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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0057
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HANDLUNG GEGEN HOFFMAN

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mans bitt ihm, dem Hoffman, vergünnet haben, in unserem Synodo und offent-
lichem gesprech fürzutragen, weß ihm an unser predig oder leere fehlet, welchs
beschehen ist auff den xi.tag Junii, hat er fürnemlich folgende vier erschrockliche
irthumben fürgeben, mit grosser thewrer bezeugung, das er ein knecht des aller-
5 höchsten und ein zeug des Herren Jesu Christi von Gott erweckt seye, dise grau-
same irthumben, welchex er für das recht Evangeli Christi dargibt, der welt und
bevorab uns zu Straßburg zu verkündigen.
Dann er fürgibt, wie Rom das geystlich Babylon, das also Straßburg das geyst-
lich Jerusalem sie. Darauff er auch immer tringet, nit allein in mundtlicheny leeren,
10 sonder auch in allen seinen schrifften21 und besonders in seinenz auffrürischen
treümen, die er von einem einfeltigen albaren22 menschen, Lenhart Josten23, der
etwan seiner sinnen verrucket und deßhalb hie im Spital in banden gelegen ist, und
dann auch von dises weib, das gleich sofila geysts Gottes hat, zusamengelesen und
im truck zweymal hat lassen außgohn24. Auß disem Hierusalem, schreibt er, sollen
15 die junckfrawlichen Apostolischen botten hundert tauset und vierundviertzig
tauset außgohn und den bundt und tauff des wasserbadts über alle welt füren25.
Und diß solle nun sich anheben, dann er schreibet, das disen sommer die zeit der
verfolgung seiner tauff- und bundtbrüdern auß sie26 und der bluttauff uberb, die
sie verfolget haben, anghenc solle, doch solle Straßburg vor belegeret und hoch
20 benötiget werden und aber obligen27, mit vil an | B 1 a | deren grausamen auffrieri-
schen falschen prophecyen, in welchen er zum teyl schon lugenthafft erfunden ist.
Dann die zeyt, so er diser belegerung Straßburgs bestimmet hat, ob ers jetz wol
leugnet und gern anders drehen wolte, für ist. Nun wiewol ein jeder Christ leicht-
lich zu sehen hat, des dise blutsuchtige uffrürisch trewm, von dem geyst, der von
25 anfang ein mörder28 gewesen und gar nit auß dem stillen senfftmütigen geyst
Christi, der suchet, was verloren29 und hilffet dem, das verderbt ist, herkommen,
haben wirs dennocht hie auch mit kurtze melden wöllen und damit zu verstehn
geben, was wir davon halten und ein jeder billich von solichem theüren hoch-
prechtigen zeügen diser geyster halten solle, domit nieman, (dieweyl diser Hoff-
30 man also Straßburg imer fürgibt, wo wirs mit stilschwigen ubergiengen), ge-
x) A: wölche. - y) A: mündtlichen. - z) A: seinem. - a) A: sovil. - b) A: über. - c) A:
angehn.
21. Eine Aufzählung der von Hoffman verfaßten, zum Teil jedoch verlorengegangenen
Schriften bietet P.Kawerau: Melchior Hoffman als religiöser Denker. Haarlem 1954. S.4-5 und
S.130-134.
22. Naiven, unzurechnungsfähigen.
23. Zu den Gesichten des Lienhart Jost vgl. zur Linden, a.a.O., S. 312ff.
24. Zum Titel der erhaltenen und zum mutmaßlichen der verlorengegangenen Schrift vgl.
Kawerau, a.a.O., S. 5 und S. 134.
25. Noch schreibet der Hoffman, dise propheceyen sollen im so vil gelten als Jesaia, Jere. odder irgent ein
anderer prophet. [Marg.].
26. Zu Ende sei.
27. Siegen.
28. Jo 8,44.
29. Vgl.Lk19,10.
 
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