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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN
deshalb mit meer eußerlicher zucht und allein bey denen recht offenlich und herr-
lich gewesen, die auch nach dem fleisch kinder Abrahe woren, so nun alle end der
welt begnadet sind.
Derhalb mag kein verstendiger Christ daran ymer zweyfflen, alle sacrament und
bundtzeichen der alten seyndt eygentlich nitt den fleischkinderen und böcken, ob
die wol eusserlich und vor den menschen iren auch teylhafft worden seindt, sonder
den kinderen der verheyßung gegeben, welchen wir eingeympffet und eingeleibet
und mit welchen wir ein volck Gottes worden sind, welches in inen noch in geist-
lichen sachen etwas kindischer, in uns solte etwas erwachsener und volkomner sein.
Derhalb wir billich daruff sehen, wan und welchen Gott bey den alten gewölt
hatt, seine genad und bundt von der kirchen durch seine sacrament mitgeteylet
werden, und so wir sehen, das im gefallen, das solliches allen denen beschehen
solte, die in einigen weg das volck Gottes waren und dazu im ersten alter, sobald
sy inen Gott geben hatt, dann die bestymung der achtag meer daruff gangen, das
man nitt zu lang verzug, dann das es Gott nitt eer oder ebenso grad uff den achten
tag haben wolte, haben wir warlich das darauß zu lernen, das Got |m4b| auch
unsere kinder will heilig haben, das wir auch so bald seinen namen über die an-
rüffen sollen und bekennen, das sye unserthalb in todt geporen, durch Christum
aber wölle sye Got zum ewigen leben annemen und sy new geperen zu seinem
willen.
348Gott, der Herr, beweysets doch mit der that, das er also wie der alten auch
unser und unsers somens Gott sein will, dann wie bey den alten geschehen, das er,
was joch Abgötrey und aberglaubens einreysse, dennoch ymmer sein wort und
offentlichen dienst bey inen erhielte, dadurch alweg ettliche zu warem glauben
und der seligkeit komen sind, also hat er auch bey uns das heilig Evangeli wunder-
barlich erhalten und dadurch vil tausent leut sälig gemacht, wievil joch daneben
abgötterei und aberglauben menschlicher leere eingerissen und gedieht349 ist. Das
freilich nit geschehen, sonder were ein lautter Türckische wesen350 worden, wo
man nit von iuget also auff Christum, den Herren, geteuffet und damit gewysen
wäre, allein in im heil zu suchen. Er machet uns auß neut351, formiert und heiliget
uns in mütterleib zu seinem preyß. Er hat uns ye erwelet, eh der welt grund gelegt
warde, Ephe. 1 [4]. Paulum hat er gleich vom mutterleib an gesundert. So wir dan
nur auff seine zusag zu sehen haben und eben ein volck Gottes sind mit den alten,
der Herr will unser Got sein, wie er jener gewesen ist, so soll warlich der preyß
diser seiner gnaden durch mitteilung seines bundtz auch den kinderen von der
kirchen erhaben werden.
Hieraus mögen alle christen wol sehen, das die ursach, kinder zu teuffen, von
der beschneidung genommen, in der warheit und vor Got bestoht, ist kein men-
schensatze noch spitzfündig argument, wie es soliche on grund dargeben. Die bede
348. Wie Gott sich bewisen,unser Gott zu seyn. [Marg.].
349. Ersonnen.
350. Türkische wesen: Ehebruch.
351. Nichts.
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN
deshalb mit meer eußerlicher zucht und allein bey denen recht offenlich und herr-
lich gewesen, die auch nach dem fleisch kinder Abrahe woren, so nun alle end der
welt begnadet sind.
Derhalb mag kein verstendiger Christ daran ymer zweyfflen, alle sacrament und
bundtzeichen der alten seyndt eygentlich nitt den fleischkinderen und böcken, ob
die wol eusserlich und vor den menschen iren auch teylhafft worden seindt, sonder
den kinderen der verheyßung gegeben, welchen wir eingeympffet und eingeleibet
und mit welchen wir ein volck Gottes worden sind, welches in inen noch in geist-
lichen sachen etwas kindischer, in uns solte etwas erwachsener und volkomner sein.
Derhalb wir billich daruff sehen, wan und welchen Gott bey den alten gewölt
hatt, seine genad und bundt von der kirchen durch seine sacrament mitgeteylet
werden, und so wir sehen, das im gefallen, das solliches allen denen beschehen
solte, die in einigen weg das volck Gottes waren und dazu im ersten alter, sobald
sy inen Gott geben hatt, dann die bestymung der achtag meer daruff gangen, das
man nitt zu lang verzug, dann das es Gott nitt eer oder ebenso grad uff den achten
tag haben wolte, haben wir warlich das darauß zu lernen, das Got |m4b| auch
unsere kinder will heilig haben, das wir auch so bald seinen namen über die an-
rüffen sollen und bekennen, das sye unserthalb in todt geporen, durch Christum
aber wölle sye Got zum ewigen leben annemen und sy new geperen zu seinem
willen.
348Gott, der Herr, beweysets doch mit der that, das er also wie der alten auch
unser und unsers somens Gott sein will, dann wie bey den alten geschehen, das er,
was joch Abgötrey und aberglaubens einreysse, dennoch ymmer sein wort und
offentlichen dienst bey inen erhielte, dadurch alweg ettliche zu warem glauben
und der seligkeit komen sind, also hat er auch bey uns das heilig Evangeli wunder-
barlich erhalten und dadurch vil tausent leut sälig gemacht, wievil joch daneben
abgötterei und aberglauben menschlicher leere eingerissen und gedieht349 ist. Das
freilich nit geschehen, sonder were ein lautter Türckische wesen350 worden, wo
man nit von iuget also auff Christum, den Herren, geteuffet und damit gewysen
wäre, allein in im heil zu suchen. Er machet uns auß neut351, formiert und heiliget
uns in mütterleib zu seinem preyß. Er hat uns ye erwelet, eh der welt grund gelegt
warde, Ephe. 1 [4]. Paulum hat er gleich vom mutterleib an gesundert. So wir dan
nur auff seine zusag zu sehen haben und eben ein volck Gottes sind mit den alten,
der Herr will unser Got sein, wie er jener gewesen ist, so soll warlich der preyß
diser seiner gnaden durch mitteilung seines bundtz auch den kinderen von der
kirchen erhaben werden.
Hieraus mögen alle christen wol sehen, das die ursach, kinder zu teuffen, von
der beschneidung genommen, in der warheit und vor Got bestoht, ist kein men-
schensatze noch spitzfündig argument, wie es soliche on grund dargeben. Die bede
348. Wie Gott sich bewisen,unser Gott zu seyn. [Marg.].
349. Ersonnen.
350. Türkische wesen: Ehebruch.
351. Nichts.
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