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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0230
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

schribne gepott des Herren sind oder nit. Alles, was sich recht und notwendig
auß dem, so in der schrifft außtru|x2a|cket, schleusset, das ist auß Gott522. Was
man rechts, notwendigs schliessen523 demselbigen zuwider erfindet, ist auß dem
geyst der lügen. Dann nit genug ist, etwas domit ze verwerffen: Das ist nit mit
namen in der schrifft dargeben, oder: Dovon haben wir in der schrifft keinen auß-
truckten befelch, wie es Ewere Prediger dargeben. Man must auch konden dar-
thun: Das ist wider die schrifft. Dan wer nit wider eüch ist, sagt der Herr, der ist
mitt euch, Mar. 9 [40], und wer nit mit mir ist, der ist wider mich, Matth. 12 [30]. Wir
hetten auch nit fug, einigen brauch der Papisten hinzulegen, wan wir nit beweysen
konden, das soliche von Gott nit allein nit gepotten, sonder auch verpotten sein.
Und so die Meß und anders nichts in sich hette, das Gott verpotten hatt, solten
wir daran nichts geenderet haben524. Aber do findt sich so fil, das stracks wider
Gottes gepott ist, darumb hatt man sy enderen müssen. Der Herr verpeuttet uns
in allem Evangelio, unser vertrawen jerget anders uffzusetzen dann uff in allein.
Do hatt man aber die leut mit der Meß uffs priesters opfferen gewysen. Der Herr
sagt: Drincken darauß alle, so verpietten sy, den Leyen den Kelch mitzuteylen525.
Der heylich geist sagt im Paulo: Wen einer schon auß dem heyligen geist und
wunderlich kan ein frembde sprach reden, solle er dennoch in der kirchen
schweigen, wen er das, so er redet, nit außlege. So gepietten die Päpstler, man
soll den Canon526 so leyß lesen, wenn schon jeman Latin köne und aber ein Ley
ist, das er in dennoch nitt verstande. Do ist je, das wider offentliche schrifft ge-
handlet wurdt. Also muß es sich in allem dem halten, das man in der kirchen ver-
dammen und hinthun solle.
Der grund dises allen ist gar hell vom heyligen Paulo dargeben, 2. Tim. 3 [16],
do er also schreibt: Alle schrifft ist von Gott eingeben und nutz zur leer, zur Widerlegung,
nqöq eXeygov|x2b|, id est ad redargutionem, ad iudicium et deprehensionem
erroris, zur besserung, nqoq enavöq'&oooiv, correctionem, instaurationem, zur
underweysung in der gerechtigkeit, das der mensch Gottes gantz sey zu allem guten
werck außbereyttet [2Tim 3,17]. Diß sind die wort Pauli. Ist dan nun die schrifft
nutz, zu leren, das war ist, zu begreiffen, anzuzeigen und zu widerlegen, was
falsch - diß alles vermag das wörtlich elegchos -, zur verbesserung und recht anzu-
richten, das ist epanorthosis, und zur underweysung und anfürung, wie man die
kinder anfüret, welchs paideia ist, und ist zu disem allem also nutz, das der mensch
Gottes hieher gantz werde und zu allem guten werck außbereytet und zugerustet,
so müß in der warheit nicht uberall recht und besserlich sein, man kans rechtes,
unwidersprechliches schliessens bey den kinderen Gottes auß dem, so in der
schrifft außdrucket ist, schliessen und erweysen. Und herwiderumb nichts fal-
sches, kein mißbrauch, nichts zu verbesseren, man kan auß der schriffte abermal
522. Die hauptregel aller lere, dovon in der schrift nichts außgetruckts. [Marg.].
523. Rechts, notwendigs schliessen(s) = aufgrund sachgemäßer, logisch zwingender Schluß-
folgerungen.
524. Die Meß wider Got. [Marg.].
525. Kelchentziehung seit dem 12. Jahrhundert üblich. Vgl.RE 12, S.721.
526. Canon = Canon Missae.

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