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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0377
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

leib und blut des Herrn sonder ire vorbildungen seyen. Seine außlegung
alleyn wil uns nit ansehen als den worten Christi gemeß. Solcherley
mißhellung aber ist nye so hoch geachtet worden, das sich Christen
irendhalb c gezweyet hätten. Dise wort Christi zum Petro: Du bist eyn
felß, und auff den felsen wil ich mein gemeyn bawen [Mt 16,18] haben ettliche 5
also verstanden, das Christus hebe durch den felßen, so er spricht: und
auff den felßen wil ich meine kirch bawen, sich selb verstanden, etliche den
glauben Petri, etliche die bekantniß Petri, etliche den Petrum selb, aber
doch nur als eyn Prediger, das Jesus Christus sey der Son des lebendigen
Gotts 30 9. Nu, die alle verwürfft freilich Luther nit und hat vernügen, 10
das sie nur der kirchen fundament, nit den Petrum als eyn menschen oder
den Bapst machen. Also dieweil Carolstadt bekennet, das Christus nur
eyn geystlich d speiß ist, und Brodt nur gedenckzeychen seins todts und
erlösens, erkennen wir in, als der die warheyt gefasset hab. Das er aber
eyn gezwungene außlegung bringt, zelen wir zu andern unnatürlichen 15
außlegungen, dern aller heyligen Bücher vol sind und auch des Luthers
Bücher gar nit frey, wie er selb bekennet in der latinischen vorred über
sein verlatinet Postill3 10. Das hat uns wol mehr an Carolstadt befilet 311,

G 4 a das er so rauch und unfreundt-| lich wider den Luther schreib 312. Wer

die warheyt Gottes handlen wil, sol das mit forcht und zittern, nit mit 20
freche, mit grosser demut und ehrerbietung, mit keynen stoltz und ver-
achtung, mit aller sänfftmut und holdtseligkeyt und keynen bochen 313
und holhüppen 314 thun. Göttlich ding sol man Göttlich handlen. Eyn
knecht Gottes, schreibt Paulus, sol nit streiten, sonder freundtlich sein gegen
yeder man, bereyt zu leren, gedultig, der mit sänfftmute die widersprecher under- 25
wyse [2 Tim 2,24].

Seb.: Damit woltestu mir gern mein Luther antasten.

Arb.: Ich laß es dabey bleiben, das du anfänglich sagtest 315, das
schelten gefiel dir selb übel. Nun aber, das mir eynmal zum end kämen,
so horestu nun, das under uns, die unsern Herrn Christum Jesum leib- 30
lich im hymel alleyn suchen und anbetten, keyn mißhellung ist, uns
allen ist Brodt für sich selb nichts anders dann Brodt und wein nichts

c) jrenthalb B. — d) geistlich A.

309. Vgl. Mt 16,16.

310. Luthers Vorrede zu der neuen bei Herwagen in Straßburg 1528 erschienenen
Ausgabe der Bucerschen Übersetzung der Postille fehlt in der WA. Text bei Köhler I,

S. 787; Anm. 1.

311. Lästig sein.

312. Darüber die Straßburger Prediger am 23. November 1524 an Luther (WA
Br III, 383) und Capito am 17. Dezember 1524 an Ambrosius Blaurer (Schiess I, 115).

313. Hochmut.

314. Lästern.

315. S. oben, S. 308, Z. 9—10.
 
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