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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0174
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

170

Nun vom tauff, und erstlich, was uns Gott davon zu
halten gegeben hat.
Cap. VIII.
288Auß allen den schrifften, die vom tauff leren, finden wir, das der tauff das erste
und anfenglichest zeichen und sacrament ist, domit die newe gepurt und also das 5
absterben der sünden und einleibung in Christum, unseren Herren, von im durch
die kirch oder deren diener denen, so zur kirchen gehören, dargereichet wurt.
Paulus heißt in je ein bad der widergeburt und ernewerung des geysts. Wie dann
im leiplichen thun nichts vor der geburt ist, also ist im geystlichen nichts vor der
widergepurt. Des gantzen heyls anfang ist, Christo eingeleibet werden, dann 10
ausser im ist kein heyl289, nun durch den tauff werden wir Christo eingeleibet,
1. Cor. 12 [13], in seinen tod begraben, Rom. 6 [4].
290Dieweil dem nun also, das der tauff das erst sacrament ist, in dem uns die
erlösung Christi mitgeteylet, die sünd verzigen und abgeweschen werden, Act. 22
[16], wissen wir den tauff uberal nieman abzuschlahen, dann denen allein, die wir 15
nach götlichem wort erkennen, Christo nit angehörig und seines tods nit teyl-
| k 1 b | hafft sein. Solichs wissen wir aber nun uß keiner gschrifft von deren kinder
zu halten, die sy Christo zubringen und seines segens uber sy begeren, derhalben
erkennen wir soliche in alle weg zu teuffen, inen also die sund zu verzeihen und sy
Christo einzuleiben sein. Dann do staht das exempel und die wort unsers Herren 20
Jesu steyff: Lassen die kindlein mir kommen, redet von denen, die man im zutrüge,
das hymelreich ist sölicher291, name sy in die arm, leget inen die hend uff und segnet
sy. Mag nun diß segnen Christi diser kindlinen mit dem sacrament deß hendauff-
legens auch etwas anders sein dann vertröstung seiner erlösung? Die die kindlin
im zubrachten, begereten je, das er fur sie betten solte. Warumb292? On zweifel 25
umb die gnad Gottes und also umb die erlösung, die er, unser heyland, uns durch
seinen tod erworben hat, dann durch in kommet alle gnad Gottes. Die junger
wolten sy abwenden, der Herr zurnet drumb, wolt der guten leut begird erfüllen,
darumb wurt er ja fur dise kindlin gebettet haben, dann das er sy gesegnet hat,
was kan das doch anders sein, dann das er hatt inen vom vatter alles guts gebetten 30
und zugesagt?
Derhalb mache man auß dem wörtlin »Sölicher«, als der Herr sagt: Das hymelreich
ist sölicher293 waz man wölle, so werden ja die kindlin domit auch gemeinet und sy
also zum hymelreich gezelet und Christo eingeleibet sein. So dann dem also und
die kirch Christi die erste mitteilung des segens Christi durch den tauff thut, 35
warumb solte sy dann die kindlin der Christen nit teuffen?
Ja, sagt man, der Herr hat die kinder, so im zubracht waren, nit getauffet.
288. Was der tauff. [Marg.].
289. Vgl.Apg 4,12.
290. Hauptgrund des kindertauffs. [Marg.].
291. Mti9,14.
292. Wofür.
293. Vgl.Mt 19,14.
 
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