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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0493
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488

SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

Die drytte vrsach, das die Meß alle gottsäligkeytt vmbstosset vnd
vertylget, jst, das sy das opffer, so sich Christus Iesus fur vns vffgeopffert
hatt, verschmacht 27 vnd vernichtigt; dan die Meß vertädinger geben
selbs für vnd als das höchst güt jn der Meß, das sy vnsern hernn Iesum
Christum, so offt sie Messen 28, dem vatter vffopffern fur lebendige vnd 5
dottenn, da durch sy von sunden gereiniget gnad erlangen vnd sälig
werden. Dises vernichtet nun klerlich den tod vnd das lyden Christi,
do mit aber aller gloub vnd alles güts vmbgesturtzet wurdt.

Dan die Epistel zun Hebre. gibt jm 9. [v. 6ff.] vnd 10. cap. die vrsach,
das die alten opffer haben miessen jerlich vnd das opffer Christi nur ein 10
mall geschehen, das jhene nicht kunden die sund abnemenn, sunst
hetten sie vffgehörtt; Christus aber hab ein opffer fur die sund geopffert,
das öwiglich gilt, darumb wurt sollichs nit me geopffertt, dann mit
einem opffer hatt erj in öwigkeitt volendet die geheyligten; vnd dem
nach hatt die selbig Epistel: Wo aber solliche vergebung ist, da ist nit mer 15
opffer fur die sund [Hebr 10, 18].

Also ists klar, so die priester vnd vermeintenn Sacerdotes, das ist
opfferer, Christus lyb vnd blüt täglich fur die sünd wellen vffopffern,
das jnen doch kein guter geist beuolhen hatt, das sy da durch das opffer
Christi, so er sich einmal am Cruitz fur aller sund [derer], die jm glouben, 20
geopffert hatt, das öwig testament vffgericht vnd verzyhüng der sund
erworben, vernichten; Dann wa sollich vergebung ist, da ist kein opffer
mer fur die sund, spricht der Apostel. So sie dann me opfferen wellen,
müß kym opffer Christi am creutz der sunden k vergebüng nit sin, wie
sie by den Alten opffern nicht ware; waß möchte aber nun gots lester- 25
licher erdacht werden, das ein armer, ellender mensch, der das merer teyl
nur das gelt süchet vnd sein buch 29 züerhallten, solte dürch ein sollichen
menschen sund gantzmachen, das Christus Iesus, vnser einiger hoher
priester, vnd mittler, darumb mensch worden, darumb sinen bittern
todt erlitten, nicht solt volbracht haben. 30

Die vierd vrsach, daß die Meß den waren gottes dienst vmbsturtze,
ist, das sy, fur das höchst gottes lob gehalten, doch so greulich gott
lestertt mit den worten jeres Canons, den man vil heyliger dan alle
euangelien gehallten hatt. wer ouch ein wort jm Canon nicht recht
gelesen hatt, ist grösser sundt gewesen, dan das gantz euangelion ver- 35
keret; dises aber wurde vil zu lang nach der leng zu erzellen: Der gantz
Canon ist vast gotzs lästerlich, wie das ettliche 30 antag bracht haben:
wir wellen vns mit eim stuck oder zweyen vff dyßmal lassen benügen.

j) Ergänzung Bucers. — k)-k) Ergänzung Bucers.

27. Schmäht. 28. Messe halten.

29. Bauch, vgl. Ro 16,18; Phil 3,19.

30. Vgl. zum Beispiel Luther: Vom Greuel der Stillmesse 1525, WA 18, 28, 22-23.
 
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