SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528
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Arbogast: Ich sihe wol, das dirs reden lieber ist dans e essen, du hast
wol so wenig gessen.
Seboldt: Ich hab gessen noch f meiner notdurfft.
Arbogast: Es wundert manchen, wie im hymel gut leben mög sein,
so man da nit essen und trincken würt. Wann g die solchen lust zu der 5
erkantnüß h Gottes hetten als du, würden sie wol wissen, das essen und
trincken ani rechtem lust und gutemj leben nur eyn hindernüß, und in
der erkantnüß k Gotts l solche wunn und freud ist, das inen nit alleyn
essen und trincken, sonder alle geschefft diß gegenwertigen lebens be-
schwerlich weren, wolten deßhalben wie Paulus gern erlöset und gar 10
bey Christo sein 205.
E 5 a Seb.: Nun, der Herr | gebe, das er und sein heyliges m wort uns recht
gelieben. Heb du an von dem, das überbliben o ist.
17 Warin alßp D. Luther und sein gegenteyl eyns und warin sie
uneyns sind. 15
Arbog.: Ich hab dir verheyssen darzuthun, das D. Luther in dem haubt-
stück vom Sacrament, nämlich von der gegenwertigkeyt Christi im
nachtmal, mit den unsern eyns sey. Damit hab ich dir nun zu verstehn
geben, das er in nebenstücken nit mit inen eyns sey. Nunq, das er mit
den unseren r der gegenwertigkeyt Christi halb eyns sey, hab ich dir 20
erwysen: Dieweil s er das brodt und den leib Christi nun Sacramentlich
eyns macht undt denselbigen yns brodt nit localiter, das ist begreifflicher
weiß, setzet, sonder unbegreifflicher weiß, die er also verkläret, das sie
fast auff der gegenwertigkeyt seiner wirckungen steht und nit seins
leiblichen wesens. Dann das brodt, bekennet er, sey nit der leib Christi 25
wesenlich oder persönlich sonder nur Sacramentlich. Mehr hab ich dir
auch anzeygt, das die unsern D. Luther mißhellig sind in außlegung
etlicher sprüch und auch der unbegreifflichen und doch leiblichen gegen-
wertigkeyt halb, die eyn lauter gedicht ist. Dann keyn schrifft Christum
ihnen leiblich zugegen machet, da er nit auch localiter sey, das der Luther 30
begreifflich nennet. Du hast ye selb gesehen, das er damit auff nichts
E 5 b bawet, sytenmalu die schrifft das, darauff sich D. Luther grün-|det, gar
nicht leret 206, nämlich das Christus durch den grabsteyn oder thüren
gangen sey. Nun, dieweil aber D. Luther auß disem allem nit schliessen
wil, das Christus anders dann Sacramentlich im Abentmal sey, und 35
e) dann das B. - f) nach B. — g) Wenn B. — h) erkäntnüß B. -i) on B. — j) gu-
ten A. - k) erkäntnüß B. - l) gottes B. — m) heyligs B. — n) geliebt B. - o) vber-
bliben B. - p) als B. - q) Nu B. - r) unsern B. - s) diewil B. — t) uff B. — u) seiten-
mal B.
205. Vgl. Phil 1, 23.
206. S. oben Kapitel 4.
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Arbogast: Ich sihe wol, das dirs reden lieber ist dans e essen, du hast
wol so wenig gessen.
Seboldt: Ich hab gessen noch f meiner notdurfft.
Arbogast: Es wundert manchen, wie im hymel gut leben mög sein,
so man da nit essen und trincken würt. Wann g die solchen lust zu der 5
erkantnüß h Gottes hetten als du, würden sie wol wissen, das essen und
trincken ani rechtem lust und gutemj leben nur eyn hindernüß, und in
der erkantnüß k Gotts l solche wunn und freud ist, das inen nit alleyn
essen und trincken, sonder alle geschefft diß gegenwertigen lebens be-
schwerlich weren, wolten deßhalben wie Paulus gern erlöset und gar 10
bey Christo sein 205.
E 5 a Seb.: Nun, der Herr | gebe, das er und sein heyliges m wort uns recht
gelieben. Heb du an von dem, das überbliben o ist.
17 Warin alßp D. Luther und sein gegenteyl eyns und warin sie
uneyns sind. 15
Arbog.: Ich hab dir verheyssen darzuthun, das D. Luther in dem haubt-
stück vom Sacrament, nämlich von der gegenwertigkeyt Christi im
nachtmal, mit den unsern eyns sey. Damit hab ich dir nun zu verstehn
geben, das er in nebenstücken nit mit inen eyns sey. Nunq, das er mit
den unseren r der gegenwertigkeyt Christi halb eyns sey, hab ich dir 20
erwysen: Dieweil s er das brodt und den leib Christi nun Sacramentlich
eyns macht undt denselbigen yns brodt nit localiter, das ist begreifflicher
weiß, setzet, sonder unbegreifflicher weiß, die er also verkläret, das sie
fast auff der gegenwertigkeyt seiner wirckungen steht und nit seins
leiblichen wesens. Dann das brodt, bekennet er, sey nit der leib Christi 25
wesenlich oder persönlich sonder nur Sacramentlich. Mehr hab ich dir
auch anzeygt, das die unsern D. Luther mißhellig sind in außlegung
etlicher sprüch und auch der unbegreifflichen und doch leiblichen gegen-
wertigkeyt halb, die eyn lauter gedicht ist. Dann keyn schrifft Christum
ihnen leiblich zugegen machet, da er nit auch localiter sey, das der Luther 30
begreifflich nennet. Du hast ye selb gesehen, das er damit auff nichts
E 5 b bawet, sytenmalu die schrifft das, darauff sich D. Luther grün-|det, gar
nicht leret 206, nämlich das Christus durch den grabsteyn oder thüren
gangen sey. Nun, dieweil aber D. Luther auß disem allem nit schliessen
wil, das Christus anders dann Sacramentlich im Abentmal sey, und 35
e) dann das B. - f) nach B. — g) Wenn B. — h) erkäntnüß B. -i) on B. — j) gu-
ten A. - k) erkäntnüß B. - l) gottes B. — m) heyligs B. — n) geliebt B. - o) vber-
bliben B. - p) als B. - q) Nu B. - r) unsern B. - s) diewil B. — t) uff B. — u) seiten-
mal B.
205. Vgl. Phil 1, 23.
206. S. oben Kapitel 4.