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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0044
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

Zum anderen, So sollen die zwen kirchspylpfleger, so also zu Visitieren hinauß-
gesandt, die rechnug der kirchengeschworen besehen, wie solich gut gebrauchet
würt, und auch verschaffen, das es Christlich, das ist uff die armen gewendet werde.
Und so man zuvor auß solichem gut so vil kosten hat müssen haben mit Meß- und
gesangbücheren, darnach kirchengezierd, kertzen und dergleichen, So sollen
darauß zu allen pfarren uff dem land etliche notwendige bücher gekauffet werden,
dieweil die pfarrer der mehrer teyl schmal versehen sein und solichs selb nit
vermögen.
Und vor allem soll ein jede pfarr haben ein latinische und teütsche Bibel,
Historiam Ecclesiasticam, Commentaria in vetus testamentum Pellicani60, Postil-
lam Lutheri, In Epistolam ad Galatas, Petri, in Deuteronomium und etliche Pro-
pheten, Item was von D. Oecolampadio und hie uber die H. schrifft außgangen61
Als uber den Esaiam, Jeremiam, die drey letsten kleinen Propheten, uber Eze-
chielem, Danielem, Job, Hoseam, Abacuc, Zephaniam, den Psalter, die vier Evan-
gelia, uber die Epistel zun Römerern, Ephesern und was | C 4 b | sunst mag nutzlich
und jeder pfarr zu kauffen treglich sein. Und die bücher, so also kauffet62, sollen auch
inventiret und uffgeschriben und nit von der pfarr genommen werden. Soliche
Visitation und heymsuchen haben die alen, eh der abfall so grob eingerissen, mit
grossem ernst gehalten. Davon noch in etlichen Stifften das uberbliben, das man
heysset den send bereiten63, und derhalben haben auch alle Evangelische stend,
die etwas Landschafften haben, soliche Visitation64 wider an die hand genommen
und schaffen damit nit geringe frucht.
Zum dritten. Ist aller Pfarrer uff dem land einhellig clag, das in allen flecken ein
grosse verlassung65 seie, das wort Gottes zu hören, welche verlassung am mehrteyl
orten durch die eingefüret, erhalten und gemehret würdt, die soliches billich vor
anderen solten verhüten. Dann uff die Sontag pflegen eben vil die zeit, so man pre-
diget, uff den kirchhöffen, under den lauben, an anderen pletzen, in würtsheüseren
und sunst zu stehn und sitzen, da selbet schwetzen, etwan auch spylen, zechen und
ander unordenlich wesen füren. Es seind auch die, so man prediget, under den
kirchen stohnd, zu geylen66 und mütwill zu treiben, das sie die, so predigen und
hören, irr machen. An etlichen orten die Schultheyß zur zeit der predig gericht
60. Konrad Pellikan (1478-1556), 1523 Prof, in Basel, ab 1526 in Zürich. Seine Commentaria
Bibliorum (7 Bände) erschienen in Zürich 1532-1539.
61. Bis 1533 lagen von Oekolampad folgende Kommentare vor: Jesaja (1525, Oek.-Bibl.Nr.
109.110), Römerbrief (1525, Oek.-Bibl.Nr.in.122), Maleachi, Haggai, Sacharja (1526/27, Oek.-
Bibl.Nr. 132.137), Daniel (1530, Oek.-Bibl.Nr. 162.163), Hiob (1532, Oek.-Bibl.Nr. 168), Johan-
nesevangelium (1533, Oek.-Bibl.Nr. 171) und Jeremia (1533, Oek.-Bibl.Nr. 172). Von B. gab es
Kommentare zu den Evangelien (1527/28,1530, Bibl.Nr. 14.20.28), dem Epheserbrief (1527,
Bibl.Nr.17), Zephanja (1528, Bibl.Nr.22) und den Psalmen (1529,1532, Bibl.Nr.25.25b).
62. Gekauft wurden.
63. Send, d.h. Synodus oder geistliches Gericht.
64. Röhrich, Mitt. I, S.354ff. erwähnt Visitationen in 1533 und 1540, Adam, S.318ff., in 1553
und 1554.
65. Säumigkeit.
66. Ausgelassen zu sein.

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