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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0186
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

das auch nitt ist. Warlich, wer den H. Paulum und alle schrifft recht ansehen will,
der wirt wol sehen, das dis S. Pauli meinung nie gewesen ist, das das alt volck und
der bundt, den Gott mit inen uffgerichtet hatt, ire sacrament und cerimonien nur
uffs zeitlich und fleischlich gerichtet gewesen seyen. Paulus hatt in seinen epistolen
mitt denen zu thun gehebt, welche sich der eußeren cerimonien des gesatzes auch
trösten wolten, nit allein der erlösung Christi, wolten ire eigne gerechtigkeit uff-
richten und durch den glauben der gerechtigkeit Gottes in Christo nitt under-
worffen sein. Rom. 10[3]. Dise hatt er aber auch nit fur Israeliten, fur kinder
Abrahe oder Jüden gehalten, welchs er so klärlich zeugett und beweret, zun
Rom. am 2.[28f.], 4[9ff.], 9[6ff.] und 11[25f.] cap., Gal. 3 [26f.], 4[22f.] und
anderswo. Abraham hatt Gott durch den glauben gefallen, on denselbigen hatt
Gott nieman je gefallen mögen, disen glauben hatt auch Gott in allen seinem
gesatz gefordrett, durch den kan man allein ein volck Gottes sein und den Herren
zum Gott haben. Man leese das 11. capitel zun Hebreern, do sicht man wol, das es
bey den alten wie bey uns alles uff den glauben gestellet gewesen ist!
343Den underscheidt hatt es aber, das Gott seine gnad in Christo, unserem
Herren, nach seiner erhöhung weyter eröffnet und krefftiger bewysen hatt und
jetz nitt allein bey den kinderen Abrahe nach dem fleisch, sonder by allen völcke-
ren und derhalb mitt wenig außerlichen cerimonien, so deren die alten vil gehept
haben. Und derhalb vergleichet der heilig Paulus das volck Gottes under dem
Mose einem jungen, der wol ein erb ist und ein son, wurt aber des alters halb
under den zuchtmeystern gehalten und hatt keinen underscheidt von eim knecht,
| m 3 a | wiewol er ein herr aller ding, under dem offenbarten Christo aber einem
erwachsenen son, der jetz nitt meer under dem zuchtmeister ist, sonder frey
handlet nach seinem verstandt. Also hatt Gott uns ein reichern geyst zugesagt
und leyst uns auch den, so wir warlich an Christum glauben, Gal. 4 [1 ff.].
Do der H. Apostel aber redt von den rechten knechten des gesatzes und die sich
nur des eußeren bundts halten, sofil im buchstaben uff dem berg Synai gegeben,
das ist nur in den eusserlichen ubungen on glauben, gibt er soliche nitt dar wie
knecht und die doch kinder syen, sonder fur ware knecht, die gar nit vom somen
der verheyssung, sonder Agarener von der magt, nit von der Sarah komen,
welche auch die rechten kinder verfolgen.
Also machet344 der heylig Paulus, Rom. 11 [17], das alt volck den rechten natur-
lichen ölbaum, uns heyden est345 von dem wilden ölbaum, die wir jenen ynge-
impffet346 sind und irer wurtzel und fette teylhafft worden, welche uns und wir
nitt sye tragen. Dermässen schreibt er auch zun Ephes. 2 [11 f.] und 3 [6], das wir
den alten eingeleybet und mit inen ein volck Gottes worden seyen, miterbig und
mitleibig.
Wer diß im H. Paulo nitt warnymmet, ist kein wunder, das er gröblich fehle.

343. Welches der war underscheid zwischen den alten und unß. [Marg.].
344. Machet: vergleicht (mit).
345. Est = Äste.
346. Eingepfropft.
 
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