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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0175
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

171
Antwort: Er hat auch keine alten geteuffet, er hat diß werck wöllen durch seine
junger außrichten und im selb, den tauff des geysts mitzuteylen, vorbehalten. Ja,
sprecht ir: Warumb lasset ir dann das kindersegnen auch nit bey dem sacrament
| k 2 a | des händaufflegens bleiben und warten mit dem tauff, biß sy den glauben
5 selb bekennen? Antwort: Der Herr hat seiner kirchen zu dem ersten sundver-
zeyhen und im einleiben den tauff verordnet, darumb der tauff ein bad der wider-
geburt und ein begrabung in Christum geheissen ist. Ir sagt aber: Warumb hiesse
dann der Herr nit die junger dieselbigen kindlin, so er mitt hendaufflegen gesegnet
hatt, teuffen? Antwort: Der junger ampt in außspendung der geheimnüß Gottes,
10 so durch die sacramenten beschicht, ware noch nit recht angangen, die gemein
Christi ware noch nit zu irer haußhaltung kommen. Es haben die junger doch sust
geteuffet, Johan.4[2]. Antwort: Sy haben auch geprediget. Diß alles ware aber
wie Johannis tauff und predig ein zubereitung zum reich Christi, hatte zwar auch
seine anbietung und darreichung der erlösung Christi, durch den wir dann allein
15 zu warer buß und verzeihung der sunden kommen, doch ware alß294 noch nit do
die rechte und gantze haußhaltung der kirchen, der brauch der schlüßlen und das
sundverzeihen, dann der Herr war noch nit erhöhet. Johannes hatt diß werck an-
gefangen, der Herr mit seinen jüngern hat es furtbracht, es ware auch in alle weg
der junger thun mer dann Johannis, die offenbarung Christi war heller, dann der
20 geringest im hymelrich mer ist dann Johannes, jedoch, so hat die rechte hauß-
haltung der kirchen erst nach der ufferstentnuß angefangen. Do gab inen der
Herr die schrifft recht zu verstohn, Lu. 24 [45 ff.] und mit dem heiligen geyst die
macht, die sunden zu verzeihen und behalten, Johan. 20 [22 f.]. Uff welche zeit
auch, das wir Math. 18 hievon haben, geredt ist, wie dann die Christen aller ding
25 erst nach der ufferstentnuß Christi ir pollicy und gemein thun recht angriffen und
gehalten haben.
295Nun diß exempel und gebot des Herren, das man die kinder, so man im zu-
bracht, im zukommen lassen und des hymalreichs teilhafft halten solle, darumb er sy
dann auch gesegnet hat, ist daher | k 2 b | kommen, Gottes güte und gnad haltet
30 sich so reichlich, das die sich stercket ins tausetest geschlecht, Exod. 20 [6], im
anfang der zehen gebott. Auß der liebe und wolthätigkeit, so wir bey uns, die wir
arg sind, befinden, leret uns der Herr selb inferieren und schliessen, das söliche
liebe und wolthätigkeit in Got vil gewaltiger und grösser sey. Diß lesen wir
Matth. 7 [7ff.], Lu. 11 [1 ff.], do er vom betten redet und der vatter wolthätigkeit
35 gegen iren kinderen anzeucht. 296Es ist je Got allein gut, und was guts in einiger297
creatur, ist sein werck und thun. Nun findet sich das bey allen menschen, wa die
jeman recht lieb haben und inen wolwöllen, erstrecken sy dise ire liebe und wol-
wellen auch uff derselbigen kinder, doher die erblehen und vil andere erbliche
freuntschafften under den leuten sind. 298So dann der liebe getrewe Got den men-
294. Alß = nämlich.
295. Woher, das der herr wille auch die kinder der seinen in seinen bundt uffgenommen haben. [Marg.].
296. Was guts in menschen, zeuget von Götlicher güte. [Marg.].
297. Irgendeiner.
298. Ware liebe erstreckt sich alweg uff die geliebten kinder. [Marg.].
 
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