
anzurichten, zyehen sye auch uff nyemant, dann die ein glauben haben
als Petrus, das ist, mitt dem heyligen geist begobt seind, acht ich ye, man
möge mit der warheit uns nit schelten, das wir der schrifft gewalt thüen, 20
die wir doch uff das einfeltigst annemen, wie uns auch andere ort der
schrifft weisen und der lieb fürderlich ist. Aber unser gegentheyl, der
zwingt und beügt sye, so sye uß gemeltem ort wöllen gewalt über die
seelen geben etlichen teüffelßkindern, allein darumb, das sye zu Rom
herrschen, do sant Peter auch sol prediget haben, das sye doch uß der 25
schrifft nit mögen beybringen 64 und ob sye es schon vermöchten noch
ist es dennest ynen in kein weg behülfflich. dann an stetten der heyligen
sein und aber den glauben der Heyligen nit haben, gibt bey den Christen
nyemant kein gewalt in geistlichen sachen.

Dergleichen, das Malach. i [11] stot: Von uffgang der Sonnen bitz zu 30
nidergang [ist] groß mein nam under den heyden und an allen ort würt meinem
nammen opfer anzündet und rein speißopffer. dann groß mein namm under den heyden.
das hat geredt der Herr der hörscharen. Diß wöllen ewer ettlich uff di
Messz zyehen 65, damit zu beweren, das sye ein opffer sey. Wir aber,

62. Vgl. Mt 18,15 ff.

63. Anspielung auf die päpstliche Tiara, die der Papst bei öffentlichen Aufzügen
verwendet. Die Bedeutung der dreifachen Papstkrone, die sich erst seit dem 14. Jahrh.
sicher nachweisen läßt, ist umstritten. Vgl. Ed. Eichmann: Weihe und Krönung des
Papstes im Mittelalter, 1951.

64. Vgl. zum Problem M. Goguel: L’eglise primitive, 1947, S. 203 ff., und besonders
O. Cullmann : Petrus, 1952.

65. F. Ribera: ... in Duodecim Prophetas minores Commentarij Historici selecti.
Col. Agr., 1600, S. 316: »... >oblatio munda Mal 1,11.< Offertur mihi non sacrificium
 
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