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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0105
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HANDLUNG GEGEN HOFFMAN

101

So vil auff die erste einred, mit deren sie auch die leut am meysten blenden, das
man nichs thun solle on befelch Gottes, welches ja keyn anderen verstand haben
mäge, dann das man nichs solle fürnemen, das nit auß glauben in Gott und
rechter liebe zum nechsten fürgenommen und geübet werde. Dann, wo anderst,
5 müsten wir unrecht thun in haltung des Sontags und viler anderen dingen, von
denen wir in sonderheyt und mit namen vom Herren keynen befelch haben,
noch245 handlen wir hierin Christlich; dann, so soliche dinge besseren, seind sie
auß dem gemeynen befelch der liebe. Darumb | L I b | gedenck, lieber Christ, an
das: Das ist mein gebott, habt einander lieb. Was dem zuwider, das ist ein frewel;
10 was auß dem fleusset, ist auß Gottes befelch und ihm angenem.
Auff die andere einred, die beschneydung und die handlung Christi mit den
kinderen seyen figuren der beschneydung Christi im geyst, und des, das der Herr
mit den geystlichen kinderen handelet, sagen wir: War ists, was bei den alten und
aber auch bei uns eusserlich von Gottes wegen ye gehandlet worden, zeuhet sich
15 alles und weysset auff das innerlich. Nicht desto weniger aber ware die beschney-
dung ein zeychen und sacrament des genadenbundts Gotes, den Gott auch mit
den kindern wolte auffgerichtet haben, Genesis am 17. cap. [12], in dem man das
sicht, das Gott auch den kinderen der seinen seine genad anbotten und bezeuget
haben wölle und eben mit dem sacrament des ersten annemens in sein bundt und
20 newe geburt. Dann schlecht Gott bei den alten, gleich als bei uns, auff soliche
newe geburt alles gerichtet hat, durch welche auch allein sie das volck Gottes und
götliches bundts genossen sampt ihren kinderen waren. Welchs damit beweiset
würt, das Gott von ihren kinderen mer dann von yemandt anders, zu seinem reich
erwehlet hat, ob er gleich wol sie nit alle erwehlet hat, damit man sehe, das das
25 heyl nit von fleyschlicher geburt, sonder von der verheyssung herkomme. Daher
ists auch, das wir leyder vil sehen von rechter Christen kinderen verworffen sein.
Noch ist aber auch kein volck von des samen mer zu Christo zogen werden. Das
wort gotes muß bestehn. Ich thu guts denen, die mich lieben und meine gebott halten, biß
ins tauset geschlecht, Exodi20[6]. Item. Ich wil deins samens Gott sein, Gen. 17 [7].
30Das man dann von dem alten volck habe exempel zu nemen, beweyset der
h.Paulus, als er schreibet, was an ihnen gschehen, seie uns vorbildt. 1.Corint. 10
[11]. So hat auch unser Herr selb auß dem, das David das gesatz von heyligen
broten, welche er sunst |L2a| nit hette essen sollen, seiner noturfft weichen und
dienen liesse, seine junger entschuldiget, da sie auß hunger auff den Sabath die
35 äher außgerauffet hatten, das ihnen sunst auch nit gebüret hette246. Also hat
Paulus auß dem, das bei den alten vom altar lebten, die dem altar dieneten, ge-
schlossen, das auch vom Evangeli sollen leben, die an dem selbigen dienen247.
Hierauß würt darumb gar nit volgen, das wir zu Juden werden, oder den schatten
wider herbringen248,dann wir noch alles allein auff die erlösung unsers heylands
245. Dennoch.
246. Vgl.Mk 2,23 ff.
247. Vgl. I Kor 9,9; 1 Tim 5,18.
248. Sinngemäß: oder auch nur eine Spur davon wieder einführen.
 
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