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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0040
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ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528-1533

VI. Wie Christus ist alleyn für uns gestorben, also sol er ein eyniger
mitler und fürspräch44 zwüschent Gott, dem45 vatter, und uns glöubigen
angerüfft werden. Deßhalb all ander mittler und fürsprächen usserthalb
disem zyt46 anzerüffen, von uns on grund der gschrifft uffgeworfen45.
VII. Das nach disem zyt kein Fägfhür47in der geschrifft erfunden wirt.
Deßhalb all todtendienst als Vigill, seelmäß, Seelgrät, Sibend, Tryßgost48,
Jarzyt, amplen, kertzen und derglychen vergeblich sind49.
VIII. Bilder machen zu vereerung, ist wider Gottes wort Nüws und
Alts Testaments. Deßhalb, wo sy in gefar der vererung fürgestellt,
abzethund syend.
IX. Die heylig Ee ist keinem stand verbotten in der geschrifft, sunder
hury und unkünschheyt zu vermyden allen ständen botten50.
X. Diewyl ein offenlicher hurer nach der gschrift im waren bann, so
volget, das unküscheit und hury der ergernuß halb keinem stand
schädlicher dann Priesterlichem.
Alles Gott und sinem heyligen wort zu eren.

44. Fürsprecher (advocatus).
45. Der Sonderdruck der Thesen enthält zwei Fehler: »und dem« und »ußge-
worffen«; Haller am 2.Dezember 1527 an Zwingli: sed error unico apice commodis-
sime sanabitur (CR Zw 9,319,61.; vgl.A.Fluri, a.a.O.,S.31, das Faksimile).
46. Im Jenseits sich befindende Mittler.
47. Fegfeuer (purgatorium).
48. Dreißigster Tag, s. nächste Anm.
49. CR Zw 6,1,243, Anm. 19: Zum Totendienst (officium defunctorum) gehören in
der katholischen Liturgie die Gebets- und Totenvigilien, praesente cadavere, in der
Kirche. Wenn der Leichnam am Tage vor der Beerdigung zur Kirche gebracht wird,
beginnen sie mit der Totenvesper und dauern fort in der Nacht und am frühen Morgen
(drei Nocturni und Laudes). Unmittelbar darauf folgt die Toten- oder Seelenmesse
(Missa pro defunctis). Ein Seelenamt kann ferner am 3., 7. und 30. Tag nach dem Tode,
sowie am Jahrestage (Jahrzeit, Anniversarium) gelesen werden. Die dafür durch den
Verstorbenen testamentarisch oder durch Angehörige errichteten Stiftungen sind die
»Seelgeräte«. Während des Gottesdienstes brennen Lampen und Kerzen.
50. Geboten.
 
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