SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528
114
baum nit kan gute frucht bringen 206, und auch uß dem wort gottes Gal.
v. [22] und anderßwo weyßst, was die frücht des geists seind, so magstu
ye leichtlich erkennen, wo ein kirch Christi sey.
Derselbigen dann bring für den, der gesündiget hat, und doch weder
durch dein, noch der zeügen straffung wil von sünden abston. und so er 5
ein solche christliche gemeyn nit hören will, so halt yn dann als ein
heyden und zöllner 207 Dann so er nit allein in sünden ligt, sonder
will dazu nit darvon lassen und verachtet die, so yn durchs wort des
herren und befelch straffen, auch ein gantz gemeyn, so ist er ye nit besser.
Dann hyehär gehört: Wer eüch hört, der hört mich, wer eüch veracht, der 10
veracht mich [Lc 10, 16]. Und ob schon in solcher gemeyn auch gleißner
seind und nit wore christen, noch ists dennest ein gemeyn Christi umb
der guten willen. Als in der gemeyn zu Jerusalem, ob schon Ananias
und Saphira 208, die gleißner waren und nit glyder der woren christlichen
Gemeyn, lenger weren duldet worden, noch wer es ein gemeyn gottes 15
gewesen und hett sich gepürt, ir fürzutragen, die so gestrafft, nit hetten
wöllen von sünden abston. Man heysszt doch ein ersamen weisen Rath,
gepürt sich auch eins solchen urteyl zu suchen, obschon, die im Rath
sitzen, nit alle weiß seind und solche sachen eygner klugheit richten
künden. 20
Doch will man dem nach, als gott richtet und die warheit ist, reden, |
K 1 a so seind alle solche, die von Gott nit erwölt seind und deßhalb kein
rechtschaffen glauben haben, sonder nichts dann gleissende erdychte
Christen vermengt under die rechtschaffenen, keine glyder der christ-
lichen Gemeyn. Des haben wir ein hellen spruch i. Johan. ii. [18f.]: Und nun 25
seind vil Widerchristen worden. Sye seind von uns ußgangen, aber sye waren nit
von uns, denn wo sye von uns gewesen weren, so weren sye ja bey uns bliben, aber
uff das sye offenbar wurden, das sye nit all von uns seind. ye hörestu,
die Widerchristen gond uß von den rechten Christen, darumb haben
sye ye müssen under yn als Christen gezelt gewesen sein. Doch seind sye 30
nit von ynen gewesen, versteh, vor Gott, dann sunst weren sye bliben.
Dann: Gottes goben und berüffung mögen yn nit gerewen. Roma. xi. [29], und
darumb haben sye auch nit bleiben künden und seind abgewichen, uff
das offenbar würde, das sye nitt von ynen woren. Dohär ye gut zu ver-
Judas ston ist, das in der worheit und dem urteyl Gottes nach, da Judas schon 35
am heyligsten gleisset und yn kein jünger anders, dann ein war glyd christ-
licher Gemeyn halten kund, war er dennest kein glyd der rechtschaffenen
christlichen Gemeyn, dann sunst wer er bliben. Gottes goben und berüffung
Petrus gerewen yn nitt. Petrus aber, auch do er Jhesum verleücket 209 und deß-
halb von menschlichem urteyl nit mochte für ein Christ gehalten wer- 40
206. Vgl. Mt 7,18. 207. Vgl. Mt 18,15ff.
208. Vgl. Act 5,1ff. 209. Vgl. Mt 26,57ff. par.
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baum nit kan gute frucht bringen 206, und auch uß dem wort gottes Gal.
v. [22] und anderßwo weyßst, was die frücht des geists seind, so magstu
ye leichtlich erkennen, wo ein kirch Christi sey.
Derselbigen dann bring für den, der gesündiget hat, und doch weder
durch dein, noch der zeügen straffung wil von sünden abston. und so er 5
ein solche christliche gemeyn nit hören will, so halt yn dann als ein
heyden und zöllner 207 Dann so er nit allein in sünden ligt, sonder
will dazu nit darvon lassen und verachtet die, so yn durchs wort des
herren und befelch straffen, auch ein gantz gemeyn, so ist er ye nit besser.
Dann hyehär gehört: Wer eüch hört, der hört mich, wer eüch veracht, der 10
veracht mich [Lc 10, 16]. Und ob schon in solcher gemeyn auch gleißner
seind und nit wore christen, noch ists dennest ein gemeyn Christi umb
der guten willen. Als in der gemeyn zu Jerusalem, ob schon Ananias
und Saphira 208, die gleißner waren und nit glyder der woren christlichen
Gemeyn, lenger weren duldet worden, noch wer es ein gemeyn gottes 15
gewesen und hett sich gepürt, ir fürzutragen, die so gestrafft, nit hetten
wöllen von sünden abston. Man heysszt doch ein ersamen weisen Rath,
gepürt sich auch eins solchen urteyl zu suchen, obschon, die im Rath
sitzen, nit alle weiß seind und solche sachen eygner klugheit richten
künden. 20
Doch will man dem nach, als gott richtet und die warheit ist, reden, |
K 1 a so seind alle solche, die von Gott nit erwölt seind und deßhalb kein
rechtschaffen glauben haben, sonder nichts dann gleissende erdychte
Christen vermengt under die rechtschaffenen, keine glyder der christ-
lichen Gemeyn. Des haben wir ein hellen spruch i. Johan. ii. [18f.]: Und nun 25
seind vil Widerchristen worden. Sye seind von uns ußgangen, aber sye waren nit
von uns, denn wo sye von uns gewesen weren, so weren sye ja bey uns bliben, aber
uff das sye offenbar wurden, das sye nit all von uns seind. ye hörestu,
die Widerchristen gond uß von den rechten Christen, darumb haben
sye ye müssen under yn als Christen gezelt gewesen sein. Doch seind sye 30
nit von ynen gewesen, versteh, vor Gott, dann sunst weren sye bliben.
Dann: Gottes goben und berüffung mögen yn nit gerewen. Roma. xi. [29], und
darumb haben sye auch nit bleiben künden und seind abgewichen, uff
das offenbar würde, das sye nitt von ynen woren. Dohär ye gut zu ver-
Judas ston ist, das in der worheit und dem urteyl Gottes nach, da Judas schon 35
am heyligsten gleisset und yn kein jünger anders, dann ein war glyd christ-
licher Gemeyn halten kund, war er dennest kein glyd der rechtschaffenen
christlichen Gemeyn, dann sunst wer er bliben. Gottes goben und berüffung
Petrus gerewen yn nitt. Petrus aber, auch do er Jhesum verleücket 209 und deß-
halb von menschlichem urteyl nit mochte für ein Christ gehalten wer- 40
206. Vgl. Mt 7,18. 207. Vgl. Mt 18,15ff.
208. Vgl. Act 5,1ff. 209. Vgl. Mt 26,57ff. par.