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ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528—1533
die buchstaben verfasßt ist, on geist furtragen, vff welche weyß der buch-
stab todtet, dan er tregt fur, das nyeman halten kan, vnd vermaledyet
alle, die nit Inn worten des gesazs plyben, pringt also nur den todt vnd
verdamnus, der geist aber, das ist die craft, dem willen gottes nachzu
khomen, der macht lebendig, dann er ein Versicherung ist der gnaden
gottes, gibt vnserem geist zeugknis, das wir kinder gottes syndt [Ro 8,16], trybt
vns zum guten vnd verloßt vns nit, biß er vns Christo gar gleich macht64.
137b Dißer geist wardt reilich65zu der Predig Paulj | geben, des rühmet er
sich an gemeltem ort, das zeiget das ganz Capittel. Diß ist nun vnser
gloub vnd schrifftlicher synn von den schrifften, so bedetheil haben des
ersten halb anzogen.
Nun der ander Artickel, von huzen gepredigt, ist, das die Leer Christi
Math. 5.nur Räthe66 seyen, die man lossen moge on verlust götlicher
gnaden. Disen Artickel haben die burger christlich widerfochten67, dann
er ein vernichtung ist des ganzen gotlichen gesazs. Dan alles, das der
herr do selbst leert, namlich das man nit zurnen, auch im herzen nit des
nehsten wyb begeren, keyner syn wyb on vrsach des Eebruchs scheiden,
nyeman sich selb rechen, sonder er68 mehr zuleyden bereyt bewyßen soll,
die viend69 als wol als die fründ lieben vnd inen guts thon, vermag alles
die ware lieb des nehsten, dan sy yemmer gutlich vnd freuntlich bleibt,
tregt vnnd duldet alles, I.cor. 13i[4-7]. Nun hangt das ganz gesaz vnd alle
propheten an diesen zweyen gepotten [Mt22,40]: hab gott lieb aus ganzem
herzen vnd den nechsten als dich selb [Mt 22,37.39]. Vnd ist der nechst
ein yeder, mit dem wir zethon haben, er sy gerad, wie er wolle, vnd halt
sich gegen vns, wie er wolle. So dann nun an der liebe des nehsten alle
gepott hangen, so werden sy auch alle geloßet, soj an ir gefelet wurde.
So dann der herr Math, am 5. nichts gepotten hat, dann das die liebe er-
138a heischet, so werden | es ytel gepott gottes syn, die on vbertrettung des
i) Die Abschrift hat fälschlich: i.cor. 3. - j) gestr.: wer.
64. Ro8,29.
65. Reichlich.
66. Von den Geboten (praecepta), die für jeden Christen verbindlich sind, wurden
(schon in der alten Kirche, in weiter ausgeprägter Form in der scholastischen Theo-
logie des Mittelalters) die sog. evangelischen Räte (consilia evangelica) unterschieden,
durch deren Befolgung der Christ »opera supererogatoria« tut, Werke, die über das
allgemein verbindliche Mindestgesetz hinausgehen. Zu diesen »Räten« gehören in
erster Linie Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam, die aber im Mittelalter öfter durch
weitere ergänzt wurden. Vgl. dazu die Moraltheologien, etwa J. Mausbach und
G.Ermecke: Katholische Moraltheologie, Bd. 1, 9. Aufl.,Münster 1959, S. 314-326.
67. Bürger II: »Zum lesten So dailt er [scil.Hutz] das Ewangelium Mathey am 5.
n räth vnd gebott. So es doch eytel gebott seint, wie es der text clarr anzeigt vnd es
auch die vetter gebott vnd nitt Räth geheissen habenn.« Vgl.S. 531.
68. Eher.
69. Feinde.
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ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528—1533
die buchstaben verfasßt ist, on geist furtragen, vff welche weyß der buch-
stab todtet, dan er tregt fur, das nyeman halten kan, vnd vermaledyet
alle, die nit Inn worten des gesazs plyben, pringt also nur den todt vnd
verdamnus, der geist aber, das ist die craft, dem willen gottes nachzu
khomen, der macht lebendig, dann er ein Versicherung ist der gnaden
gottes, gibt vnserem geist zeugknis, das wir kinder gottes syndt [Ro 8,16], trybt
vns zum guten vnd verloßt vns nit, biß er vns Christo gar gleich macht64.
137b Dißer geist wardt reilich65zu der Predig Paulj | geben, des rühmet er
sich an gemeltem ort, das zeiget das ganz Capittel. Diß ist nun vnser
gloub vnd schrifftlicher synn von den schrifften, so bedetheil haben des
ersten halb anzogen.
Nun der ander Artickel, von huzen gepredigt, ist, das die Leer Christi
Math. 5.nur Räthe66 seyen, die man lossen moge on verlust götlicher
gnaden. Disen Artickel haben die burger christlich widerfochten67, dann
er ein vernichtung ist des ganzen gotlichen gesazs. Dan alles, das der
herr do selbst leert, namlich das man nit zurnen, auch im herzen nit des
nehsten wyb begeren, keyner syn wyb on vrsach des Eebruchs scheiden,
nyeman sich selb rechen, sonder er68 mehr zuleyden bereyt bewyßen soll,
die viend69 als wol als die fründ lieben vnd inen guts thon, vermag alles
die ware lieb des nehsten, dan sy yemmer gutlich vnd freuntlich bleibt,
tregt vnnd duldet alles, I.cor. 13i[4-7]. Nun hangt das ganz gesaz vnd alle
propheten an diesen zweyen gepotten [Mt22,40]: hab gott lieb aus ganzem
herzen vnd den nechsten als dich selb [Mt 22,37.39]. Vnd ist der nechst
ein yeder, mit dem wir zethon haben, er sy gerad, wie er wolle, vnd halt
sich gegen vns, wie er wolle. So dann nun an der liebe des nehsten alle
gepott hangen, so werden sy auch alle geloßet, soj an ir gefelet wurde.
So dann der herr Math, am 5. nichts gepotten hat, dann das die liebe er-
138a heischet, so werden | es ytel gepott gottes syn, die on vbertrettung des
i) Die Abschrift hat fälschlich: i.cor. 3. - j) gestr.: wer.
64. Ro8,29.
65. Reichlich.
66. Von den Geboten (praecepta), die für jeden Christen verbindlich sind, wurden
(schon in der alten Kirche, in weiter ausgeprägter Form in der scholastischen Theo-
logie des Mittelalters) die sog. evangelischen Räte (consilia evangelica) unterschieden,
durch deren Befolgung der Christ »opera supererogatoria« tut, Werke, die über das
allgemein verbindliche Mindestgesetz hinausgehen. Zu diesen »Räten« gehören in
erster Linie Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam, die aber im Mittelalter öfter durch
weitere ergänzt wurden. Vgl. dazu die Moraltheologien, etwa J. Mausbach und
G.Ermecke: Katholische Moraltheologie, Bd. 1, 9. Aufl.,Münster 1959, S. 314-326.
67. Bürger II: »Zum lesten So dailt er [scil.Hutz] das Ewangelium Mathey am 5.
n räth vnd gebott. So es doch eytel gebott seint, wie es der text clarr anzeigt vnd es
auch die vetter gebott vnd nitt Räth geheissen habenn.« Vgl.S. 531.
68. Eher.
69. Feinde.
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