Vorwort
Die Bucer-Forschung hat seit dem Erscheinen des 3. Bandes nicht still-
gestanden. Es sind wieder mehrere Monographien über Bucer und seine
Anschauungen erschienen. Die Hoffnung ist daher nicht unbegründet,
daß allmählich die neuen Erkenntnisse, was seine geschichtliche Erschei-
nung und theologische Bedeutung anlangt, auch in die Darstellungen der
Reformationsgeschichte eingehen und zum Allgemeingut werden.
Geschichtliche Erkenntnisse haften erst, wenn sie aus den unmittel-
baren Quellen geschöpft werden. Da erschließen sich Auffassungen, die
zunächst als unwahrscheinlich angesehen werden, ungewöhnliche Ge-
danken werden greifbar und bezweifelte Standpunkte erweisen sich als
richtig. In einem Brief an Adolf Schlatter vom 17. November 1908
schreibt Karl Holl: »Ich habe bisher Butzer schweres Unrecht getan.
Ich glaubte an das vulgäre Bild vom >Vermittler<, geschmeidigen Diplo-
maten. Nun weiß ich, wie treu sich der Mann von seiner ersten Bekannt-
schaft mit dem Evangelium an geblieben ist, und ich bin voll Bewunde-
rung für seine Besonnenheit, seine kühne Kraft, sein Organisations-
geschick und nicht zuletzt für seine Bescheidenheit.« Dieses Urteil
stammt aus dem Quellenstudium.
Nicht alle Schriften Bucers haben gleiche Relevanz. Nicht in jeder
Periode seines Lebens hat er Durchschlagendes geleistet. Die in diesem
Bande vereinigten Schriften gehören einer vorbereitenden Periode seines
Lebens und Wirkens an. Teilweise gehören sie einem Übergang an, teil-
weise leiten sie auch einen neuen Abschnitt seiner Wirksamkeit ein. Seit
der Berner Disputation und dem Marburger Religionsgespräch war
Bucer als führender Straßburger Theologe bekannt und anerkannt.
Immer häufiger bemühten sich benachbarte Reichsstädte darum, ihn für
eine gewisse Zeit auszuleihen, um auf fremdem Boden für die Sache des
Evangeliums zu wirken. Seine auswärtige Arbeit ist Bestätigung seiner
Straßburger Arbeit. Andererseits führt sie ihn auch im »heißen Jahr«
1532 zu neuen Ergebnissen, die seine weitere Tätigkeit mitbestimmten.
Für die Schriften dieses Bandes ist kennzeichnend, daß sie außerhalb
Straßburgs entstanden sind. Dementsprechend ist der Titel dieses
Bandes gewählt worden.
Die chronologische Reihenfolge der Schriften ist zum größten Teil
eingehalten worden. Einige erst nachträglich ermittelte Stücke mußten
nachgeholt werden. Das gilt von Bucers Beiträgen zur Berner Disputa-
tion. Seine Berner Predigt war schon in Band 2, S. 277ff., veröffentlicht
worden. Auch wenn handschriftliche Vorarbeiten Bucers zu einer Sach-
frage in großer Fülle vorliegen, kann die chronologische Ordnung nicht
immer eingehalten werden. Das ist der Fall bei den Vorarbeiten zu den
Kirchenordnungen. Die Ulmer Kirchenordnung hat zwar nicht die Be-
Die Bucer-Forschung hat seit dem Erscheinen des 3. Bandes nicht still-
gestanden. Es sind wieder mehrere Monographien über Bucer und seine
Anschauungen erschienen. Die Hoffnung ist daher nicht unbegründet,
daß allmählich die neuen Erkenntnisse, was seine geschichtliche Erschei-
nung und theologische Bedeutung anlangt, auch in die Darstellungen der
Reformationsgeschichte eingehen und zum Allgemeingut werden.
Geschichtliche Erkenntnisse haften erst, wenn sie aus den unmittel-
baren Quellen geschöpft werden. Da erschließen sich Auffassungen, die
zunächst als unwahrscheinlich angesehen werden, ungewöhnliche Ge-
danken werden greifbar und bezweifelte Standpunkte erweisen sich als
richtig. In einem Brief an Adolf Schlatter vom 17. November 1908
schreibt Karl Holl: »Ich habe bisher Butzer schweres Unrecht getan.
Ich glaubte an das vulgäre Bild vom >Vermittler<, geschmeidigen Diplo-
maten. Nun weiß ich, wie treu sich der Mann von seiner ersten Bekannt-
schaft mit dem Evangelium an geblieben ist, und ich bin voll Bewunde-
rung für seine Besonnenheit, seine kühne Kraft, sein Organisations-
geschick und nicht zuletzt für seine Bescheidenheit.« Dieses Urteil
stammt aus dem Quellenstudium.
Nicht alle Schriften Bucers haben gleiche Relevanz. Nicht in jeder
Periode seines Lebens hat er Durchschlagendes geleistet. Die in diesem
Bande vereinigten Schriften gehören einer vorbereitenden Periode seines
Lebens und Wirkens an. Teilweise gehören sie einem Übergang an, teil-
weise leiten sie auch einen neuen Abschnitt seiner Wirksamkeit ein. Seit
der Berner Disputation und dem Marburger Religionsgespräch war
Bucer als führender Straßburger Theologe bekannt und anerkannt.
Immer häufiger bemühten sich benachbarte Reichsstädte darum, ihn für
eine gewisse Zeit auszuleihen, um auf fremdem Boden für die Sache des
Evangeliums zu wirken. Seine auswärtige Arbeit ist Bestätigung seiner
Straßburger Arbeit. Andererseits führt sie ihn auch im »heißen Jahr«
1532 zu neuen Ergebnissen, die seine weitere Tätigkeit mitbestimmten.
Für die Schriften dieses Bandes ist kennzeichnend, daß sie außerhalb
Straßburgs entstanden sind. Dementsprechend ist der Titel dieses
Bandes gewählt worden.
Die chronologische Reihenfolge der Schriften ist zum größten Teil
eingehalten worden. Einige erst nachträglich ermittelte Stücke mußten
nachgeholt werden. Das gilt von Bucers Beiträgen zur Berner Disputa-
tion. Seine Berner Predigt war schon in Band 2, S. 277ff., veröffentlicht
worden. Auch wenn handschriftliche Vorarbeiten Bucers zu einer Sach-
frage in großer Fülle vorliegen, kann die chronologische Ordnung nicht
immer eingehalten werden. Das ist der Fall bei den Vorarbeiten zu den
Kirchenordnungen. Die Ulmer Kirchenordnung hat zwar nicht die Be-