VERGLEICHUNG D. LUTHERS
375
mit deren er sich bezeugt, die Cerimonien des gesatz selbs halten und
leren zu halten, war ye von wegen, das die brüder zu Jerusalem der
freiheyt Christi noch nit recht bericht weren 334.
Seb.: Ich kans wol erkennen, das es nie so wol gestanden ist. Man
5 hat schwachen im glauben müssen auffnemen, als Paulus h leret 335.
Arb.: Wolt aber Gott, das des yederman beredt were und wüste auch,
wie weyt die mißheiligen in Göttlichen dingen zu dulden weren. Dann
S. Pauls heißt auch vermeiden, die von der warheyt abkeret sind und
durch vermanung nit widerkeren wöllen 336.
10 Sebo.: Also haltet D. Luther euch Schwermer.
Arb.: Got hat aber nit im, sonder Christo das endurteyl zu sprechen
befolhen. Der halts anders. Darauffsolten wir sehen: Wer zu Gott
begerte zu füren und wer von Gott; wer eyn forcht Gots, eyn demütig
gelassen hertz erzeygete, wer frech, stoltz und nur seins synnes sein
15 wölle. Paulus sagt: >hereticum<, eyn abtrünnigen menschen, nochdem er eynmal
oder zweyverwarnet ist, sol man lassen das sein | schaffen [Tit. 3,10].
So lang aber yeman die warnung duldet, bey der gemeyn Christi zu
bleiben begeret, suchet Gott, und ob damit schon schwere irrthumb
sich mit einmengten, als bey den Galathern von notwendigkeyt der
20 beschneidung und andern Ceremonien, Bey den Corinthern zweiffel an
der aufferstentnüß, muß man die irrigen nit hynwerffen, sonder allen
fleiß fürwenden, sie zu gewinnen, wie Paulus disen thon hat. Also wann i
schon gewiß wer, das wir des Sacraments halben irreten, dieweil wir
doch Christo alles zugeben, durch in alles hoffen, wissen und bekennen,
25 das die werck der liebe alleyn gute werck sind, glauben, das alle wort
Gots war sind, alleyn wir kündenj nit verstehn, das die wort des nacht-
mals noch Lutherischer außlegung sollen verstanden werden, sunst
wissen wir sie war und gerecht sein, aber in dem verstandt, in den sie
der Herr geredt hat, trennen uns auch nit vom Luther und den seinen,
30 sonder bekennen mit jenen k Christum, begeren bey allen seinen worten
wie sie zu bleiben, sind auch bereyt, sie zu dulden und, (wiewol wir nit
zweiffeln, das sie in diser sachen schwerlich irren) für liebe brüder
haben, dann ir fürneme lere noch auff glauben zu Gott durch Christum
und liebe zum nechsten gericht ist. Wenn denn ja D. Luther schon
35 gewiß were, das wir uns im verstandt des abentmals irreten, das doch
so wenig sein kan, als das Christus nit Christus sey, noch solt er sich
nit also von uns trennen, solt uns nit also hynwerffen, sonder freundt-
lich das best, so er vermöcht, berichten, und dieweil doch | der heylig
h) Pulus A. — i) wenn B. — j) künnen B. — k) jhnen B.
334. Vgl. Act 21, 18ff.
335. Vgl. Ro 14,1.
336. Vgl. Tit 3,10.
H 2 a
H 2 b
375
mit deren er sich bezeugt, die Cerimonien des gesatz selbs halten und
leren zu halten, war ye von wegen, das die brüder zu Jerusalem der
freiheyt Christi noch nit recht bericht weren 334.
Seb.: Ich kans wol erkennen, das es nie so wol gestanden ist. Man
5 hat schwachen im glauben müssen auffnemen, als Paulus h leret 335.
Arb.: Wolt aber Gott, das des yederman beredt were und wüste auch,
wie weyt die mißheiligen in Göttlichen dingen zu dulden weren. Dann
S. Pauls heißt auch vermeiden, die von der warheyt abkeret sind und
durch vermanung nit widerkeren wöllen 336.
10 Sebo.: Also haltet D. Luther euch Schwermer.
Arb.: Got hat aber nit im, sonder Christo das endurteyl zu sprechen
befolhen. Der halts anders. Darauffsolten wir sehen: Wer zu Gott
begerte zu füren und wer von Gott; wer eyn forcht Gots, eyn demütig
gelassen hertz erzeygete, wer frech, stoltz und nur seins synnes sein
15 wölle. Paulus sagt: >hereticum<, eyn abtrünnigen menschen, nochdem er eynmal
oder zweyverwarnet ist, sol man lassen das sein | schaffen [Tit. 3,10].
So lang aber yeman die warnung duldet, bey der gemeyn Christi zu
bleiben begeret, suchet Gott, und ob damit schon schwere irrthumb
sich mit einmengten, als bey den Galathern von notwendigkeyt der
20 beschneidung und andern Ceremonien, Bey den Corinthern zweiffel an
der aufferstentnüß, muß man die irrigen nit hynwerffen, sonder allen
fleiß fürwenden, sie zu gewinnen, wie Paulus disen thon hat. Also wann i
schon gewiß wer, das wir des Sacraments halben irreten, dieweil wir
doch Christo alles zugeben, durch in alles hoffen, wissen und bekennen,
25 das die werck der liebe alleyn gute werck sind, glauben, das alle wort
Gots war sind, alleyn wir kündenj nit verstehn, das die wort des nacht-
mals noch Lutherischer außlegung sollen verstanden werden, sunst
wissen wir sie war und gerecht sein, aber in dem verstandt, in den sie
der Herr geredt hat, trennen uns auch nit vom Luther und den seinen,
30 sonder bekennen mit jenen k Christum, begeren bey allen seinen worten
wie sie zu bleiben, sind auch bereyt, sie zu dulden und, (wiewol wir nit
zweiffeln, das sie in diser sachen schwerlich irren) für liebe brüder
haben, dann ir fürneme lere noch auff glauben zu Gott durch Christum
und liebe zum nechsten gericht ist. Wenn denn ja D. Luther schon
35 gewiß were, das wir uns im verstandt des abentmals irreten, das doch
so wenig sein kan, als das Christus nit Christus sey, noch solt er sich
nit also von uns trennen, solt uns nit also hynwerffen, sonder freundt-
lich das best, so er vermöcht, berichten, und dieweil doch | der heylig
h) Pulus A. — i) wenn B. — j) künnen B. — k) jhnen B.
334. Vgl. Act 21, 18ff.
335. Vgl. Ro 14,1.
336. Vgl. Tit 3,10.
H 2 a
H 2 b