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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528
Nun die das sacrament aber des Tauffs allein entpfahen und doch vor
erkannt seind, das sye verdampt werden sollen, die werden nit täuffet
im geist inwendig durch Christum, dann sye werden nit herrlich ge-
macht darumb seind sye auch nit durch Christum gerechtfertigt. Dann
welche er rechtfertiget, die macht er auch herrlich. So künnen ynen auch
nit alle ding zum besten reychen, dann sye haben auch Gott nit, darumb
haben sye auch den kindtlichen geist nit entpfangen und seind deß-
halb mitnichten im geist durch Christum getäuffet, darumb auch nit
also täuffet, das sye Christum hetten anzogen. Daruß dann ein yeder
sycht, das solche die nit sein künden, von denen Paulus geredt hat, da
er spricht: dann als vil ewer täuffet seind, die haben Christum angezogen.
Und bleibt ston und wor das eygentlich und wie es es sich vor Gott in
der worheit haltet zu reden, die Kirch Christi sein wore gesponß, die
er heyliget und sein leib heysszt, allein die erwölten seind, die Gott ver-
sehen und verordnet hatt, dem ebenbild seins suns gleichbertig zu sein.
Dann alle andern, so nit erwölt seind und in keim lebendigen glauben in
Christo Jhesu, die seind glyder der welt und des teüffels, wie das die
schrifft genugsam ußdruckt.
Nun seh ein yeder, der von Gott nit verworffen ist, ob es yrrthumb
oder ketzerey sey der Hussiten 227 oder wem er solchs zuschreiben will,
sagen, das allein die versehenen zum leben die wore Kirch Christi seyen.
so er doch, der Herr, freylich kein andere ym darstellet, herrlich on
runtzel, on mackel 228, seitenmal die andern alle verdampt werden. Sehe
auch, wie fein er erwisen hat, das solchs wider die leer Pauli sey. Ketzern
und sich rümen des, darzu sye noch weit haben, ist mit das kleinst
stuck der weißheit dißer Apostelen.
Die xli. Wunderred.
C. treger Zum fürgenommenen, so von tausent jaren här und weiter uns in uff-
opferung des leibs Christi und in annemung der sacramenten mitheilig
227. Der in Tregers Paradoxa anklingende Vorwurf, die reformatorische Bewegung
bringe die überwundene Ketzerei der Hussiten wieder zu Kräften (Par 38 und 39),
führt Tregers Vermanung in massiver Breite aus. Schon im Titel (»Vermanung ...
vor der Böhemschen Ketzerei...«) und dann allenthalben durch den ganzen Traktat,
wo der Augustinerprovinzial die Reformatoren als »Propheten« zu kennzeichnen
sucht, »die vß yngebung des bösen geists die verdampt gifftig Böhemsch Ketzerei
vnder dem schein des Ewangelij vnd wort gottes ... widerumb herfür vnd an den
tag zu thun sich hoch fleissen vnd bemühen« (A 2 b).
Es war die bequeme Waffe gegen die Reformatoren seit der Leipziger Disputation,
die Luther voll Entrüstung an Spalatin schreiben läßt: »... breviter: sumus omnes
Hussitae ignorantes. Denique Paulus et Augustinus ad verbum sunt Hussitae«
(WA Br 2,42).
228. Vgl. Eph. 5,27.
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Nun die das sacrament aber des Tauffs allein entpfahen und doch vor
erkannt seind, das sye verdampt werden sollen, die werden nit täuffet
im geist inwendig durch Christum, dann sye werden nit herrlich ge-
macht darumb seind sye auch nit durch Christum gerechtfertigt. Dann
welche er rechtfertiget, die macht er auch herrlich. So künnen ynen auch
nit alle ding zum besten reychen, dann sye haben auch Gott nit, darumb
haben sye auch den kindtlichen geist nit entpfangen und seind deß-
halb mitnichten im geist durch Christum getäuffet, darumb auch nit
also täuffet, das sye Christum hetten anzogen. Daruß dann ein yeder
sycht, das solche die nit sein künden, von denen Paulus geredt hat, da
er spricht: dann als vil ewer täuffet seind, die haben Christum angezogen.
Und bleibt ston und wor das eygentlich und wie es es sich vor Gott in
der worheit haltet zu reden, die Kirch Christi sein wore gesponß, die
er heyliget und sein leib heysszt, allein die erwölten seind, die Gott ver-
sehen und verordnet hatt, dem ebenbild seins suns gleichbertig zu sein.
Dann alle andern, so nit erwölt seind und in keim lebendigen glauben in
Christo Jhesu, die seind glyder der welt und des teüffels, wie das die
schrifft genugsam ußdruckt.
Nun seh ein yeder, der von Gott nit verworffen ist, ob es yrrthumb
oder ketzerey sey der Hussiten 227 oder wem er solchs zuschreiben will,
sagen, das allein die versehenen zum leben die wore Kirch Christi seyen.
so er doch, der Herr, freylich kein andere ym darstellet, herrlich on
runtzel, on mackel 228, seitenmal die andern alle verdampt werden. Sehe
auch, wie fein er erwisen hat, das solchs wider die leer Pauli sey. Ketzern
und sich rümen des, darzu sye noch weit haben, ist mit das kleinst
stuck der weißheit dißer Apostelen.
Die xli. Wunderred.
C. treger Zum fürgenommenen, so von tausent jaren här und weiter uns in uff-
opferung des leibs Christi und in annemung der sacramenten mitheilig
227. Der in Tregers Paradoxa anklingende Vorwurf, die reformatorische Bewegung
bringe die überwundene Ketzerei der Hussiten wieder zu Kräften (Par 38 und 39),
führt Tregers Vermanung in massiver Breite aus. Schon im Titel (»Vermanung ...
vor der Böhemschen Ketzerei...«) und dann allenthalben durch den ganzen Traktat,
wo der Augustinerprovinzial die Reformatoren als »Propheten« zu kennzeichnen
sucht, »die vß yngebung des bösen geists die verdampt gifftig Böhemsch Ketzerei
vnder dem schein des Ewangelij vnd wort gottes ... widerumb herfür vnd an den
tag zu thun sich hoch fleissen vnd bemühen« (A 2 b).
Es war die bequeme Waffe gegen die Reformatoren seit der Leipziger Disputation,
die Luther voll Entrüstung an Spalatin schreiben läßt: »... breviter: sumus omnes
Hussitae ignorantes. Denique Paulus et Augustinus ad verbum sunt Hussitae«
(WA Br 2,42).
228. Vgl. Eph. 5,27.
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