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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0121
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C. treger

M. Butzer

K 2 a

116 SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

Die xxxv. Wunderred.

Dann wir erkennen ein einige überheylige Gemeyn v Christi, die nit
möge yrren inn geheymnüssen des glaubens, nemmlich den geistlichen
leib Christi unsers heylands w.

Die xxxvi. Wunderred. 5

Von welchem Ephes. v [29f.]: Nyemant hat ye sein eygen fleysch gehasset, sonder
er neret es und pflegt sein, gleich wie auch der herr die gemeyn, dann wir seind glyder
seins leibs von seinem fleysch und von seinem gebeyn.

Sych doch nur uff diße dein eygene wort, Treger. Ist die gemeyn
heylig, so ist sye ye nit alles was täufft ist, under dem vil unheyligs ist, so 10
ist sye ye auch nit sychtbar. dann die heyligkeit im geist ist, die du wol
bey den früchten spüren magst, aber nit sehen. Man spricht, das ist ein
weiser frummer man, und sycht doch nit mer dann den leib und das
eüsserlich thun, das offt und in vil dingen gleich und etwan in besserem
schein bey eim unfrummen gefunden würt. Die weisszheit und frumm- 15
keit spürt man und glaubt sye. Also sycht man wol vil, die täufft seind, die
sacramenten entpfahen und sich für Christen ußgeben, sye seind aber
drumb nit. Durch den woren glauben, der thätig ist durch die lieb [Gal 5,6],
seind Christen und ein heylig christlich Gemeyn, welch gott dazu erwölt
hat. Das sycht | man aber nit, sonder glaubts, dieweil man ein wort 20
gotts hat: kein fauler baum bringt gute frucht. etc 214, wie wider die
nechst wunderred anzeygt ist.

Zum andern ist sye der geistlich leib Christi, so sycht man sye ye
nitt. den leiblichen leib Christi sehe man wol, so er noch bey uns were.
Weiter schreibt Paulus, i. Cor. vi. [9f.]: Weder buler, noch die abgötterischen, noch 25
die eebrecher, noch die weychling, noch die knabenschender, noch die diebe, noch die
geytzigen, noch die trunckenen, noch die schelter, noch die reüber werden das erb
Gottes ererben. Nun seind in deiner kirchen des gesynds auch zu
Rom nit wenig, wie wöllen sye dann ein leib Christi sein ? Der hurer ist
ein leib mit der huren. Wer dem Herren anhangt, ist ein geist, spricht Paulus 30
daselbig 215 und Johannes i. cap. ii. [6]: Wer do saget, das er in ym bleibt,
der soll auch wandelen, wie er gewandelt hat und iii. [9f.]: Wer auß Gott
geporen ist, der thut nit sünde, denn sein same bleibt bey ym und kan nit sündigen,
denn er ist von Gott geporen. Daran erkennt man, welche die kinder Gottes und
die kinder des teüffels seind. Wer nit recht thut, der ist nit von Gott, und wer nit 35
lieb hat sein bruder. Und ein wenig darvor: Wer sünd thut, ist vom

v) vnicam ecclesyam (Or). - w) corpus Christi mysticum (Or).
214. Vgl. Mt 7,17. 215. Vgl. I Cor 6,16f.
 
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