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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0146
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HANDEL MIT CUNRAT TREGER

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bigen heyligen geist, derselbigen schrifften rechtfertig meynung w des
heyligen geists x dargeben möge ?

Antwort: Nyemant, der anders recht christen ist. Dann die Kirch, das Butzer
seind die rechte christen im geist versamelet und vereiniget, ob im fleysch
5 schon yeder tausent meyl von dem anderen were, dieselbigen, seitenmal
sye durch den heyligen geist erleücht seind, mögen sye die schrifft wol
verston und recht ußlegen, wie sye auch durch solche uns geben ist,
und wie allweg noch täglich auch gepredigt würt. Allein, christlicher
Leßer, hütte dich vor des Tregers gyfft, der durch die Gemeyne alls Haubtirrung des Tregers
10 verston will nur die getäufften und gibt ynen solchen gewalt, wann sye
nur leiblich im Concilio ettwan versamlet seind. Sunst hette er nichts
wider uns. Dann was wir predigen, prediget auch die christlich gemeyn,
von der wir seind, und nit sein hauff. Das erkenne man bey den früchten
und zum gewissesten bey dem, das wir bey dem lutern, gewissen wort
15 Gottes in der schrifft verfasset bleiben, sein hauff aber nit.

Die lv. Wunderred.

Dann so in annemen der heyligen schrifft, damit unser gantzer glaub | C. treger

nit schwancke, die Kirch nit yrren mag, warumb sagstu dann, das sye N 1 b

yrren möge in ußlegung derselbigen? so doch deßhalb mer ketzerey
20 dann yhenes halb uffkommen seind.

Die ursach ist ob anzeygt. Soll man gottgläubig sein, so mussz man M. Butzer
seinen worten glauben, darumb mussz man wissen, welches sein wort
sey oder nit. Das hat nun der geist Christi seine gemeyn müssen leren.

Sunst hette sye nit sein gemeyn und seiner wort gläubige könden sein.

25 Daneben mag aber wol sein, das sye die schrifft nit an allen orten recht
verstand. Wie sye auch in vilen dingen mag offt nit sehen, wie sye sich
gegen der schrifft halten, ob sye ir zuwider seyen oder nit. Wie das der
kirchen zu Jerusalem geschehen ist, der Heyden berüffung halb. Act.
xi. [1 ff.] und der kirchen zu Antiochia das gesatzs haltung halb in
30 eüsserlichen gebotten. Atc. xv. [1 ff.]. Ja, eben lang härnaher auch der
kirchen zu Jerusalem, die, ob sye schon die Heyden des gesatzs frey
erkant hatten, noch meynten sye, die Christen, so Juden geboren waren,
müstens halten. Act. xxi. [18 ff.]. Da yrten sye sich ye in der ußlegung
der schrifft, die uns dann lernet, das dem gerechten kein gesatz geben
35 ist, er sey Jud oder Heyd. dann in Christo seind sye all einer, i. Timoth.
i. [9] und Gal. iii. [28].

Doch hatt die kirch allweg verstanden und können die schrifft ußlegen
in dem haubtstuck, das wir endtlich durch Jhesum Christum frumm
und selig werden, ob sye schon nit alles das hat fassen können, das

w) germanum sensum solum (Or). - x) omm.: indeuiabiliter (Or).
 
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