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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0519
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Dubiosum: Straßburger Theologengutachten
zu einem Predigtstreit in Ulm 1524 (1528)
Einleitung
1. Die Vorgeschichte
Anfang Juli 1524 beschwerten sich einige evangelisch gesinnte Ulmer
Bürger beim Bürgermeister der Reichsstadt Ulm über zwei Predigten
von Peter Hutz, genannt Nestler, dem Lesemeister der dortigen Domini-
kaner1. Sie warfen Hutz vor, Kanzelpolemik gegen den reformatorisch
eingestellten Konrad Sam zu treiben, den der Ulmer Rat kurz zuvor als
Frühprediger an die Pfarrkirche berufen hatte; auch habe Hutz irrig und
gegen die Wahrheit gepredigt. Der Rat forderte die Bürger auf, die nach
ihrer Meinung irrigen Punkte der Predigten zu notieren, dann wolle er
von Hutz eine ebenfalls schriftliche Stellungnahme dazu einholen. Als
letztere am 13. Juli dem Rat vorlag, beschloß dieser, das Verfahren zu
wiederholen: Hutzens Stellungnahme sollte den Bürgern zur Beant-
wortung zugeleitet werden, dann sollte der Dominikaner noch einmal
Gelegenheit zu einer schriftlichen Replik erhalten2 . Am 18. September
wurden alle vier Schriften im Rat verlesen und den Bürgern mitgeteilt,
sie sollten sich bis zum nächsten Reichstag, den man für März 1525 er-
wartete, gedulden und ruhig halten, der Rat verstehe sich auf die Dinge
nicht genügend, dagegen werde der Reichstag die Religionsfrage be-
handeln und Beschlüsse fassen3. Weil sich schon tags darauf die Evan-
gelischen wieder über Hutzens Predigten beschwerten, forderte der Rat
die Dominikaner auf, ihren Lesemeister eine Zeitlang nicht mehr in Ulm
predigen zu lassen. Als Hutzens Anhänger sich rührten, konnten sie
durch eine Petition an den Rat erreichen, daß das Predigtverbot nach
einiger Zeit wieder aufgehoben wurde. Am 13.März 1525 wurde es
jedoch erneuert; Hutz konnte sich nicht mehr lange in Ulm halten, son-
dern ging als Prediger nach Dillingen4.

1. Stadtarchiv Ulm (StA Ulm), Ratsprotokolle (Rp) 8, 1524 Juli 4. Vgl. C. Tb.Keim:
Die Reformation der Reichsstadt Ulm, Stuttgart 1851, S.89ff. - Peter Hutz, genannt
Nestler, wurde 1488 in Ulm geboren. 1502 trat er in das Dominikanerkloster seiner
Heimatstadt ein (Die Daten in der Literatur meist falsch!). Als Lesemeister und Pre-
diger kämpfte er gegen den Ulmer Franziskaner Heinrich von Kettenbach und war
später bis zu seinem Weggang aus Ulm der Hauptkontrahent des Ulmer Reformators.
Konrad Sam. Vgl. über Hutz N. Paulus: Die deutschen Dominikaner im Kampfe
gegen Luther 1518-1563, Erläuterungen und Ergänzungen zu Janssens Geschichte
des deutschen Volkes, hg. von L. Pastor, IV, 1. und 2. Heft, Freiburg i.Br. 1903,
S. 283-285.
2. StA Ulm, Rp 8, 1524 Juli 13. 3. StA Ulm, Rep 8, 1524 September 18.
4. Im Sommersemester 1526 bezog Hutz die Universität Ingolstadt, im November
 
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