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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528
wils alleyn verstehen vom fleyschlichen verstandt. In dem hellet 327
H 1 a Pomeran 328 mit im; Jo. Brentz 329 aber versteht es schlecht f | vom fleysch
Christi, also auch Philippus 330. Nun ist es ye widereynander: das fleysch
yetz sol Christus selb sein, yetz der fleyschlich verstandt. Nun, die beyde
hat der Luther selb gesetzt. (Ich wil yetz der seinen geschweigen.) Ist dann 5
nun so eyn gewisse prob, das die auß dem teufel schreiben und leren,
die nit aller ding eynhellig sind, was soll man dann vom Luther selb
und den seinen sagen? Ja, was von allen heyligen vättern, die nit alleyn
mit andern sonder mit inen selb auch mißhellig erfunden werden?
Darumb müste man nit gleich auß eyner yeden mißhellung eyn anzeyg 10
teufelischer lere machen. Wo man fürnemlich auff glauben zu Gott und
lieb zum nechsten alles richtet, da ist der geyst Gottes und nit der
teuffel. Wie aber bei demselbigen im leben sich tägliche fäl begeben,
also auch in der lere fleysch ist nach bei geyst. Chrisostomus 331 und vil
ander heylige vätter haben vom freyen willen und vil andern stücken 15
geschriben, das D. Luther schwere irrthum schiltet 332. Wil er darumb
alle ire leer teufelisch schelten ?
Seb.: Ich wolt, das ich solt den Luther diß hören verantworten. Ich
traw in hie nit zu entschuldigen. Gott bessers! Es wer mir und meins
gleichen nit gut, das wir darumb solten vom teufel triben werden, so 20
wir nit allen orten der schriflt iren natürlichen synn möchten geben.
Arb.: Darumb, wie wir in gebrechen des lebens eynander dulden
müssen, solten wir auch eynander mangel des verstandts zu gutem
halten und, zu besseren solche, nicht die brüder so leichtlich hinzu-
H 1 b werffen uns befleissen. Was gro-| ben fäl hat Paulus den brüdern uber- 25
sehen? Besich die Epistel zun Galatern und Corinthern, bedenck was
die Acta melden. War nit das ein grober fäl, das etliche brüder Petrum
straffen wolten, das er mit heyden gemeynschafft gehebt hatte, da er
dem Cornelio und seinem gesind hat Christum geprediget: Act. xi.
[1ff.]? Der Herr hat sie doch heyssen, allen creaturen das Evangelium 30
verkündigen 333. Also, das Jacobus von Paulo, nochdem nun g so lang
das Evangelion geprediget was, erfordert eyn Mosaische reynigung,
f) schlecht A. - g) nun B.
327. Übereinstimmen.
328. Im »Sendbrief ... über ein Frag vom Sakrament«; vgl. Köhler I, S. 196.
289. Im Syngramma Suevicum und in der »Exegesis in Ev. Johannis « vgl. Köhler I,
S.132 und S. 441.
330. Melanchthon; vgl. CR 14, 1105/1106.
331. Über die Lehre vom freien Willen bei Chrysostomus vgl. MSG 32, Chrysostomus
9, S. 539—541; 559—560: Commentarius in Epistolam ad Romanos, Homilia XV, 1;
XVI, 8.
332. Vgl. WA 18, 551ff.; De servo arbitrio 1525.
333. Vgl. Mt 28,19.
SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528
wils alleyn verstehen vom fleyschlichen verstandt. In dem hellet 327
H 1 a Pomeran 328 mit im; Jo. Brentz 329 aber versteht es schlecht f | vom fleysch
Christi, also auch Philippus 330. Nun ist es ye widereynander: das fleysch
yetz sol Christus selb sein, yetz der fleyschlich verstandt. Nun, die beyde
hat der Luther selb gesetzt. (Ich wil yetz der seinen geschweigen.) Ist dann 5
nun so eyn gewisse prob, das die auß dem teufel schreiben und leren,
die nit aller ding eynhellig sind, was soll man dann vom Luther selb
und den seinen sagen? Ja, was von allen heyligen vättern, die nit alleyn
mit andern sonder mit inen selb auch mißhellig erfunden werden?
Darumb müste man nit gleich auß eyner yeden mißhellung eyn anzeyg 10
teufelischer lere machen. Wo man fürnemlich auff glauben zu Gott und
lieb zum nechsten alles richtet, da ist der geyst Gottes und nit der
teuffel. Wie aber bei demselbigen im leben sich tägliche fäl begeben,
also auch in der lere fleysch ist nach bei geyst. Chrisostomus 331 und vil
ander heylige vätter haben vom freyen willen und vil andern stücken 15
geschriben, das D. Luther schwere irrthum schiltet 332. Wil er darumb
alle ire leer teufelisch schelten ?
Seb.: Ich wolt, das ich solt den Luther diß hören verantworten. Ich
traw in hie nit zu entschuldigen. Gott bessers! Es wer mir und meins
gleichen nit gut, das wir darumb solten vom teufel triben werden, so 20
wir nit allen orten der schriflt iren natürlichen synn möchten geben.
Arb.: Darumb, wie wir in gebrechen des lebens eynander dulden
müssen, solten wir auch eynander mangel des verstandts zu gutem
halten und, zu besseren solche, nicht die brüder so leichtlich hinzu-
H 1 b werffen uns befleissen. Was gro-| ben fäl hat Paulus den brüdern uber- 25
sehen? Besich die Epistel zun Galatern und Corinthern, bedenck was
die Acta melden. War nit das ein grober fäl, das etliche brüder Petrum
straffen wolten, das er mit heyden gemeynschafft gehebt hatte, da er
dem Cornelio und seinem gesind hat Christum geprediget: Act. xi.
[1ff.]? Der Herr hat sie doch heyssen, allen creaturen das Evangelium 30
verkündigen 333. Also, das Jacobus von Paulo, nochdem nun g so lang
das Evangelion geprediget was, erfordert eyn Mosaische reynigung,
f) schlecht A. - g) nun B.
327. Übereinstimmen.
328. Im »Sendbrief ... über ein Frag vom Sakrament«; vgl. Köhler I, S. 196.
289. Im Syngramma Suevicum und in der »Exegesis in Ev. Johannis « vgl. Köhler I,
S.132 und S. 441.
330. Melanchthon; vgl. CR 14, 1105/1106.
331. Über die Lehre vom freien Willen bei Chrysostomus vgl. MSG 32, Chrysostomus
9, S. 539—541; 559—560: Commentarius in Epistolam ad Romanos, Homilia XV, 1;
XVI, 8.
332. Vgl. WA 18, 551ff.; De servo arbitrio 1525.
333. Vgl. Mt 28,19.