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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0278
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VERTEUTSCHUNG DES PSALTERS

273

Pommer die wort Tertulliani, die er anzogen, nit so prechtig wider uns
uffwerffen, sytenmal sie doch lautten, als ob der leib und das blut Christi
nicht der seelen, sonder nur des fleischs speiß were, und Gott allein die
mestung der seelen. Dann freylich der Pommer den leib und das blut
5 Christi höher haltet, dann das ers nur des fleyschs und nicht vil mer des
geysts speis glaubet. Aber die vetter und besonder Tertullianus haben
ein andere ardt zu reden, dann filleicht Pommeran gewonet hab.

Das drit und letst, das der Pommer in seiner klag unformlich setzet,
ist, das er schreibt, die keüffer und verkeüffer sollen nicht förchten, das
10 er seine verklerung über die Psalmen wölle besser machen, sonder so
vil an im, sollen sie also bleiben zu einer gedechtnüß der edlen gaben
Gottes, durch welche er im verluhen hab, bis ans end des Psalters on
ein fürgeher hindurchzutringen 31. Secht, lieben Christen, warzu wir
kommen, wann wir uns selb gelassen werden. Der gut man hat mir, als
15 ich den Psalter verteütschen solt, ein buch überschickt durch sein
eygen handt, an vast vil orten, wie von nöten war, corrigirt und ge-
bessert. Nun schreibt er, man sol nicht förchten, das wir von im hoffen
solten, nemlich besserung seiner verklerungen in die Psalmen. Will so
hoch achten, das er bis zu end des Psalters hindurchgetrungen sey, das
20 doch vil vor im, Gott aber weyß wol wie, gethon haben. Und müssen
nun seine menschlichen gedancken, die sich zum synn des geysts in
Psalmen offt gar übel reymen, edle gaben Gottes sein, die nit zu endren
seien? Wo ist hie die lieb und der eyfer zu der lutere Gottlicher red,
wie die Psalmen | als wol seind als die wort des nachtmals? Doctor 13
25 Luther will, man lestere Christum und leg im falsch und lügen zu, wo
man dise nit recht verstand und außlege32. Und dem Pommer ists so
leicht, das er die Psalmen an so menchem ort, wie des Luthers ver-
dolmetschung und außlegung nach der hebreischen warheit zeugen
sollen, unrecht verstanden und außgelegt hat, das ers verheißt, nymer zu
30 bessern. Wie kindisch ist aber, das er schreibt, wann kein ander ursach
wer, so wolt ers doch umb deren willen nit endern, die in frembden

ut et anima de deo saginetur [MSL 2, 806], Quid clarius dici poterat? Videatur illic
locus ut videas quam alibi Tertullianus dicit figuram corporis [MSL 2,491], non
eam Tertulliano esse quam isti sibi fingunt.

31. Oratio p. A 6 b-A 7 a: Ceterum de Psalterio latino, quod primum invulgatum
est anno MDXXIIII securos facio et venditores et emptores, ne timeant me post hac
illud velle facere melius ne credant typographis semper adiicientibus, Emendatum,
denuo correctum etc. Siquidem ut ab initio invulgatum est ita quantum in me est
permanere debet ut sit memoriale illius insignis doni dei, quo dedit mihi usque ad
finem psalmorum absque alio duce perrumpere,quando me quotidianae praelectiones
urgebant.

32. Epistel an Johann Herwagen: Nam cum utrinque Christum sic et sic dicere
contendamus, sintque ea contraria, necesse est, aut nos aut illos Christo falsum et
mendacium impingere; WA 19,473, 15-17.
 
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