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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0103
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HANDLUNG GEGEN HOFFMAN

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widergeburt und ernewerung desgeystes [Tit 3,5]. Darumb, wo man nit zeychen hat, das
dise ernewerung des geysts mit allem verstandt Christi zuvor oder mit dem
teüffen da sye, solle man den tauff niemand geben.
Die fünffte: Im tauff solle man den bundt Gottes schweren, das können die
kinder nit.
Auff die erste einrede von dem befelch Gottes und dem zu oder von dem wort
Gottes thun, wöllest, frommer Christ, die augen dines gemüts recht auff thun,
dann man mit falscher deütung diser reden vil leüt blendet. Wir Christen, die nun
nit under dem buchstäblichem gesatz, sonder under der genaden seind und dem
freyen geyst, haben den einigen bevelch von Got und diß gepott alleyn, das wir
glauben an den namen seines suns Jesu Christi, und haben uns selbs durcheinander lieb, wie
er uns das gepott geben hatt, i. Johan.iii.[23]. Diß ist auch in dem: Wer an mich
glaubet, hat das ewig leben [Jo 6,47], dann alweg der glaube durch die liebe würcket, zun
Galatern am v[6]. Item : gesatz und propheten werden erfüllet in dem wörtlin: Liebe dein
nechsten als dich selb. Roman.xiii[8], Galat, v[14]. Item: das gesatz und propheten
seind. Thund den leuten wie ihr | K.4a | wolt, das sie euch thund. Matth. 7 [12]. Und daran
hanget das gsatz und propheten. Liebe Gott von gantzem hertzen etc. und den nechsten
als dich selb. Matth. 22 [40]. Dann wo die liebe, da ist glaube und Got selb[1]
Johan.4[16]. Diß ist der new befelch und gebott Christi Johan13[34] und 16
[15,12.17], durch Christum wurdts war und recht ins werck bracht, ist aber auch
der alt befelch, dann man ihn von anfang her von Gott empfangen hat. i. Johan. 2 [7].
Disem befelh und gebot soll ja niemand etwas zu oder von thun. Nichs hinzu, das
man nit mer, dann allein an Gott durch Christum glaube, den nechsten nur in
Gott liebe. Nichs darvon, daß man sich Gott durch Christum gantz, nit nur ein
theyls vertrawe, also auch die liebe zum nechsten nit stückle.
Auß dem hat nun ja volgen müssen, da Got seinem volck ire ceremonien ver-
ordnet hat, das sie billich bei den selbigen bleiben solten, ihre keine abthun oder
newe auffrichten. Davon ist nun das geredt, Deut. 12 [32] [13,1], das man ymmer
fürwürffet. Du solt nichs darzu, nichs darvon thun. Gott verbeuttet241 des orts seinem
volck den götzendienst und ceremonien, damit die Heyden, so vor im land
Canaan gewesen, ihren göttern gedienet hatten und darauffspricht dann Mose:
Alles das ich euch gebiete, das selbige bewaret zuthun, nichs soltu darzu, nichs darvon
thun [12,32].
Gleiche meynung hat es mit dem, das Deutero4[2] eben mit disen worten, wie
am 12. gelesen würdt. Nach seinen gebotten, wolt er, das sie wandlen solten und
nichs anders fürnemen.
Nun bey uns Christen hat der Herr dem glauben und der freyen liebe alle cere-
monien und ausserliche breüch heymgestellet242 und keine ceremonien weiters
fürgeschriben dann allein den tauff und nachtmal und die selbigen schlechthyn,
weder zeyt, person noch alter zu solichen bestimmet; lasset das selbige alles den
freyen |K4b| glauben verwalten, der auß dem geyst Christi wol weyßt, alles
241. Verbietet.
242. Anheimgestellt.
 
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