Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0185
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

181

auch allein das recht volck Gottes sind und den glauben wöllen, vertädingen und
hoch heben, hat also das gsatz und den glauben an Christum, die sich in wercken
des gesatzes on Christum üben wolten und die, so an Christum und also durch in
an Gott warlich glaubeten, gegeneinander gehalten und beweret, das, wa der
5 glaub an Christum nit ist, das daselbet das gesatz, wie güt und heilig es an ym
selb ist, ja so vil gotlicher und geistlicher es ist, so fil meer die sund meere, errege
den zorn Gottes, bringe uns den todt und verdamnuß, Rom. 3 [23-26], 7 [6ff.],
Gal. 3 [11f.]. Dann wa man an Christum nitt glaubet, da ist das hertz allein zum
argen genaiget, je meer dan das gesatz zur fromkeit rüffet und treibet, trewet der
10 sunden das ewig gericht Gottes, je meer man zur sunden erhitziget, gott und
seinem gesatz feind wurt, zuletst verzaget und verzweyfflet, finden also alle, die
Christum nit haben, nichtes dan den tod in dem gesatz, das Got zum leben geben
hatt.
340Derhalb musten alle, die sich uff die werck des gesatzes vertrö-| m 2 a | sten,
15 on glauben an Christum keine rechte kinder Abrahe sein, der ein vatter der glau-
bigen ist, sind kinder Agar, nach dem fleisch geporen, verfolgen die kinder des
glaubens, sind burger des irdischen Jerusalem, halten sich nur des buchstabens,
uff dem berg Sinai gegeben, wöllen ire eigen gerechtigkeit in den durfftigen, on-
mächtigen, eusserlichen satzungen uffrichten, das sye der gerechtigkeit Gottes nitt
20 underworffen seyen, Gal.4(29], Rom. 10[3], Philip.2[13], Coloß.2[16ff.], her-
wider aber welche an Christum glauben, die sind durch in die rechten kinder
Abrahe, ware Israeliter, erfüllend das gesatz durch die ware liebe. Dann der glaub
durch die liebe thätig ist341.
Nun dise reden Pauli sehen ettlich also an, das sy verstohn, Paulus gebe den
25 geyst, glauben und hertzliche frommkeit allein denen zu, die nach offenbartem
Evangeli an unseren Herren glauben, und die alten alle seyen nur knecht des
buchstabens gewesen, ire fromkeit nur in cerimonien gehebt, auch allein zu zeit-
licher zusage berüffet, und in summa, was der heylig Paulus denen zugibt342, die
die werck des gesatzes der gnad Christi fursetzeten, das geben sy dem gantzen
30 volck Israel zu, das vor der menschwerdung Christi gewesen, machen also sy
gantz fleischlich und büchsteblich, uns gar geistlich und die die krafft haben des
gesatzes, bey jenen sey es alles schatten und figüren gewesen, bey uns sey es alles
warheit. Gott habe auch mitt jenen keynen anderen bundt dan uff zeitliche from-
keit und leipliche güter uffgericht, bey uns aber sey es alles uff den geyst gerichtet
35 und hierauß vermeinen sy dan zu schliessen, wir seyen so gar eyn ander volck, es
sey also gar ein geistlich wesen bey uns, das uns in keinen wege gepüren möge zu
sehen, wie sy es, die alten, mit iren fleischlichen sacramenten gehalten haben. Die
beschneydung sey ein zeichen und sacrament gewesen des fleischlichen | m 2 b |
bundts, wir haben ein geistlichen.
Das ist aber auch kein wunder, das man auß dem, das nitt ist, etwas schleüsset,

40

340. Welche knecht des buchstabens. [Marg.].
341. Gal 5,6.
342. Zuweist; über die sagt, die ...
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften