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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0533
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DUBIOSUM

529
spruchen verbotten. Das were aber die recht eererpiethung Marie vnd
der heiligen, das wir gott lobten, der inen so groß gnad gethan hat, vnd
volgen nach irem glauben vnd gottseligkeit.
Der spruch Jeschaie28,[20], von Burgeren anzogen57, wurt by dem
5 Propheten also geleßen: Er hats bett kurz gemacht, das nichts vberig ist, vnd
die deck ist schmal, das man sich zusamen thun muß, vnd redt das der prophet
daruon, das menig werde dem trubsal entgon, das er des selbigen orts
den vereherern gottes verkhundigt, vnd dienet nit, domit zubeweyßen,
das nur gott allein als vnnser helffer zueeren sey. doch so ist solicher hfur
10 sich selbh vberflussig vnd die warheit durch vil andere schrifft beweret.
Der spruch I. Cor. 13. von dem huzen, als aus der burger Artickel ver-
mergkt wurt58, ist recht vnd wol von den burgeren verstanden, wie sich
do selbig die wort Pauli erkleren, dan ye Paulus do selbst von der liebe
redet, zu deren er die Corinther ermanet, die langmutig ist vnd alles ver-
15 tregt vnd duldet. Diß ist nun die liebe dießer zeit vnd nit der khunftigen,
in deren man nichts liden darff oder tragen. | Aber daran ist nit der haft59;
wir bekennen gern, das die abgestorbenen heiligen vns lieb haben, aber
das sy dorumb fur vns bitten, das volgt so wenig als das, das sy darumb
für vns truren, fasten, wachen, mit seenen vnd treheren60 gott fur vns
20 anrueffen. Diese vbung der liebe gon in dieser zeit, in der zukhunfftigen
ist ytel ruw, frid vnd Seligkeit, da von oben61 gesagt.
Der spruch aber 2.cor. 3.[6], von Huzen angezogen62. Der Buchstab
todtet, der geist aber macht lebendig, ist on verstandt von im anzogen, wie die
burger das mit der warheit haben anzogen63, dan Paulus redt an gemel-
25 tem ort, wie Ine gott zu eim diener des nuwen bunds vnd geists gemacht
habe, nit des buchstaben. do durch er verstadt, gott hab also sein predig
in den erwelten krefftig gemacht, das das ewangelion in irn herzen ge-
schriben sy vnd sy durch den geist gottes recht selig worden seyen vnd
hobe inen nit ein leren buchstaben, das ist das gesaz des herren, wie es in
h)-h) Auf dem Rand nachgetragen.
57. Siehe das Zitat S. 528, Anm. 55.
58. Siehe S. 523, Anm. 29.
59. Kern, Schwerpunkt der Sache.
60. Weinen; Tränen vergießen.
61. Siehe S. 523.
62. Hutz I: »Wan schon nach dem büochstaben der bibel (.wölcher nach Sant Pauls
leer tödten ist.) nit wirt ausgesprochen diß christenlich Red: Maria ist vnseri fürbitteri,
wird sy doch aus dem geist der geschrifft also bewysen auss der ler pauli ...«
63. Bürger II: »Da sagen wir, das peter nestler mitt sein aigenen wortten anzeigt,
das er nitt weist, wz buchstab oder geist sey. Dan so Paulus spricht, der Buchstab
dött, Redt er von dem buchstaben des gesatz, wie der text dar außweist, dan der
buchstab des gesatz der dött, so vnser sund vnd vnguermögenlichait anzeigt. Er redt
nitt von dem sün der geschrifft, den der buchstab gibt, dan der selb schrifftlich sün
ist der recht vnnd gewiß verstand der gschrifft, darauf man sich lassen soll.«

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