Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 3): Confessio Tetrapolitana und die Schriften des Jahres 1531 — Gütersloh, 1969

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29140#0333
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
»RATSCHLAG A«

329
guter Eyfer vnnd forcht gottes, Wiewol nicht nach dem wissen; vnnd
darumb müssen die Zwinglischen söiliche als ire liebe brüder erkennen
vnnd halten, wie grosse irthum sy joch ir mainung schetzen vnnd wie ser
sy, die Lutherischen, sölliche für Cristennliche warhayt verfechten. Dann
5 wie sy glauben, allso müssen sy Reden vnnd hanndlen. Aus disem so
volget dann, das sy, die Zwinglischen, für sich nemen, Das sannt Paulus
zuen Römern 14 [7 f.] geschribenn hat, zweyflenn nicht, solliche seyenn
deß herren; der werd sy wol, wenn es ime nun gefallet, bessers berichten.
Dem ston sy, dem fallenn sy, lebenn ime vnnd sterbenn imme, sy seind
10 sein werck.
Eben sollichs bedenncken die Rechtuerstenndigen Cristen, Die Doctor
Luthers mainung sind, gegenn disenn, wa sy annders bey inen die forcht
gottes, glauben zu Cristo vnnd liebe zum nechsten spüren, wiewol sy ire
mainung auch für ain schweren irthumb halten; Dann sy beweget, das
15 solliche sich so tewr betzeügen das glauben vnnd bekennen die all-
mechtigkayt gottes, die gothayt Cristj, vnngetzweyfelte warhayt aller
seiner wort, vnnd allso leben, das die liebe nit duldet, das gegentayl zu
argkwonen. Daher gedenncken sollich fromme Lutherischenn von den
Zwinglischen, die sy auch gotsförchtig erkennen: Die wort Johannis 6,
20 vnnd das die schriffi alles allennthalb der gaystlichen gegenwürtigkayt
vnnd niessung Cristj zugibt, bewegt sye f , | Das sy nicht erkennen mögen, 68 b
Das der herr habe wöllen sich auch leyblich zuessenn geben, wenen,
sollichs halten sy wider den glauben an Cristum vnnd alle schrifff. Nun
betzeügt ir leben, das sy Cristj sind. Dem wöllen wir sy beuelhen vnnd
25 die frömbden knecht nit Richten, sonnder sy als brüder in aller liebe
auffnemen, bis inen der herr selb die augen besser auffthut.
Dermassen sind in Cristo heut diß tags viltausennt ains vnnd halten
sich als ware brüder, die doch sunst, das Sacrament belanngennd, ge-
taylter mainung sind.
30 D. Luther hat auch vor ethchenn jaren selb mit den Waldensern, die
er wol gewist hat vom Sacrament eben der mainung sein, deren die
Zwinglischen sindt, sollichen frid im herren gemacht vnnd inen zeugk-
nusz gegeben, Das die Früchte deß glaubenns bey inen weyt mer dann
bey den seinen krefftig seyen?°.
35 Wer nun die sach nach gott vnnd on alle menntschliche anmüttigkayt
richtenn wölte, der künde sich in diser sach annders nit halten. Dieweyl
aber zu Cristennlicher ainigkayt auff solliche mainung die, so man
Zwinglisch nennet, on das genaygt vnnd willig seind, so ist nit not, vil

f) seye Or.
30. »Gemeint sind die Böhmischen Brüder, an die Luther 1523 seine Schrift >Vom
Anbeten des Sakraments< usw. gerichtet hatte. Vgl. WA 11,417^« (Bi^er, z. St.).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften