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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0189
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

185

sacrament, beschneidung und Tauff, sind in dem gleich, das sie ein ding fürtragen,
die newe gepurt, allein das die nun gewaltiger und bekantlicher | n1a| ist, so ist
das volck gleich und eins, denen bede sacrament verordnet sind, allein das wir am
geyst sollen reicher sein. In einen bundt der gnaden werden wir und sie angenom-
men, allein das diser bundt sich nun weitter strecket und meer eröffnet ist.
Müssen also der warheyt zeugnus geben, das unsere lieben brüder zu Marpurgk
grundt des kindertauffs halb, der auch unser und der gantzen gemeinen kirchen
grund ist und allweg gewesen, des wir bey dem heiligen martyrer Cypriano,
Origene352 und anderen so herliche kuntschafft haben, von unseren lieben brü-
dren, Eweren predigeren, nit widerlegt ist, auch nimmer widerlegt werden mag,
dann gemelter grundt ye die schrifft und Gottes wort ist, aber ewer prediger
widerlegung nit auß der schrifft, sonder auß ungleichem ansehen der schrifften.
Dann do ist überal kein schrifft, die mit worten oder exemplen leere, das man
nieman dan bekennende teuffen solle. So vermags auch keine schrift, ja alle
schrifft Gottes ist darwider, das die beschneydung den fleischlichen kinderen
Abrahe auff zeytliche zusage geben sey und das zu deren gnug sey, das einer nür
dem fleisch nach von Abraham geporen seye. Got hat ein from, gleubig volck
wöllen haben, dazu hat ers angenomen daryn, hat er sich iren Got zu sein bewysen,
dazu hat er inen auch die beschneidung und alle sacrament und Ceremonien geben,
wie er das im gantzen Deutero. und zwar in aller gschrifft, häll und klar für-
haltet. Irer vil habens wol alles bey dem eusserlichen buchstaben und fleischlichen
übungen bleibenlassen, dieselbigen aber hat Got ye und ye wie die heuchler bey
uns nit für die rechten kinder Abrahe gehalten, sonder für hinwürflich353 und
kinder der magt, gohn die lieben H. des alten bundts gar nit an. An welchen man
auch Got schwerlich verletzet und lesteret, so man sein liebes, sondertrautes,
heiliges volck wolte solichen nachschetzen354 oder inen zugeben, das von disen
Paul[us] geschriben. |n1b|
Vom anderen grundt des kindertauffs auß den worten und exempel Christi,
als er sagt: Losset die kindlin zu mir kommen und segnet sye354a_
Cap. XI.
Den anderen grundt haben die Marpurgischen auß den worten und exempel
Christi genommen, alß er die kinder, so man im zubracht, gesegnet hat. Das diser
grund uff gottes wort und ordnung bestehe und den kindertauff eygentlich bewäre,
haben wir oben anzeiget. Ewere prediger sagen nit meer dann, dise ursach drenge
nit, unsprechende kinder zu teuffen, dan Christus weyse damit, wenn zu im kumme
mit unmöselem355 und einfeltigen hertzen, die wölle er nitt verwerffen, der tauff
bleybe in seinem standt, das der allein den bekennenden solle mitgeteylet werden.
352. Cyprian: Ep. 64,2; CS EL 3,2, S. 718; Origenes: Commentaria in Ep. ad Romanos 3,8;MSG14,
Sp.1040.
333. Verwerflich.
334. Gleichstellen. 354a. Mk 10,14.
333. Unmösel = unbefleckt (Von masel = Fleck, Narbe).
 
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