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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0397
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

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theologischen Vorlesungen, an denen sich auch Capito 24 und Hedio 25
beteiligten, im Jahre 1526 zu einer offiziellen Einrichtung erhoben 26.

Aus dieser Lehrtätigkeit Bucers sind nicht nur seine großen Kommen-
tarwerke hervorgegangen 27, vielmehr liegen in diesen Vorlesungen be-
reits die Wurzeln für die Neubegründung des höheren Schulwesens
und schließlich des protestantischen Straßburger Gymnasiums 28. Als
dessen eigentlicher Begründer ist Martin Bucer von dem ersten Rektor
Johannes Sturm gerühmt worden. Und Gereon Sailer, der bekannte
Augsburger Stadtarzt, schreibt in einem Brief vom 11. November 1539
an den Landgrafen Philipp von Hessen: »Wann er [Bucer] sein leben
lang nichtz guets gethan und nur die schuel zu Strasburg angericht, so
wers doch ain herrlichs, gotseligs werkh, dann dergleichen schulen
hab ich mein leben lang nie gesehen 29«.

Dem führenden Mann der Straßburger Prediger stand in der Frage
der Schulpolitik im Straßburger Rat der Stettmeister Jakob Sturm
helfend und fördernd zur Seite 30. Er, »der mit seinen umfassenden
Kenntnissen, seiner unermüdlichen Arbeitskraft und Opferbereitschaft
ein halbes Dutzend von Durchschnittspolitikern ersetzte 31«, hat zudem
als Haupt der drei Scholarchen entscheidenden Anteil an der Neu-
ordnung des Straßburger Schulwesens gehabt.

O. Winckelmann in: Handschriftenproben I, S. X, und dessen Aufsatz: Straßburgs
Verfassung und Verwaltung im 16. Jahrhundert. In: ZGO, N.F., Bd. 18, S. 493-537
und S. 600—639, vor allem S. 609.

24. Für Altes Testament und hebräischen Sprachunterricht vgl. J. Ficker, a.a.O.,
S. 8 und S. 30f. Ebenfalls J. W. Baum, S. 255.

25. Hedios Spezialgebiet war Welt- und Kirchengeschichte, vgl. auch M. Lenz:
Geschichtsschreibung und Geschichtsauffassung im Elsaß, SVRG, XLIX, 4. Mit Recht
ist Hedio als »erster protestantischer Kirchenhistoriker« bezeichnet worden (Hand-
schriftenproben II, Tafel 60). Mit Gerbel zusammen trieb Hedio aber in seinen Vor-
lesungen auch Bibel, Sprachen und Musik, vgl. J. Ficker, a.a.O., S. 31.

26. Vgl. Anrich, S. 69; Adam, S. 95.

27. Zum Beispiel der Evangelienkommentar 1527/28, der Psalmenkommentar 1529
und der Römerbriefkommentar 1536.

28. Eröffnet am 30. September 1538. Einen guten Überblick vermittelt F.Eger:
400 Jahre Protestantisches Gymnasium Straßburg. In: Straßburger Monatshefte,
Okt./Nov. 1938, S. 488-494.

29. Lenz I; S. 347. Das Urteil Johann Sturms über B., als der wegen des Interims
1549 Straßburg verlassen mußte, ist abgedruckt in den Handschriftenproben I, Tafel 85.

30. Über Jakob Sturms Bedeutung s. Röhrich: Gesch. I, S. 86ff. Vgl. auch das Urteil
des Erasmus über ihn:... praecipuus nunc inter nobiles doctrina, synceritate, candore,
prudentia, nobilissimus Jacobus Sturmus, cuius consiliis plurimum debet tota pene
Germania, non solum inclyta civitas Argentoratum « (Allen, Bd. 8, S. 19). Seine Be-
deutung für das Straßburger Schulwesen zeigen J. W. Baum, S. 242; J Ficker, a.a.O.,
S. 7; A. Jung, S. 185ff.; Adam, S. 224. Einen guten Überblick über Leben und Werk
Jakob Sturms vermittelt O. Winckelmann in: Handschriftenproben I, Tafel 6. Vgl.
außerdem ZGO, N.F., Bd. 20. S. 348ff.

31. Handschriftenproben I, S. XI.
 
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