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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0255
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

Wil aber Jacob Kautz disen Artikel uft Denckische wiß verston, wie
zu besorgen, dann Denck seyn lermeyster ist und der nachgend Artickel
sich druff zicket, auch sunst wider uns und andere prediger des Evan-
geli nicht were, das der mensch ein freyen willen habe und das gesatz
eim yeden in sin hertz durch Christum geschriben sie, allein das etliche
B 8 a leucken zu haben, das sie haben, | wie Denck in seym büchlin vom gesatz
geschriben hat und das demnach ein jeder mit den wercken das furbild
Christi erreichen müsse, sunst so sie Christus nicht für in gestorben, so
ist diser Artickel eyn offentliche verleuckung des tods Christi und seyner
erlösung, und machen sie auß iren eygen wercken ein greüwlichen
abgott. Paulus schreibt Roma, v [10], das wir Gott versünet sind durch
den tod seins sons, also wir noch find woren, wie wir denn von natur
kinder des zorns sind, tod in sünden, gefangen des Satans, die nichts
dann sünden und wider Gott handlen künnen, darumb in uns nichts
guts, keyn fryer will sin mag, das gesatz Christi ist auch in unser hertz
nicht geschriben, so lang wir in und den Vatter nicht kennen, der geyst
Gottes ist krefftig und thetig und mag von niemans gehabt werden,
ders verleücke, wie Denck fast gef erlich darvon redt 32.

Demnach wie die propheten und Apostel leren, also predigen wir von
Was von Christo zu halten. Christo, nemlich das er alle erwelten, die von natur gar verderbet sind
und nichts guts thun oder wöllen mögen, durch sein blut also erlöset
und dem Vatter versünet hat, das er aller irer sünd nimmerme ge-
dencken wil. Jere. xxxi [34] (sunst were es je keyn rechte versünung)
und geben wil seynen heyligen geist, durch den sy gereinigt werden, im
als irem Got und vater zu vertruwen, sich nit zweiflen, seine kinder
und erben sein, zu lieben den nechsten in der warheit, in aller zucht
B 8 b und erbarkeyt zu le-| ben, doch so hat einer disen geyst richlicher dann
der ander, Paulus hat in je herlicher, dann die Corinther, welche er
für geliebte Gottes heyligen erkennet, und aber dabey sie gar grober
gebrechen, wie die zwo Epistelen zu inen geschriben wol bewisen,
straffet. Nun was wir hie von Christo verjehen, schreibet Paulus in
allen seynen Epistolen, doch besonder streicht ers uß in der Epistel zun
Ephesiern im ersten und andern Capiteln und zun Colossern am ersten,
ja alle Apostelen und propheten leren sollichs von Christo.

Denckischer schwerister Darum es ein ergerlicher irthumb ist, als er je gewesen oder kummen
irthum. mag, wöllen die erlösung Cristi Jesu unkrefftig machen, wir wandlen
dann den wege, so er uns gebanet hat, als ob die sach an uns stünde.
Nein, da wir feind waren, tod in sünden, spricht Paulus [Ro 5,10],
seind wir gott versünet worden durch das blut Christi und daher ein
werck Gottes geschaffen durch Jesum Christum zu guten wercken,

32. »Welchem das gsatz durch den hailigen gayst in sein hertz geschriben ist, der
ist warlich gerecht.« Vgl. Denck, a.a.O. S. 59, Z. 6.

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