HANDEL MIT CUNRAT TREGER 115
den, noch war er von den erwölten und ein glyd der woren Kirchen,
dann er ist bliben, so bestot der fürsatz Gottes nach der wal und nit
nach den wercken oder verdyenst Rom ix. [16]. Und darumb on zweifel
hette yemant, da Petrus also gefallen war, yn des erinnert und gestraffet,
5 würd er gleich thon haben, wie er thett, sobald yn Jhesus ansahe 210,
und wie David, do Nathan zu ym kam und ym sein eebruch und
mordt von Gottes wegen uffhub. Judas aber, sobald er seiner sünd
ynnen ward, verzweifelt er 211, wie auch Cain 212, dann ir keiner ye recht
glaubt, noch uff Christum gebawen war.
10 Uß dißem allen nun würt einem yeden gottseligen klar genug sein,
will man eygentlich reden von der Gemeyn Christi, die uff Christum
bauwen, sein gehorsam, underthänig gemahel in der worheit ist, die er ym
selb im glauben, im gericht und der gerechtigkeit vermähelt hat, so
seind es gewisszlich allein die erwölten von Gott und versehen zum
15 leben. Dann die andern bleiben nit. darumb seind sye auch nitt von den
rechtgläubigen, wie Johannes sagt. Will man aber dem nach reden, das
wir erkennen mögen, so würt ein Gemeyn Christi heyssen, wo man sein
wort hört und ym gelebt, obgleich under dem selbigen häufflin auch
ettlich Judas seind und reüdige schäfflin. Dann so man das netz gött-|
20 lichs worts in das mör der welt ußwürfft, so fahet man gute und faule
fisch 213. Noch so ist allweg die Kirch unsychtbar, dann man glaubt sye,
sycht sye nitt. wie man ein yeden Christen auch nitt sehen kan, sonder
mussz nur glauben, das er ein Christ sey. Also, so der Luther in seiner
kutten neben dem Treger stünde, was sehe man anders dann zween
25 Augustinermünch, das aber der Luther ein hochwürdig fassz christ-
licher warheit ist und der Treger ein widersprecher derselbigen, müst
ich allein bey den worten und früchten abnemen. Ich sehe es ye nit.
Also ists offenbar, das die wore christliche Kirch glaubt würt und nitt
gesehen. Deren Gemeyn aber, die sich Christen heyssen und aber nitt
30 alle seind, die auch inn der schrifft etwan nach menschlichem urteyl die
Kirch oder Gemeyn Gottes geheissen werden, sycht man. Und so der
Treger diß die rechte Kirch heysset und aber nit leücknen mag, das
heüflin der erwölten Gottes sey auch ein Gemeyn Gottes, die man
doch nit sehen kan, ists wol seltzsam, das ers so ketzerisch achtet, das
35 wir sagen, es sey ein sychtbare und unsychtbare Kirch, nemmlich, so er
doch solchs gedrungen durch die warheit in der nachgonden Wunderred
wider sein willen bewerdt.
u) reg.
210. Vgl. Lc 22,61f.
211. Vgl. Mt 27,3ff.
212. Vgl. Gen 4,13f.
213. Vgl. Mt 13,47f.
David
II Sam.u xii. [13]
Cain
Predestinati Ecclesia
K 1 b
Luther
den, noch war er von den erwölten und ein glyd der woren Kirchen,
dann er ist bliben, so bestot der fürsatz Gottes nach der wal und nit
nach den wercken oder verdyenst Rom ix. [16]. Und darumb on zweifel
hette yemant, da Petrus also gefallen war, yn des erinnert und gestraffet,
5 würd er gleich thon haben, wie er thett, sobald yn Jhesus ansahe 210,
und wie David, do Nathan zu ym kam und ym sein eebruch und
mordt von Gottes wegen uffhub. Judas aber, sobald er seiner sünd
ynnen ward, verzweifelt er 211, wie auch Cain 212, dann ir keiner ye recht
glaubt, noch uff Christum gebawen war.
10 Uß dißem allen nun würt einem yeden gottseligen klar genug sein,
will man eygentlich reden von der Gemeyn Christi, die uff Christum
bauwen, sein gehorsam, underthänig gemahel in der worheit ist, die er ym
selb im glauben, im gericht und der gerechtigkeit vermähelt hat, so
seind es gewisszlich allein die erwölten von Gott und versehen zum
15 leben. Dann die andern bleiben nit. darumb seind sye auch nitt von den
rechtgläubigen, wie Johannes sagt. Will man aber dem nach reden, das
wir erkennen mögen, so würt ein Gemeyn Christi heyssen, wo man sein
wort hört und ym gelebt, obgleich under dem selbigen häufflin auch
ettlich Judas seind und reüdige schäfflin. Dann so man das netz gött-|
20 lichs worts in das mör der welt ußwürfft, so fahet man gute und faule
fisch 213. Noch so ist allweg die Kirch unsychtbar, dann man glaubt sye,
sycht sye nitt. wie man ein yeden Christen auch nitt sehen kan, sonder
mussz nur glauben, das er ein Christ sey. Also, so der Luther in seiner
kutten neben dem Treger stünde, was sehe man anders dann zween
25 Augustinermünch, das aber der Luther ein hochwürdig fassz christ-
licher warheit ist und der Treger ein widersprecher derselbigen, müst
ich allein bey den worten und früchten abnemen. Ich sehe es ye nit.
Also ists offenbar, das die wore christliche Kirch glaubt würt und nitt
gesehen. Deren Gemeyn aber, die sich Christen heyssen und aber nitt
30 alle seind, die auch inn der schrifft etwan nach menschlichem urteyl die
Kirch oder Gemeyn Gottes geheissen werden, sycht man. Und so der
Treger diß die rechte Kirch heysset und aber nit leücknen mag, das
heüflin der erwölten Gottes sey auch ein Gemeyn Gottes, die man
doch nit sehen kan, ists wol seltzsam, das ers so ketzerisch achtet, das
35 wir sagen, es sey ein sychtbare und unsychtbare Kirch, nemmlich, so er
doch solchs gedrungen durch die warheit in der nachgonden Wunderred
wider sein willen bewerdt.
u) reg.
210. Vgl. Lc 22,61f.
211. Vgl. Mt 27,3ff.
212. Vgl. Gen 4,13f.
213. Vgl. Mt 13,47f.
David
II Sam.u xii. [13]
Cain
Predestinati Ecclesia
K 1 b
Luther