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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0319
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ENTSCHULDIGUNG DER FRANKFURTER PREDIGER315
speiß unser selen. Bei solicher lere haben wir auch den rechten brauch,
auch die früchte des Nachtmals angezeygt und gehalten, uns dabei, wie
wir des auch von E. F.W. gebetten, alles zancks des Sacraments halb
enthalten und iede Parthei in ihrer achtunge und wirde bleiben lassen.
Haben darumb kein andere meynung, heymliche Gloß noch verstandt
im sinne, das keinem menschen, aber allein Gott wissend ist. Bezeugen
das vor ihme und Jesu Christo unserem Herrn und Richter, dem nichts
verborgen ist, das wir nie gedacht haben, uns anderst zuvernemen
lassen, dann wir in der warheit halten und glauben. Ist auch unser sin
und meynung nie gewesen, der Christlichen gemeyne den theuren
schatz, die ware gegenwertigkeit Christi, zunemen13. Sunder, das die
Gläubigen disen schatz recht und warlich zugegen und in ihnen haben,
weisen wir sie vor allem zu Christo selbst, unserem einigen heyland,
durch ein waren Glauben, on welichen weder Wort noch Sacrament
helffen mögen und aller diener reden und thun ein vergeben pflantzen
und begiessen ist. Weisen sie auch nit allein uff Christum, sunder auch uff
seine wortt, seine und keins menschen meynung in sein selbs worten.
Leren auch glauben, nit was menschen, Koler oder andere glauben14,
sunder was got heyßt glauben, sein heilig warhafftig Wort innhalt und
vermag. Das unn anders haben wir frei on allen falsch herußgesagt, sovil
uns Got hat wissen lan, nichts verhalten. Und wo uns Gott ettwas
weitters in seinem Wort würde zuerkennen geben, wöllen wirs gerne zu
seiner ehr auch leren. Wir künnens uff ein mal nit alles lernen, also auch
nit leren, Sunder wie es Got eim ieden außtheylet15 Es kan sich doch man-
ches geyst in ein buch zu einer zeit nit schicken, kanns aber hernachmals.
Darumb hette mann vil schreibens, das uns, wie gehört, nit anlangt, wol
gespart, derhalb wirs auch lassen fürgehn, damit wir uff die Beicht
kommen.
Dieweil wir beschuldigt werden, als ob wir dieselbig gantz verdam-
men und verspotten, welches gegen E.W. keiner entschuldigung be-
dörffte, dann wir das ongeuerlich vor siben iaren, da underm namen des
Bischoffs von Mentz an euch geschriben ward16, Wir lereten, Man sol nit
Beichten, verantwort haben, wie ihr dann, als wir achten, das in ewer
Cantzlei habt, Also: Wir haben auß der heiligen Schrifft manicherlei
Confession, Beicht oder Bekandtnus angezeygt und geleret, Als da ist die
Bekandtnus des lobs Gottes, Bekandtnus des Glaubens, Bekandtnus oder
Beicht der sünde gegen Gott dem himelischen vatter, gegen dem
höhsten priester, der in allen fällen von schuld und peen absolviren kan,
13. Vgl.ebd.Bd. 3, S.277.
14. Über den Köhlerglauben vgl.RGG, 3.Aufl.,II,936/37.
15. 1 Kor7,17.
16. Vgl.H.Dechent: Geschichte der Stadt Frankfurt a.M. in der Reformationszeit,
Halle 1906, S. 14.
 
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